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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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verborgen lag.
    Marcie Millar bezog ihren Platz am Wurfplatz. Sie hielt den Ball vor sich, und ich bemerkte, dass ihr erhobener Mittelfinger zu mir zeigte. Ein weiteres Mal ließ sie ihr toxisches Lächeln aufblitzen und warf den Ball in hohem Bogen in meine Richtung.
    Ich erwischte ihn nicht ganz und schickte ihn auf der falschen Seite der Foullinie auf den Boden.
    »Das ist ein Strike!«, rief Miss Sully von ihrem Platz zwischen der ersten und zweiten Base.
    Elliot brüllte von der Spielerbank aus: »Der hatte aber ordentlich Drall - schick ihr einen sauberen!« Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass er Marcie meinte und nicht mich.
    Wieder verließ der Ball Marcies Hand, flog durch die trübe Luft. Ich holte aus, ein absoluter Fehlschlag.
    »Strike zwei«, sagte Anthony Amowitz durch seine Fängermaske hindurch.
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu.
    Dann trat ich von der Plate und vollführte ein paar Übungsschwünge mehr. Ich verfehlte Elliot nur um ein Haar, als er wieder hinter mich trat. Er legte seine Arme um mich und umfasste den Schläger, bündig mit meinen Händen.
    »Ich zeig’s dir«, sagte er in mein Ohr. »So. Merkst du das?
Entspann dich. Jetzt schwing die Hüften - es kommt alles aus der Hüfte.«
    Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde, weil die Augen der gesamten Klasse auf uns ruhten. »Ich glaube, ich hab’s jetzt, danke.«
    »Besorgt euch ein Zimmer«, schrie Marcie. Das gesamte Infield lachte.
    »Wenn du ihr einen anständigen Pitch zuwirfst«, rief Elliot zurück, »dann trifft sie den Ball auch.«
    »Mein Pitch ist in Ordnung.«
    »Ihr Schlag ist in Ordnung.« Elliot senkte die Stimme. Er sprach nur zu mir allein. »Du brichst den Blickkontakt in dem Moment ab, in dem sie den Ball loslässt. Ihre Pitches sind nicht sauber, also musst du zusehen, wie du sie kriegst.«
    »Ihr haltet hier das ganze Spiel auf, Leute!«, rief Miss Sully.
    Das war der Moment, in dem jemand auf dem Parkplatz hinter der Spielerbank meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Mir war, als hörte ich meinen Namen rufen. Ich drehte mich um, wusste aber im selben Augenblick, dass mein Name nicht laut ausgesprochen worden war. Er war ruhig in meinem Geist gesagt worden.
    Nora .
    Patch trug ein ausgewaschenes blaues Baseballcap und hatte die Finger in den Maschendrahtzaun gehakt, während er sich dagegenlehnte. Kein Mantel trotz des Wetters. Von Kopf bis Fuß in Schwarz. Sein Blick war undurchdringlich und abweisend, als er mich ansah, aber ich vermutete, dass dahinter eine ganze Menge los war.
    Eine weitere Kette aus Worten kroch durch meinen Geist.
    Schlagtraining? Netter … Touch.
    Ich holte tief Luft und sagte mir, dass ich mir diese Worte nur einbildete. Weil die Alternative darin bestand, dass Patch
die Macht hatte, Worte in meinen Geist einzuschleusen. Was nicht sein konnte. Es konnte einfach nicht sein. Es sei denn, ich litt unter Wahnvorstellungen. Das jagte mir allerdings mehr Angst ein als der Gedanke, er könnte über alle normalen Kommunikationsmethoden hinaus willentlich zu mir sprechen, ohne auch nur den Mund aufzumachen.
    »Grey! Konzentrieren Sie sich auf das Spiel!«
    Blinzelnd erwachte ich gerade noch rechtzeitig zum Leben, um zu sehen, wie der Ball durch die Luft auf mich zuflog. Ich holte aus, dann hörte ich wieder Worte in meinem Kopf.
    Noch … nicht.
    Ich zögerte, wartete, bis der Ball noch näher war. Als er herunterkam, machte ich einen Schritt nach vorn an die Plate und schwang den Schläger mit aller Macht.
    Ein lauter Knall ertönte, und der Schläger vibrierte in meinen Händen. Der Ball schoss zu Marcie zurück, die getroffen auf den Rücken fiel. Zwischen Shortstop und zweiter Base hüpfte der Ball ins Gras des Outfield.
    »Renn!«, schrie mein Team von der Spielerbank. »Renn, Nora!«
    Ich rannte.
    »Wirf den Schläger weg!«, schrien sie.
    Ich schmiss ihn zur Seite.
    »Bleib auf der ersten Base stehen!«
    Tat ich nicht.
    Ich trat auf eine Ecke der ersten Base, umrundete sie, sprintete weiter zur zweiten. Das linke Feld hatte jetzt den Ball und wartete nur darauf, mich abzuwerfen. Ich senkte den Kopf, pumpte mit den Armen und versuchte mich daran zu erinnern, wie die Profis auf dem Sportkanal immer auf die Base schlitterten. Die Füße voran? Den Kopf zuerst? Anhalten, sich hinwerfen und rollen?

    Der Ball segelte zum zweiten Baseman, wirbelte als weißer Fleck in meinem Augenwinkel. Ein aufgeregter Chor, der nur das Wort »Schlittern!« schrie, kam von der Spielerbank, aber

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