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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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Familienzeit entkommen kann. Meine Mutter hat einen Nervenzusammenbruch. Sie meint, ihre Erziehung wäre an meinen schlechten Noten schuld. Anscheinend sieht sie die Lösung darin, mehr Zeit mit mir zu verbringen. Wünsch mir Glück.«
    Ich klappte mein Telefon zu und verkroch mich tief in mein Bett. Dann stellte ich mir Patchs gewissenloses Grinsen vor und seine glitzernden schwarzen Augen. Nachdem ich mich lange Minuten im Bett herumgewälzt hatte, gab ich es auf, es mir bequem machen zu wollen. Die Wahrheit war, dass Bequemlichkeit nicht in Frage kam, solange ich Patch im Kopf hatte.
    Als ich klein war, hatte Dorotheas Patenkind Lionel einmal
alle Gläser in der Küche zerbrochen. Er hatte die Scherben zusammengekehrt, bis auf eine, und mich dann dazu herausgefordert, daran zu lecken. Mich in Patch zu verlieben war in meiner Vorstellung ungefähr dasselbe, wie an dieser Scherbe zu lecken. Ich wusste, dass es dumm war. Ich wusste, dass ich mich schneiden würde. Doch nach all diesen Jahren hatte sich eines nicht geändert: Gefahr zog mich immer noch an.
    Unvermittelt setzte ich mich im Bett auf und griff nach meinem Handy. Ich machte Licht.
    Der Akku zeigte volle Ladung an.
    Mein Rücken prickelte unheilvoll. Das Handy war doch kaputt. Wie hatten also meine Mutter und Vee durchkommen können?
     
    Regen ging auf die bunten Markisen der Läden am Pier nieder und ergoss sich auf den Bürgersteig. Die antiken Gaslaternen, die an beiden Seiten der Straße aufgereiht waren, erwachten zum Leben. Mit aneinanderstoßenden Regenschirmen hechteten Vee und ich den Gehsteig entlang und unter die rot-weiß gestreifte Markise von Victoria’s Secret. Wir schüttelten unsere Regenschirme gleichzeitig aus und stellten sie aufrecht neben den Eingang.
    Ein Donnerschlag ließ uns zur Tür hinein fliehen.
    Ich stampfte Wasser von meinen Schuhen und schüttelte die Kälte ab. Auf einem Ständer in der Mitte des Ladens brannten ein paar Aromalampen und umgaben uns mit einem exotischen, lebendigen Duft.
    Eine Frau in schwarzen Hosen und einem schwarzen Stretch-T-Shirt kam auf uns zu. Sie hatte ein Maßband um den Hals hängen und wollte gerade danach greifen. »Hättet ihr Mädchen gerne gratis eure Maße …«
    »Stecken Sie das verdammte Maßband weg«, befahl Vee.
»Ich kenne meine Maße schon. Ich brauche nicht daran erinnert zu werden.«
    Ich warf der Frau ein teilweise entschuldigendes Lächeln zu, bevor ich Vee folgte, die auf dem Weg nach hinten war, in Richtung der Körbe mit herabgesetzter Ware.
    »Körbchengröße D ist nichts, wofür man sich schämen müsste«, sagte ich zu ihr. Ich griff nach einem blauen Satin-BH und suchte das Preisschild.
    »Wer redet hier von schämen?«, sagte Vee. »Ich schäme mich nicht. Warum sollte ich? Die einzigen anderen sechzehnjährigen Teenager mit Busen wie meinem sind silikongefüllt - und alle wissen das. Warum sollte ich mich schämen?« Sie wühlte in einem Korb. »Meinst du, sie haben einen BH hier drin, der meine Mäuse flachdrückt?«
    »Die heißen Sport-BHs und haben eine üble Nebenwirkung, genannt der Einheitsbusen«, sagte ich, während ich einen schwarzen Spitzen-BH aus dem Haufen auswählte.
    Ich hätte keine Unterwäsche anschauen sollen. Natürlich brachte mich das auf sexy Gedanken. Wie küssen. Und Patch.
    Ich schloss die Augen und dachte an letzte Nacht. Die Berührung von Patchs Hand an meiner Hüfte, seine Lippen an meinem Nacken …
    Vee erwischte mich beim Tagträumen und warf mir einen türkisen Slip mit Leopardenmuster zu. »Der würde dir gut stehen«, sagte sie. »Du brauchst nur noch ein Hinterteil wie meins, um ihn auszufüllen.«
    Was war nur los mit mir? Beinahe hätte ich Patch geküsst. Denselben Patch, der möglicherweise in meinen Kopf eindrang. Denselben Patch, der mich davor bewahrt hatte, vom Erzengel zu Tode zu stürzen - weil ich nämlich sicher war, dass genau das passiert war, auch wenn ich keinerlei logische Erklärung dafür hatte. Ich fragte mich, ob er irgendwie die Zeit angehalten hatte, um meinen Fall aufzufangen. Wenn er
imstande war, in meinem Geist zu sprechen, dann konnte er ja vielleicht auch andere Dinge tun.
    Oder, und mich schauderte bei dem Gedanken, ich konnte vielleicht meinem Verstand nicht mehr trauen.
    Ich hatte das Stück Papier aufgehoben, das Patch in meine Hosentasche gesteckt hatte, aber unter keinen Umständen würde ich heute Abend auf diese Party gehen. Im Geheimen genoss ich die Anziehung zwischen uns, aber das

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