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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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endlich zum Schulschluss klingelte. Noch vor der Schule hatte ich im Krankenhaus angerufen, und man hatte mir gesagt, dass Vee auf dem Weg in den Operationssaal war. Ihr linker Arm war bei dem Überfall gebrochen worden, und da der Knochen nicht richtig ausgerichtet war, musste sie operiert werden. Ich wollte sie sehen, durfte aber erst später am Nachmittag kommen, wenn die Betäubung nachließ und das Personal sie in ihr eigenes Zimmer gefahren hatte. Es war besonders wichtig, ihre Version des Angriffs zu hören, bevor sie entweder die Details vergaß oder aber sie beschönigte. Alles, woran sie sich erinnerte, konnte das Bild vervollständigen und mir helfen, herauszufinden, wer es getan hatte.
    Als die Stunden verstrichen und es langsam Nachmittag wurde, wanderte mein Interesse von Vee zu dem Mädchen vor Victoria’s Secret. Wer war sie? Was wollte sie? Vielleicht war es auch lediglich ein merkwürdiger Zufall, dass Vee nur Minuten nachdem ich gesehen hatte, wie das Mädchen ihr folgte, überfallen worden war, aber mein Instinkt sprach dagegen. Ich wünschte, ich hätte ein klareres Bild von ihrem Aussehen. Der formlose Kapuzenpulli und die Jeans, dazu noch der Regen, hatten sie gut getarnt. Es war möglich, dass es Marcie Millar gewesen war. Aber tief in meinem Inneren hielt ich es für unwahrscheinlich.

    Ich ging bei meinem Spind vorbei, um mein Biologiebuch zu holen, und machte mich dann auf den Weg zur letzten Stunde. Als ich hereinkam, sah ich, dass Patchs Stuhl leer war. Typisch, er würde im letzten Moment auftauchen, beim letzten Klingeln. Aber es klingelte, und Coach stellte sich vor die Tafel und fing an, über Gleichgewicht zu reden.
    Ich sinnierte über Patchs leeren Stuhl. Eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf spekulierte, dass seine Abwesenheit mit Vees Überfall in Verbindung stehen könnte. Es war schon komisch, dass er am Tag danach nicht erschien. Und ich konnte das eisige Frösteln nicht vergessen, das ich gefühlt hatte, kurz bevor ich aus dem Schaufenster von Victoria’s Secret hinausgesehen hatte, als ich merkte, dass ich beobachtet wurde.
    Jedes Mal, wenn ich das gefühlt hatte, war Patch in der Nähe gewesen. Die Stimme der Vernunft jedoch plädierte dafür, dass Patch nichts damit zu tun hatte. Er konnte eine Erkältung haben. Oder das Benzin war ihm auf dem Weg zur Schule ausgegangen, und er stand Meilen entfernt am Straßenrand. Vielleicht fand auch in Bo’s Arcade ein Billardspiel mit hohen Einsätzen statt, und er hatte sich ausgerechnet, dass das gewinnbringender wäre als ein mit dem Erlernen der Komplexitäten des menschlichen Körpers verbrachter Nachmittag.
    Am Ende der Stunde hielt Coach mich an der Tür auf.
    »Warte mal eine Minute, Nora.«
    Ich drehte mich um und warf mir den Rucksack über die Schulter. »Ja?«
    Er hielt mir ein gefaltetes Blatt Papier hin. »Miss Greene ist vor der Stunde zu mir gekommen und hat mich gebeten, dir das hier zu geben«, sagte er.
    Ich nahm das Papier. »Miss Greene?« Ich hatte keine Lehrerin, die so hieß.

    »Die neue Schulpsychologin. Sie hat gerade Dr. Hendricksons Stelle übernommen.«
    Ich faltete das Blatt auseinander und las die Nachricht, die darauf stand.
    Liebe Nora,
    ich werde Dr. Hendricksons Rolle als Deine Schulpsychologin übernehmen.
    Mir ist aufgefallen, dass Du Deine letzten Verabredungen mit Dr. H versäumt hast. Bitte komm so bald wie möglich, damit wir uns kennen lernen. Ich habe Deiner Mutter geschrieben, um sie von der Veränderung in Kenntnis zu setzen.
    Alles Gute,
    Miss Greene
    »Danke«, sagte ich zu Coach und faltete das Papier so klein zusammen, dass es in meine Hosentasche passte.
    Draußen in der Halle ließ ich mich mit der Menge treiben. Es war unvermeidlich - diesmal musste ich hingehen, und zwar sofort. Ich navigierte durch die Hallen, bis ich die geschlossene Tür zu Dr. Hendricksons Büro erspähte. Es stimmte, da war ein neues Schild an der Tür. Das polierte Messing glänzte auf der langweiligen Eichentür: MISS D. GREENE, SCHULPSYCHOLOGIN.
    Ich klopfte an, und einen Augenblick später öffnete sich die Tür. Miss Greene hatte makellose weiße Haut, meerblaue Augen, einen üppigen Mund und feines, glattes, blondes Haar, das ihr bis zu den Ellbogen reichte. Es war oberhalb ihres ovalen Gesichts gescheitelt. Eine türkisfarbene Brille in Katzenaugenform saß auf ihrer Nasenspitze, und sie war mit einem engen, grauen Rock mit Fischgrätmuster und einer rosa Seidenbluse ziemlich streng gekleidet. Sie

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