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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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erst gegen neun oder zehn Uhr abends nach Hause geht.«
    »Aber eine Haushälterin ist nicht dasselbe wie eine Mutter.«
    Ich sah zur Tür. Versuchte nicht einmal, diskret zu sein.
    »Hast du eine beste Freundin? Einen Freund? Jemanden, mit dem du reden kannst, wenn eure Haushälterin … nicht geeignet ist?« Sie tunkte einen Teebeutel in den Becher, dann hob sie ihn, um einen Schluck zu nehmen.
    »Ich habe eine beste Freundin.« Ich hatte beschlossen, so wenig wie möglich preiszugeben. Je weniger ich sagte, desto kürzer die Sitzung. Je kürzer die Sitzung, desto schneller konnte ich Vee besuchen.
    Ihre Augenbrauen hoben sich. »Freund?«
    »Nein.«

    »Du bist ein attraktives Mädchen. Da müsste doch Interesse seitens des anderen Geschlechts bestehen.«
    »Es ist so«, sagte ich so geduldig wie nur möglich. »Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie mir helfen wollen, aber ich hatte genau dasselbe Gespräch bereits vor einem Jahr mit Dr. Hendrickson, als mein Vater gestorben ist. Es mit Ihnen wiederzukäuen macht es nicht besser. Es ist, als würde man die Zeit zurückdrehen und alles noch mal erleben. Ja, es war tragisch und schrecklich, und ich muss damit immer noch jeden Tag von neuem fertig werden, aber ich möchte das jetzt wirklich hinter mir lassen.«
    Die Uhr an der Wand tickte zwischen uns.
    »Gut«, sagte Miss Greene und setzte ein Lächeln auf. »Es ist sehr hilfreich, deinen Standpunkt zu kennen, Nora. Genau darauf wollte ich die ganze Zeit hinaus. Ich werde deine Gefühle in der Akte notieren. Sonst noch etwas, worüber du gern sprechen möchtest?«
    »Nee.« Ich lächelte, um ihr zu versichern, dass es mir wirklich gut ging, ehrlich.
    Sie blätterte ein paar mehr Seiten in meiner Akte durch. Ich hatte keine Ahnung, was für Beobachtungen Dr. Hendrickson darin verewigt hatte, aber ich wollte wirklich nicht so lange hier herumhängen, bis ich es herausfand.
    Ich hob meinen Rucksack vom Boden auf und rutschte an den Rand des Sessels. »Ich will Sie ja nicht unterbrechen, aber um vier habe ich einen Termin.«
    »Ja?«
    Ich hatte keine Lust, Miss Greene von Vees Überfall zu erzählen. »Recherchen in der Bibliothek«, log ich.
    »Für welches Fach?«
    Ich gab das erste Fach an, das mir in den Sinn kam. »Bio.«
    »Da wir gerade von Fächern sprechen, wie geht’s dir schulisch? Etwas, worüber du dir Sorgen machst?

    »Nein.«
    Sie blätterte ein paar weitere Seiten in meiner Akte um. »Sehr gute Noten«, stellte sie fest. »Hier steht, dass du deinem Biologiepartner, Patch Cipriano, Nachhilfe gibst.« Sie sah auf, suchte offenbar meine Zustimmung.
    Es überraschte mich, dass meine Nachhilfestunden wichtig genug genommen wurden, um bis in die Akte des Schulpsychologen zu gelangen. »Bisher haben wir uns nicht treffen können. Unsere Stundenpläne passen nicht zusammen.« Ich zuckte mit den Schultern, als wollte ich sagen: Was soll man da machen?
    Sie ordnete all die losen Blätter in meiner Akte und packte sie dann in den neuen Ordner, den sie von Hand beschriftet hatte. »Nur um dich vorzuwarnen: Ich werde mit Mr. McConaughy darüber sprechen, unter welchen Bedingungen diese Nachhilfestunden stattfinden sollten. Ich möchte, dass alle Termine hier in der Schule stattfinden, unter direkter Aufsicht eines Lehrers oder eines anderen Mitglieds des Lehrkörpers. Ich möchte nicht, dass du Patch anderswo Nachhilfe gibst. Und ich will auf keinen Fall, dass ihr euch alleine trefft.«
    Ein Schauer überlief mich. »Warum? Was ist denn los?«
    »Darüber kann ich nicht sprechen.«
    Der einzige Grund, der mir einfiel, warum sie nicht wollte, dass ich mit Patch allein wäre, war der, dass er gefährlich war. Meine Vergangenheit könnte dir Angst einflößen, hatte er auf der Einsteigeplattform des Erzengels gesagt.
    »Danke, dass du dir Zeit genommen hast; ich möchte dich nicht länger aufhalten«, sagte Miss Greene. Sie ging zur Tür und hielt sie mit ihrer schmalen Hüfte offen. Zum Abschied lächelte sie mich an, aber das war reine Routine.

    Nachdem ich Miss Greenes Büro verlassen hatte, rief ich im Krankenhaus an. Vee hatte ihre Operation überstanden, aber sie erholte sich noch und konnte vor sieben keinen Besuch empfangen. Ich sah auf die Uhr auf meinem Handy. Drei Stunden noch. Ich ging zu meinem Fiat auf dem Schülerparkplatz und ließ mich hineinfallen, in der Hoffnung, dass ein mit Hausaufgaben in der Bibliothek verbrachter Nachmittag mich vom langen Warten ablenken würde.
    Ich blieb den ganzen

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