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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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gesehen? Harrison Grey, der anständigste Buchhalter der Welt … rebellisch?«
    Sie seufzte auf. »Um Himmels willen, nein! Er hat mal eine Weile sein Haar lang getragen. Es war wellig und blond - wie bei einem Surfer. Allerdings hat seine Hornbrille den Look zerstört. Also … darf ich fragen, wie wir auf dieses Thema gekommen sind?«
    Ich hatte keine Ahnung, wie ich meiner Mutter meine widersprüchlichen Gefühle gegenüber Patch erklären sollte. Ich hatte keine Ahnung, wie ich Patch überhaupt erklären sollte. Meine Mutter erwartete wahrscheinlich eine Erklärung, die die Namen seiner Eltern beinhaltete sowie seinen Notendurchschnitt, in welcher Schulmannschaft er spielte und an welchen Colleges er sich bewerben wollte. Ich wollte sie nicht beunruhigen, indem ich sagte, dass ich meine Spardose darauf verwetten würde, dass Patch ein Vorstrafenregister hatte. »Es gibt da diesen Jungen«, sagte ich, unfähig, beim Gedanken an Patch ein Lächeln zu unterdrücken. »Wir haben uns in letzter Zeit getroffen. Hauptsächlich wegen Schulangelegenheiten.«
    »Oh, ein Junge«, sagte sie geheimnisvoll. »Und? Ist er im Schachclub? Schülerrat? Tennismannschaft?

    »Er mag Pool«, bot ich ihr optimistisch an.
    »Ein Schwimmer! Ist er so hübsch wie Michael Phelps? Wenn’s ums Aussehen geht, neige ich allerdings eher zu Ryan Lochte.«
    Ich dachte daran, meine Mutter zu korrigieren. Nach reiflichem Überlegen fand ich es dann allerdings doch besser, das Ganze nicht klarzustellen. Pool(billard), Schwimmen … es hatte doch eine gewisse Ähnlichkeit, oder?
    Das Telefon klingelte, und Mom streckte sich über das Sofa, um den Hörer abzunehmen. Zehn Sekunden später ließ sie sich gegen die Sofalehne fallen und schlug sich mit der Handfläche an die Stirn. »Nein, das ist kein Problem. Ich komme schnell rüber, hole es und liefere es gleich morgen früh als Erstes ab.«
    »Hugo?«, fragte ich, nachdem sie aufgelegt hatte. Hugo war der Chef meiner Mutter, und zu sagen, dass er ständig anrief, wäre eine Untertreibung gewesen. Einmal hatte er sie sogar an einem Sonntag zur Arbeit gerufen, weil er nicht herausbekam, wie der Fotokopierer funktionierte.
    »Er hat ein paar Papiere im Büro gelassen, und ich soll sie abholen. Ich muss sie kopieren, aber das sollte nicht länger dauern als eine Stunde. Bist du mit den Hausaufgaben fertig?«
    »Noch nicht.«
    »Dann kann ich mein Gewissen ja damit beruhigen, dass wir unsere Zeit sowieso nicht miteinander verbracht hätten, auch wenn ich hierbleiben könnte.« Sie seufzte und stand auf. »In einer Stunde?«
    »Sag Hugo, er soll dich besser bezahlen.«
    »Viel besser«, erwiderte sie lachend.
    Sobald ich das Haus für mich hatte, räumte ich das Frühstücksgeschirr vom Tisch und machte Platz für meine Schulbücher. Englisch, Geschichte, Bio. Mit einem nagelneuen
2B-Bleistift bewaffnet, schlug ich das oberste Buch auf und machte mich an die Arbeit.
    Eine Viertelstunde später rebellierte mein Verstand und lehnte es ab, einen weiteren Absatz Europäischer Feudalsysteme zu verdauen. Ich fragte mich, was Patch eigentlich nach der Arbeit machte. Hausaufgaben? Schwer zu glauben. Pizza essen und Basketball im Fernsehen gucken? Möglich, kam mir aber auch nicht richtig vor. Wetten abschließen und Billard spielen in Bo’s Arcade war da schon wahrscheinlicher.
    Ich hatte das unerklärliche Bedürfnis, zu Bo’s zu fahren und mein Verhalten von vorhin zu verteidigen, doch das erledigte sich von selbst, einfach dadurch, dass ich nicht genug Zeit hatte. Mom würde schneller zu Hause sein, als ich für die halbstündige Fahrt dorthin brauchte. Ganz abgesehen davon, dass Patch nicht die Art Junge war, die man einfach so aufstöbern konnte. In der Vergangenheit hatten sich unsere Treffen nach seinem Kalender gerichtet, nicht nach meinem. Immer.
    Ich ging die Treppe hinauf, um mir etwas Bequemes anzuziehen. Nachdem ich meine Zimmertür aufgedrückt hatte, machte ich erst drei Schritte hinein, bevor ich stutzte. Meine Schubladen waren herausgerissen, Kleider lagen überall auf dem Boden verteilt. Das Bett war auseinandergerissen. Die Schranktüren standen offen und hingen schief in den Angeln. Bücher und Bilderrahmen lagen auf dem Boden verstreut.
    Ich sah, wie sich im Fenster gegenüber eine Bewegung spiegelte, und fuhr herum. Er stand an der Wand hinter mir, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Mit einer Skimaske. Mein Hirn war völlig vernebelt, fing gerade erst an, meinen Beinen Renn! zu

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