Engel Der Nacht
Baum hinuntergeklettert«, sagte ich.
Detective Basso drehte den Kopf zu mir. »Wie war es denn nun? Ist er geklettert oder gesprungen? Er könnte sich an Ihnen vorbeigedrängt haben und zur Vordertür hinausgegangen sein. Es wäre die logischste Möglichkeit. Das hätte ich getan. Ich frage Sie noch einmal, denken Sie sorgfältig nach. Haben Sie wirklich heute Abend jemanden in Ihrem Zimmer gesehen?«
Er glaubte mir nicht. Er dachte, ich hätte mir das alles ausgedacht. Einen Moment lang war ich versucht, dasselbe
zu denken. Was stimmte bloß nicht mit mir? Warum passte die Wahrheit nie mit der Wirklichkeit zusammen? Meiner geistigen Gesundheit zuliebe sagte ich mir, dass es nicht an mir lag. Es war der Typ mit der Skimaske. Er machte das. Ich wusste zwar nicht, wie, aber er war schuld.
Detective Holstijic brach das gespannte Schweigen: »Wann kommen Ihre Eltern nach Hause?«
»Ich lebe mit meiner Mutter zusammen. Sie musste nochmal kurz ins Büro.«
»Wir müssen Ihnen beiden ein paar Fragen stellen«, fuhr er fort. Er zeigte auf mein Bett, damit ich mich hinsetzte, aber ich schüttelte benommen den Kopf. »Haben Sie sich vor kurzem von einem Freund getrennt?«
»Nein.«
»Drogen? Haben Sie Probleme damit, jetzt, oder hatten Sie welche in der Vergangenheit?«
»Nein.«
»Sie erwähnten, dass Sie mit Ihrer Mutter zusammenleben. Was ist mit Ihrem Vater? Wo ist er?«
»Es war ein Fehler«, sagte ich. »Entschuldigen Sie. Ich hätte nicht anrufen sollen.«
Die beiden Polizisten sahen sich an. Detective Holstijic schloss die Augen und massierte sich die inneren Augenwinkel. Detective Basso sah aus, als wäre er der Meinung, er hätte genug Zeit verschwendet.
»Wir haben zu tun«, sagte er. »Sind Sie in Ordnung hier so allein, bis Ihre Mutter zurückkommt?«
Ich hörte ihm kaum zu, denn ich konnte meine Augen nicht vom Fenster abwenden. Wie machte er das nur? Eine Viertelstunde. Er hatte eine Viertelstunde Zeit gehabt, um einen Weg zurück ins Haus zu finden und das Zimmer in Ordnung zu bringen, bevor die Polizei kam. Und ich war die ganze Zeit über unten gewesen . Als mir klar wurde,
dass ich allein mit ihm im Haus gewesen war, schauderte ich.
Detective Holstijic hielt mir seine Visitenkarte hin. »Kann Ihre Mutter uns anrufen, sobald sie zurückkommt?«
»Wir finden allein hinaus«, sagte Detective Basso. Er war schon halb durch den Flur.
FÜNFZEHN
D u glaubst, Elliot hat jemanden ermordet ?!«
»Schsch!«, zischte ich Vee zu und warf dabei einen hektischen Blick über die Tischreihen im Labor, um sicherzustellen, dass niemand mitgehört hatte. »Nimm es mir nicht übel, Süße, aber allmählich machst du dich lächerlich. Erst hat er mich überfallen. Jetzt ist er ein Mörder. Tut mir leid, aber - Elliot? Ein Mörder? Er ist so ziemlich der netteste Junge, den ich jemals kennen gelernt habe. Wann hat er denn vergessen, dir die Tür aufzuhalten? Ach ja, richtig … niemals .«
Wir hatten gerade Bio, und Vee lag auf dem Rücken vor mir, auf einem Tisch. Es war eine Versuchsstunde zum Thema Blutdruck, und Vee sollte sich schweigend fünf Minuten lang ausruhen. Normalerweise hätte ich mit Patch zusammenarbeiten müssen, aber Coach hatte uns einen Tag lang erlaubt, unsere Partner frei zu wählen; Patch arbeitete weiter vorn mit einer Sportskanone namens Thomas Rookery zusammen.
»Er ist in einem Mordfall als Verdächtiger verhört worden«, flüsterte ich, weil ich Coachs Blick auf uns spürte. Ich schrieb ein paar Notizen auf mein Laborblatt. Die Versuchsperson ist ruhig und entspannt. Die Versuchsperson hat seit dreieinhalb Minuten nicht gesprochen. »Die Polizei dachte offensichtlich, er hätte sowohl ein Motiv als auch die Möglichkeit dazu gehabt.«
»Bist du sicher, dass es derselbe Elliot ist?«
»Wie viele Elliot Saunders, meinst du, waren im Februar auf der Kinghorn?«
Vee klimperte mit den Fingern auf ihrem Bauch. »Es ist nur einfach wirklich schwer zu glauben. Und außerdem, was ist schon dabei, dass er verhört worden ist? Wichtig ist doch, dass sie ihn freigelassen haben. Sie haben ihn für unschuldig gehalten.«
»Weil sie einen Abschiedsbrief gefunden haben, der von Halverson geschrieben war.«
»Wer ist Halverson noch mal?«
»Kjirsten Halverson«, sagte ich ungeduldig. »Das Mädchen, das sich erhängt haben soll.«
»Vielleicht hat sie sich wirklich erhängt. Ich meine, was, wenn sie sich eines Tages gesagt hat: ›Hey, das Leben ödet mich an‹, und sich dann an einem
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