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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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neurotisch an, Baby.«
    »Ich kann nicht glauben, dass du mit Elliot nach Portland gefahren bist!« Plötzlich überkam mich wieder die Angst. »Weiß er, dass du gerade mit mir telefonierst?«
    »Damit er kommen und dich umbringen kann? Nein, tut mir leid. Er und Jules sind zur Kinghorn gelaufen, um etwas zu holen, und ich hänge hier allein herum. Ich könnte ein bisschen Verstärkung gebrauchen. Hey!«, brüllte Vee in den Hintergrund. »Hände weg, verstanden? W-E-G. Nora? Ich bin hier nicht gerade in der besten Gegend. Mach schnell.«
    »Wo bist du?«
    »Wart mal … okay, am Gebäude gegenüber steht einssieben-zwei-sieben. Die Straße heißt Highsmith, ich bin mir fast sicher.«

    »Ich komme, so schnell ich kann. Aber ich bleibe nicht da. Ich fahre nach Hause und du mit mir. Halten Sie an!«, rief ich dem Busfahrer zu.
    Er trat auf die Bremse, und ich wurde gegen den Sitz vor mir geschleudert.
    »Können Sie mir sagen, wie ich zur Highsmith komme?«, fragte ich ihn, als ich es bis zum Ende des Gangs geschafft hatte.
    Er zeigte zu den Fenstern auf der rechten Seite des Busses hinaus. »Westlich von hier. Wollen Sie zu Fuß gehen?« Er musterte mich von oben bis unten. »Dann sollte ich Sie warnen, das ist eine raue Gegend.«
    Toll.
    Ich musste nur ein paar Blocks weit gehen, bevor ich merkte, dass der Busfahrer gut daran getan hatte, mich zu warnen. Die Umgebung veränderte sich drastisch. Statt der niedlichen Läden ragten Gebäude auf, die mit Gang-Graffiti besprüht waren. Die Fenster waren dunkel und mit Eisen vergittert, und die Gehsteige erstreckten sich als verlassene Wege tief in den Nebel hinein.
    Ein langsam rasselnder Laut drang aus dem Nebel, und eine Frau, die einen Einkaufswagen voller Müll vor sich her schob, erschien in meinem Blickfeld. Ihre Augen sahen aus wie Rosinen, dunkel und rund, und sie zwinkerten fast beutegierig zu mir herüber.
    »Was haben wir denn da?«, sagte sie durch eine Zahnlücke.
    Ich trat diskret zurück und hielt meine Handtasche fest.
    »Das sieht mir nach einem Mantel, Handschuhen und einer hübschen Wollmütze aus«, lispelte sie. »Ich wollte immer schon eine hübsche Wollmütze haben.« Sie sprach das Wort hüpch aus.

    »Hallo«, sagte ich, räusperte mich und versuchte freundlich zu klingen. »Können Sie mir bitte sagen, wie weit es noch bis zur Highsmith ist?«
    Sie kicherte.
    »Ein Busfahrer hat mich in diese Richtung geschickt«, sagte ich, schon etwas unsicherer.
    »Er hat dir gesagt, die Highsmith wäre in diese Richtung?«, sagte sie irritiert. »Ich weiß, wo die Highsmith ist, und das ist nicht hier.«
    Ich wartete, aber sie ging nicht weiter darauf ein. »Könnten Sie mir vielleicht den Weg sagen?«, fragte ich.
    »Das kann ich.« Sie tippte sich mit einem Finger, der mich an einen knorrigen, knotigen Zweig erinnerte, an den Kopf. »Ich hab alles hier drin, wirklich.«
    »Wo geht’s denn zur Highsmith?«, ermutigte ich sie.
    »Aber das kann ich dir doch nicht umsonst sagen«, erwiderte sie in tadelndem Tonfall. »Das kostet was. Man muss ja schließlich leben. Hat dir noch niemand gesagt, dass es im Leben nichts umsonst gibt?«
    »Ich habe kein Geld.« Zumindest nicht viel. Gerade genug für eine Busfahrkarte nach Hause.
    »Du hast einen schönen warmen Mantel.«
    Ich sah auf meinen wattierten Mantel hinunter. Ein kalter Wind blies durch mein Haar, und die Idee, meinen Mantel auszuziehen, verursachte mir eine Gänsehaut. »Ich habe den Mantel gerade erst zu Weihnachten bekommen.«
    »Ich friere mir hier den Hintern ab«, schnappte sie. »Willst du nun wissen, wo du hinmusst, oder nicht?«
    Ich konnte nicht glauben, dass ich wirklich hier stand. Ich konnte nicht glauben, dass ich mit einer obdachlosen Frau um meinen Mantel feilschte. Vee stand so tief in meiner Schuld, dass sie es wahrscheinlich bis an ihr Lebensende nicht würde abbezahlen können.

    Ich zog meinen Mantel aus und sah zu, wie sie den Reißverschluss hochzog.
    Mein Atem sah aus wie Rauch. Ich schlang die Arme um mich und stampfte mit den Füßen, in dem Versuch, meine Körperwärme zu halten. »Können Sie mir jetzt bitte sagen, wie ich zur Highsmith komme?«
    »Willst du den langen oder den kurzen Weg?«
    »D-d-den k-k-urzen«, bibberte ich.
    »Das kostet noch etwas mehr. Der kurze Weg kostet noch eine Kleinigkeit mehr. Wie schon gesagt, ich wollte immer schon so eine hübsche Wollmütze haben.«
    Ich nahm die rosaweiße Beanie vom Kopf. »Highsmith?«, fragte ich und versuchte, den

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