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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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verdiene, dann kann ich meine Miete nicht bezahlen.«
    Plötzlich wünschte ich, dass der Kellner am anderen Ende des Raums meine Bestellung aufnehmen würde. Er war klein, hatte eine Glatze bis zu den Ohren, und sein Körper ahmte die Zahnstocher im Spender am Ende des Tischs nach. Sein Blick hob sich nie höher als eineinhalb Meter über den Boden. So schlecht ich mich hinterher auch gefühlt hätte,
ein einziges Lächeln von mir, und er hätte wahrscheinlich Kjirstens komplette Lebensgeschichte ausgespuckt.
    »Entschuldigung«, sagte ich zu Whitney. »Ich kann nur einfach nicht aufhören, an den Mord zu denken. Das ist für Sie natürlich schon lange vorbei. Sie müssen ständig Reporter hier gehabt haben, die Fragen gestellt haben.«
    Sie sah mich durchdringend an. »Brauchen Sie noch ein paar Minuten, um sich die Karte anzusehen?«
    »Ich persönlich finde Reporter ziemlich lästig.«
    Sie beugte sich zu mir vor und stützte sich dabei mit einer Hand auf der Tischplatte ab. »Ich finde Kunden lästig, die nicht in die Gänge kommen.«
    Ich seufzte unhörbar und schlug die Speisekarte auf. »Was empfehlen Sie?«
    »Alles ist gut. Fragen Sie meinen Freund.« Sie lächelte knapp. »Er ist der Koch.«
    »Wo wir gerade von Freunden reden … hatte Kjirsten einen?« Schöne Überleitung , sagte ich mir.
    »Rücken Sie schon raus damit«, verlangte Whitney. »Sind Sie Polizistin? Anwältin? Reporterin?«
    »Nur ein besorgter Bürger.« Worauf wollte sie hinaus?
    »Aha, sicher. Also, Sie bestellen einen Milchshake, Pommes, den Angusburger, einen Teller Cremesuppe, und Sie geben mir fünfundzwanzig Prozent Trinkgeld, dann erzähle ich Ihnen, was ich den anderen gesagt habe.«
    Ich wog meine Möglichkeiten ab: mein Taschengeld oder Antworten. »Abgemacht.«
    »Kjirsten hat diesen Typen kennen gelernt, Elliot Saunders. Der aus der Zeitung. Er war ständig hier. Hat sie nach ihrer Schicht zu ihrem Apartment gebracht.«
    »Haben Sie jemals mit Elliot gesprochen?«
    »Ich nicht.«
    »Glauben Sie, dass Kjirsten sich umgebracht hat?«

    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ich habe in der Zeitung gelesen, dass man in ihrer Wohnung einen Abschiedsbrief gefunden hat, aber dass es auch Beweise für einen Einbruch gab.«
    »Und?«
    »Finden Sie das nicht ein bisschen … merkwürdig?«
    »Wenn Sie fragen, ob ich denke, dass Elliot den Brief in ihre Wohnung gelegt haben könnte, aber sicher. Ein reicher Junge, der könnte alles Mögliche anstellen und doch davonkommen. Hat wahrscheinlich jemanden dafür angeheuert, dass er den Brief da hinterlegt. So funktioniert das, wenn man Geld hat.«
    »Ich glaube nicht, dass Elliot so viel Geld hat.« Mein Eindruck war immer gewesen, dass Jules der Reiche war. Vee hatte ständig von seinem Haus geschwärmt. »Ich glaube, er hatte ein Stipendium für die Kinghorn Prep.«
    »Stipendium?«, wiederholte sie mit einem Schnauben. »Wer hat Ihnen das denn auf die Nase gebunden? Wenn Elliot nicht mordsmäßig reich wäre, wie hätte er dann Kjirsten diese Wohnung kaufen können? Erklären Sie mir das mal.«
    Ich kämpfte darum, mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen. »Er hat ihr eine Wohnung gekauft?«
    »Kjirsten hat von nichts anderem mehr geredet. Hat mich fast in den Wahnsinn getrieben damit.«
    »Warum sollte er ihr denn eine Wohnung kaufen?«
    Whitney starrte auf mich hinunter, die Hände in die Hüften gestemmt. »So naiv können Sie gar nicht sein, oder?«
    Oh. Privatsphäre. Intimität. Schon verstanden.
    Ich fragte: »Wissen Sie, warum Elliot die Schule gewechselt hat?«
    »Ich wusste nicht, dass er das getan hat.«
    Ich glich ihre Antworten mit den Fragen ab, die ich noch stellen wollte, und versuchte, sie aus meiner Erinnerung hervorzukramen.
»Hat er sich hier jemals mit Freunden getroffen? Irgendjemandem außer Kjirsten?«
    »Wie soll ich mich an so was erinnern?« Sie rollte die Augen. »Sehe ich vielleicht aus, als hätte ich ein fotografisches Gedächtnis?«
    »Vielleicht mit einem sehr großen Jungen? Wirklich groß? Lange blonde Haare, gut aussehend, gut geschnittene Kleider.«
    Sie kaute mit den Schneidezähnen einen angerissenen Fingernagel ab und ließ ihn in die Schürzentasche fallen. »Ja, an den Typen kann ich mich erinnern. Launisch und still. Kam ein oder zwei Mal. Ist noch nicht so lange her. Ungefähr zu der Zeit, als Kjirsten gestorben ist. Ich kann mich erinnern, weil wir zum Saint Patricks Day speziell Corned-Beef-Sandwiches angeboten haben und ich ihn nicht

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