Engel der Schatten - 01 - Astrid Martini
Weile brauchen, um Dämonenseelen zu werden.
Gabriel war hoch gewachsen und schlank. Goldenes Haar umrahmte sein edles Gesicht, und wenn er lächelte, leuchteten seine hellbraunen Augen ebenfalls golden auf.
Nicholas beobachtete, wie die drei Frauen entzückt zu ihm aufblickten. Sie befanden sich in einer Art Trancezustand, lächelten glücklich und himmelten ihren Meister an. Gierig streckten sie ihre Hände nach Gabriel aus und fielen augenblicklich auf die Knie, als dieser die Hand hob und auf den Boden deutete.
Sie räkelten sich lasziv zu seinen Füßen, spitzten erwartungsvoll ihre Lippen und entblößten ihre Brüste. Ihre erwartungsvollen Körper rieben sich an seinen Beinen, und sie warfen ihm sehnsüchtige Blicke zu.
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Astrid Martini
Engel der Schatten
Nicholas kannte ein derartiges Szenario nur zu gut. Er wusste, wie es sich anfühlt, wenn man mit erbeuteten Seelen ins Schattenreich zurückkehrte und diese sich nach einem verzehrten. Er musste lachen, denn Gabriel war dafür bekannt, dass er unersättlich war. Gleich drei Frauen auf einmal hatte er diesmal auf Erden also becirct und anschließend ins Schattenreich gelockt.
Durch vorbeiziehende Nebelschwaden hindurch beobachtete er die Szene noch einen Augenblick, dann schritt er in die entgegengesetzte Richtung, teilte eine Wand aus phosphoreszierender Energie und gelangte in ein weiteres Gewölbe. Die Luft war erfüllt von Schwefeldämpfen. Sie schien zu glühen und gab immer wieder zischende Funken ab.
Inmitten des Gewölbes befand sich ein großer ovaler Pool, der in dem glänzenden Steinboden eingelassen war. Jadegrünes Wasser sprudelte leise vor sich hin und
verwöhnte eine Hand voll bildschöner Dämoninnen, die sich leicht bekleidet und fröhlich kichernd darin tummelten.
Um den Pool standen dicke Kerzen, deren blutrote Flammen zuckende Lichtreflexe
ins Wasser warfen.
Nicholas hatte für dieses anmutige Bild keinen Blick übrig. Er war müde und hatte lediglich vor, in den Schatten des Reiches ein wenig Energie aufzutanken, um ausgeruht und mit neuen Kräften zur Erde zurückzukehren.
Zielstrebig durchschritt er das Gewölbe, durchschritt mehrere Gänge und teilte schließlich einen Vorhang aus Schatten, der den Raum, der dahinter lag, vor neugierigen Blicken schützte. Inmitten des Raumes stand ein schwarzer Sessel mit hoher Rückenlehne und kunstvoll verzierten Armlehnen.
Im Sessel saß eine wunderschöne Frau mit langem blutrotem Haar, ebenso roten Lippen und einer Haut – so zart und weiß wie Milchcreme.
In ihrer Rechten hielt sie einen Handspiegel. Sie betrachtete sich eingehend und warf dem jungen Mann, der hinter ihr stand und ihr Haar bearbeitete, durch den Spiegel feurige Blicke zu. Der Feuerschein der zahlreichen Fackeln spiegelte sich glitzernd in ihren smaragdgrünen Augen und ihre vollen Brüste, die kaum von dem Spitzengewand bedeckt wurden, hoben und senkten sich anmutig.
„Was machst du hier?“
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Astrid Martini
Engel der Schatten
„Ich mache mich schön für dich, denn ich habe dich erwartet.“
„Ich habe keine Zeit für dich.“
„Seit wann denn das? Du bekommst doch sonst nicht genug von meinen Liebesbissen.“
Sie begann wie eine Katze zu schnurren. Der Sklave hinter ihr hatte ihre langen Haarflechten, die noch feucht vom Dampf des Bades waren, entwirrt und ließ nun langsam und gleichmäßig die Zinken des Kammes durch das Haar gleiten. Sie teilten und trennten das schwere Haar, bis es in weichen Wellen auf ihren Rücken fiel. Dann begann er es zu flechten. Seine Hände legten Strähne auf Strähne, zogen sie zurecht und umwickelten den langen Zopf schließlich äußerst geschickt mit einem Sternenband. Dann schob der Sklave ihr das Gewand von den Schultern. Es rutschte lautlos hinab und gab den wohlgeformten perlweißen Körper frei. Er tauchte seine Hände in eine
Schüssel, in der sich warmes duftendes Öl befand. Schließlich war er ganz damit beschäftigt, ihren Nacken, ihre Schultern und ihren schlanken, fein gebogenen Rücken mit dem wohlriechenden Öl einzureiben. Seine Finger glitten mit sanften rhythmischen
Bewegungen und leichtem Druck über ihren schönen Körper – auf und ab. Die Frau seufzte wohlig auf und wand sich mit leisen Bewegungen unter den kundigen Händen.
Nicholas hob seine Augenbrauen. „Ich bestimme, wann und wo wir es miteinander treiben. Und momentan habe ich andere Dinge im Kopf. Ich bitte dich also zu gehen, Salome.“
„Warum so kühl und abweisend?“, kam
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