Engel der Schatten - 01 - Astrid Martini
was Nicholas auch mit ihr vorhaben würde, alles war immerhin noch besser, als ihr Dasein in den Klauen von Adrian zu fristen.
Außerdem liebe ich Nicholas noch immer. Und ich spüre, dass sich daran niemals etwas ändern wird, solange ich lebe. Egal, was er auch sein mag, und wie er lebt.
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Astrid Martini
Engel der Schatten
Sie spürte ein unsichtbares Band, das zwischen ihr und Nicholas zu entstehen begann. Seine Nähe stahl sich in ihr Herz, füllte sie voll und ganz aus und berauschte sie auf erquickende Weise.
Das vermag nur die Liebe. Die aufrichtige Liebe. Eine Liebe, die nie sterben wird, und wenn er der Teufel selbst wäre.
Nicholas und Adrian standen sich noch immer wie zwei kampfeslustige Kolosse gegenüber. Sie warfen sich kalte herausfordernde Blicke zu und niemand war bereit, den ersten Schritt zu tun.
Cecile stieß einen unterdrückten Schrei aus, als sie sah, wie rote Blitze aus Adrians Augen schossen. Er murmelte etwas vor sich hin, was wie eine geheime Formel klang, streckte seine Hand nach vorne, und aus seinen Fingern schossen augenblicklich rote Funken.
Laut zischend bewegten sie sich vorwärts, sanken zu Boden und krochen auf Nicholas zu. Sie verwandelten sich in bildschöne Nymphen, die verführerisch zu singen begannen, während sie sich näher und näher schlängelten. Sie wanden sich lasziv zu seinen Füßen,
umschmeichelten ihn und versuchten seine Sinne mit ihrem betörenden Gesang zu umnebeln.
Pralle, runde Brüste streckten sich ihm auffordernd entgegen und das rote Licht, welches sie umgab, sandte rote Funken aus … Funken, die sich in Nicholas Bewusstsein setzten und flammende Lust in ihm hervorriefen. Lust auf ungehemmten Sex mit diesen verführerischen Wesen. Ein süßer Duft wie von tausend Rosen ging von ihnen aus … bezaubernd … einlullend … lähmend.
Nicholas fühlte sich wie betrunken. Er wollte sich dem stärker werdenden Sehnen hingeben, sank in die Knie und wäre fast erneut dem starken Zauber seines ehemaligen Lehrers erlegen, doch Ceciles verzweifeltes: „Nein … Nicholas … nein“ ließ ihn innehalten. Sein verklärter Blick fiel für den Bruchteil einer Sekunde auf die zusammengekauerte Cecile, in ihre vor Schreck aufgerissenen Augen und dieser Augenblick reichte aus, um wieder Herr seiner Sinne zu werden. Wie ein Blitz durchzuckte ihn die Erkenntnis, dass er dem teuflischen Zauber Adrians beinahe erneut
auf den Leim gegangen wäre.
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Astrid Martini
Engel der Schatten
Er erhob sich, schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch und straffte die Schultern. Er bündelte seine Energien, errichtete mit ihnen einen Schutzwall gegen die roten Kristallfunken, die Adrian nach wie vor auf ihn ansetzte und schaffte es, dem lieblichen Zauber zu entfliehen.
„Wenn du glaubst, mich auch dieses Mal mit deinen Tricks lahm legen zu können, irrst du gewaltig“, rief er Adrian mit Eiseskälte zu.
Mit einem erzürnten Knurren sprang Adrian auf Nicholas zu, und seine ausgestreckten Hände hatten sich in scharfe Klauen verwandelt.
Nicholas sprang im letzten Moment nach rechts – Adrian verpasste sein Ziel. Noch einige Male versuchte Adrian sein Glück auf diese Weise, doch Nicholas war geschickt, wach und wendig. Er wich ihm stets so rasch aus, dass Adrian die Lust an weiteren Angriffen zu verlieren schien; denn er unternahm keine erneuten Versuche. Seine Augen
aber glommen heimtückisch auf.
Dann begann er leise zu lachen, schwang sich in die Luft, verschwand in dunklen Nebelschwaden und tauchte schließlich als dunkelroter Greifvogel wieder auf, der sich
mit mächtigen Klauen und weit aufgerissenem Schnabel auf Nicholas stürzte.
„Achtung!“, schrie Cecile, doch Nicholas hatte schon reagiert. Im letzten Moment gelang es ihm, dem riesigen Raubvogel auszuweichen.
Der Greif flog eine Schleife, setzte aber nicht zu einem erneuten Angriff an, sondern ging im Steilflug nach oben, während seine Klauen eine glühende Spur in die Luft zeichneten, die hinabsackte und wie ein Blitz in den Boden einschlug – direkt vor Nicholas Füße. Flammen leckten über den Boden, ein Funkenregen ging nieder. Nicholas duckte sich, wich den Flammen aus und eilte zu Cecile, die wie erstarrt an der Wand kauerte und die heißen Flammen gefährlich nahe auf sich zukommen sah.
Er riss sie in seine Arme, schwang sich mit ihr in die Lüfte und rief: „Liebe ist mächtiger als jede andere Macht. Auch du, mächtiger Adrian, wirst dagegen nicht
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