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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Wesens an?
    Alle diese Gedanken quälten sie, während sie ihren Wagen vor dem Anwesen parkte und die Auffahrt hinaufschritt. Sie betätigte energisch den bronzenen Klopfer an der Tür und lauschte seinem Klang, der durch das leere Haus hallte. Es war nicht abgeschlossen. Sabine stieß die Tür auf und trat ein.
    »Peter?«
    Keine Antwort. Sabine blieb mitten in der düsteren Halle stehen.
    »Peter!«, rief sie noch einmal. »Wo bist du? Ich muss mit dir reden!«
    Sie lauschte, wie ihre Worte verhallten. Nichts rührte sich. Plötzlich erfasste sie ein beklemmendes Gefühl. Wenn Peter wirklich der Mörder all dieser Frauen war, musste irgendeine Veränderung mit ihm vor sich gegangen sein, die sie bislang nicht bemerkt hatte. Oder die sie nur nicht hatte bemerken wollen? Ihr fielen plötzlich immer mehr Situationen ein, in denen er nicht so reagiert hatte, wie sie es von ihm gewohnt war. Nächte, in denen er noch verschlossener gewesen war als sonst, in denen er sich schon früh von ihr verabschiedet hatte oder gar nicht erst bei ihr aufgetaucht war. Er hatte sich Stück für Stück von ihr zurückgezogen, doch sie hatte nur an ihre Arbeit gedacht, sich gefreut, nicht länger suspendiert zu sein, und sich mit ganzer Kraft auf den neuen Fall gestürzt.
    Hatte er sich deshalb von ihr entfernt und sich seinem inneren Drängen überlassen?
    »Peter?«, fragte sie noch einmal in die Nacht und hörte selbst, dass ihre Stimme dünn und kläglich klang.
    Wie kam sie eigentlich auf den Gedanken, dass er sie verschonen würde, wenn sie hier in sein Haus kam und ihn mit diesen ungeheuerlichen Anschuldigungen konfrontierte?
    Er liebt mich, piepste eine Stimme in ihr. Das würde er nicht tun.
    Nein? Warum nicht? Konnte ein Vampir überhaupt lieben? War seine Seele nicht verloren, sobald sein Herz aufhörte zu schlagen?
    Sabine verließ das Haus und zog die Tür behutsam hinter sich zu. Ihre Gefühle überschlugen sich, als sie zu ihrem Wagen zurückkehrte. Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Einerseits lagen die forensischen Beweise klar auf dem Tisch, anderseits wollten die Puzzlestücke einfach kein geschlossenes Bild ergeben. Es hakte an allen Ecken und nichts passte wirklich zusammen. Sie war sich sicher, etwas übersehen zu haben, aber was?
    Sabine fuhr los, ohne auf den Weg zu achten, während sich ihre Gedanken weiterhin im Kreis drehten.
    Nein, es wunderte sie nicht, dass sie sich kurze Zeit später vor den Mauern des Friedhofs wiederfand.
    Felix Leonhard beendete das Gespräch und nahm die Verfolgung auf. Was im dichten Verkehr der Stadt gar nicht so einfach war. Er wollte nicht auffallen, indem er an Tariqs Stoßstange klebte, doch immer wieder schoben sich an einer Ampel andere Fahrzeuge zwischen sie, sodass er einige Male befürchten musste, ihn verloren zu haben. Dann aber entdeckte er ihn wieder und arbeitete sich erneut an das Fahrzeug heran.
    Eigentlich wusste er schon, wohin es ging. Zumindest ahnte er es, nach dem, was seine Informantin ihm verraten hatte.
    »Zuhälter denken immer, wir Nutten sind taub und dumm«, hatte sie mit Bitterkeit in der Stimme gesagt. »Oder sie verlassen sich auf die Macht, die sie über uns ausüben. Weil sie uns demütigen und schlagen. Gegen unseren Willen zum Sex zwingen. Unser Leben und unsere Familien bedrohen. Und da denken sie eben, sie können sich darauf verlassen, dass wir unsere Ohren verschließen und unseren Kopf ausschalten. Naja, meistens ist das ja auch so. Wenn ich noch für Tariq arbeiten würde, dann würde ich Ihnen das auch nicht erzählen.«
    Und dann hatte sie ihm etwas gesagt, dass sein Herz rascher schlagen ließ. Das war eine Gelegenheit, die er sich nicht entgehen lassen durfte. Natürlich hätte er auch einfach die Kripo einschalten können, doch was, wenn Janka etwas falsch verstanden hatte? Dann hetzte er die Kripo auf eine falsche Fährte und stand nachher als der Dumme da. Nein, es war besser, die Spur erst einmal zu überprüfen und dann die Polizei einzuschalten.
    Tariq fuhr noch immer Richtung Speicherstadt und folgte dann der Grenze zum Freihafen. Felix überquerte hinter ihm die Elbe und folgte ihm entlang der Hafenbecken über den Veddeler Damm.
    Lag sein Ziel hier irgendwo, oder wollte er über die Köhlbrandbrücke? Der Journalist erhaschte einen ersten Blick auf die weitgeschwungene Brücke, die seit den Siebzigerjahren die Südelbe am Köhlbrand überspannte. Die imposante Schrägseilbrücke war noch immer die zweitlängste

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