Engel der Verdammten (German Edition)
ernst, als er abwehrend die Hände hob.
»Das ist nicht mein Problem. Ich hätte nicht einmal herkommen müssen. Wir haben ein Geschäft abgeschlossen, und das war’s. Für alles Weitere sind Sie allein verantwortlich.«
»Sie wollen uns also nicht helfen?«, rief die Frau schrill.
»Das habe ich nicht gesagt«, antwortete der Besucher gedehnt.
Der Hausherr hielt in seiner Wanderung inne und seufzte. Er hatte die Andeutung verstanden. »Was verlangen Sie?«
»Um dieses Problem aus der Welt zu schaffen? Was ist es Ihnen denn wert?«
Der Mann wurde wütend. »Hören Sie mit der Feilscherei auf. Sie stecken da viel tiefer drin als wir und wollen ganz sicher nicht, dass sich die Polizei an Ihre Fersen heftet!«
Der Besucher erhob sich langsam. Seine ganze Haltung war eine einzige Drohung. »Tun Sie das nicht!«, sagte er leise mit einer eisigen Stimme, die weder bei der Frau noch bei ihrem Gatten ihre Wirkung verfehlte. »Denken Sie das nicht einmal, wenn Sie Ihr Leben hier in Ihrem Haus mit all den Annehmlichkeiten weiter genießen wollen.«
»Ich wollte Ihnen nicht drohen«, ruderte der Mann sichtlich nervös zurück.
»Dann ist es ja gut. Geschäftspartner müssen einander vertrauen und sich aufeinander verlassen können, nicht wahr?«
»Und, helfen Sie uns?«, bat Frau Wolf mit unnatürlich hoher Stimme. »Bitte, Herr Kabaschi!« Ihre Furcht war deutlich zu spüren.
Er nickte und öffnete den Mund, vermutlich um den Preis für seine Hilfe zu nennen, als das Handy in seiner Hosentasche piepte. Er zog es hervor und warf einen Blick auf seine Uhr, ehe er das Gespräch annahm. In seiner Miene spiegelte sich Verwirrung wider.
»Ja?«
Ein Wortschwall überfiel ihn. Die Frau am anderen Ende war so aufgeregt, dass sogar der Vampir draußen einige Worte mitbekam.
»Ganz ruhig«, beschwichtigte der Mann mit dem Namen Kabaschi, obgleich sich sein ganzer Körper verspannte.
Peter von Borgo entschied, es könnte interessant sein, dem Telefonat zu lauschen. In nur einem Augenblick verschwammen seine Konturen, und ein Nebelhauch kroch durch den Fensterspalt ins Zimmer. Frau Wolf schlang sich fröstelnd die Arme um den Leib.
Der Vampir hörte die Worte aus dem Telefon. Er sah, wie sich Kabaschis Augen weiteten und seine Wangen ein wenig an Farbe verloren. Er stieß einen Fluch aus, fing sich dann aber wieder.
»Ich bin sofort bei Ihnen«, sagte er. »Rühren Sie nichts an. Es ist jetzt sehr wichtig, dass Sie keine Fehler machen.«
Dann legte er auf, griff nach seiner Jacke und lief zur Tür.
»Das können Sie nicht machen!«, rief ihm Herr Wolf fassungslos nach. »Sie haben gesagt, Sie helfen uns.«
»Ja, mach ich. Das hat Zeit bis morgen. Jetzt muss ich erst einmal eine ganz andere Scheiße aufräumen.«
Er lief aus dem Haus, sprang in sein Auto und fuhr mit quietschenden Reifen an. Fast hätte er das Tor gestreift, das sich nicht von seiner Hektik anstecken ließ und nur gemächlich den Weg freigab. Der große schwarze Wagen schoss auf die Elbchaussee hinaus.
Der Vampir, der draußen im nächtlichen Garten wieder seine menschliche Gestalt annahm, huschte zu seinem Motorrad und nahm die Verfolgung auf.
»Was für eine ereignisreiche Nacht«, schnurrte er und lächelte zufrieden.
Kapitel 3
Eine Einladung zur Dinnerparty
Am nächsten Morgen auf dem Weg ins Präsidium klingelte Sabines Handy. Nach ihrem nächtlichen Ausflug war sie alles andere als ausgeschlafen und gähnte erst einmal herzhaft, ehe sie sich räusperte und sich meldete.
»Berner. Ja?«
»Hallo, liebste aller Schwägerinnen«, flötete eine Stimme in ihr Ohr, die sie zum Lächeln brachte.
»Ulf, was für eine Überraschung. Ich hoffe, du rufst mich nicht dienstlich an.«
»Um dir einen spektakulären Leichenfund zu melden?« Er kicherte. »Nein, damit kann ich nicht dienen, warum? Habt ihr im Moment zu wenig Morde?«
»Nein, so etwas würde ich nie sagen«, gab Sabine ebenfalls kichernd zurück. »Was gibt es? Ich habe nicht oft das Vergnügen, von dir angerufen zu werden.«
»Und wenn, dann weil ich dich um einen Gefallen bitten will«, beendete Ulf den Satz. »Ja, du hast recht, ich bin ein schrecklicher Exschwager, und dennoch hege ich die Hoffnung, dass du mir aus einer schrecklichen Klemme hilfst.«
»Was ist denn los?«, erkundigte sich die Kommissarin und hoffte, dass er wirklich nicht ihren beruflichen Beistand benötigte.
»Mein herzallerliebster Bruder ist heute Abend auf eine Party geladen. Schreckliche Leute, sage ich dir,
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