Engel der Verdammten (German Edition)
dran. Wir machen beide eine Therapie, und ich denke, dass Carmen es auch irgendwann schafft, die Bulimie zu besiegen.«
Carmen nickte. »Ja, ich arbeite daran, doch es ist nicht einfach. Die alten Gewohnheiten halt. Mein Körper ist so oft stärker als mein Wille.« Verzweiflung klang in ihrer Stimme.
Sabine legte ihr die Hand auf den Arm. »Sie schaffen das. Wenn Sie es wirklich wollen.«
Maike nickte. »Ja, das werden wir. Wir nehmen unser Leben in die eigenen Hände und lassen uns von nichts und niemandem mehr aufhalten. Ich werde nächstes Jahr meinen Schulabschluss nachholen und mir anschließend eine Ausbildungsstelle suchen.«
Sabine lächelte. »Das ist gut. Sie klingen so entschlossen, dass Sie es ganz sicher schaffen. Ich wünsche es Ihnen!«
Maike sagte ernst: »Wir müssen. Das sind wir Aletta schuldig. Ihr Opfer soll nicht umsonst gewesen sein!«
Vielleicht haben sie es ja doch verdient, dachte Sabine. Sie spürte, wie sich ein Gefühl des Friedens in ihr ausbreitete. Sie verabschiedete sich von den beiden Frauen und machte sich auf den Rückweg. Nach ein paar Schritten trat der Vampir, der sich bei der Ankunft der Frauen zurückgezogen hatte, wieder an ihre Seite.
»Es ist gut, so wie es ist«, sagte er sanft.
»Ich weiß nicht«, seufzte die Kommissarin. »Vielleicht hast du recht.«
Kapitel 5
Yum-yum?
Nein, es wunderte Sabine nicht, dass kaum eine halbe Stunde später Thomas Ohlendorfs Name auf dem Display ihres Handys erschien. Zum Glück hatte ihre Gruppe in dieser Nacht Bereitschaft. Sie war viel zu neugierig, was es mit dieser Toten auf sich hatte, als dass sie die Ermittlung gern an eine andere Gruppe abgetreten hätte.
»Hallo, Thomas, was gibt es?«, meldete sie sich beinahe beschwingt und deutete dem Vampir an ihrer Seite mit dem Finger auf den Lippen an, sich ruhig zu verhalten.
»Das Ende deines Feierabends«, verkündete er.
»Das dachte ich mir schon, als ich deinen Namen gesehen habe«, erwiderte sie heiter. »Du rufst selten an, um mit mir auszugehen.«
Es war ihr, als könne sie ihn lächeln sehen. »Da hast du recht. Wir haben einen Todesfall in Ohlsdorf auf dem Friedhof!«
»Eine Tote auf dem Friedhof, nein, wie ungewöhnlich«, scherzte die Kommissarin. Sie bemerkte ihren Fehler erst, als es schon passiert war. Für einen Moment hoffte sie, der Hauptkommissar hätte nicht so genau hingehört, doch er war nicht umsonst der Leiter der vierten Mordbereitschaft.
»Ja, es scheint sich tatsächlich um eine Frau zu handeln. Woher weißt du das?«
Sabine warf dem Vampir einen gequälten Blick zu, doch der konnte ihr auch nicht helfen.
»Ich weiß es ja gar nicht. Vielleicht hatte ich noch zu sehr das Bild von der Toten im Park vor mir.«
Er ließ es zum Glück dabei bewenden, doch nun kam die nächste Frage, die sie ins Schleudern brachte.
»Sollen wir dich einsammeln? Wo bist du im Moment?«
»Nein, ich komme selbst her«, sagte sie schnell. »Ich bin hier ganz in der Nähe.«
»Du bist auf dem Friedhof?«, hakte der Hauptkommissar nach. Eine gewisse Schärfe schwang in seiner Stimme.
Das hatte sie nicht gesagt, doch Thomas konnte man nicht so leicht etwas vormachen. Sabine sah an ihren schlammbespritzten Hosenbeinen hinunter auf ihre noch schmutzigeren Schuhe.
»Ja, ich war gerade am Grab meines Vaters«, sagte sie so unschuldig wie möglich.
»Sabine, hast du die Leiche gefunden?«, wollte der Hauptkommissar wissen.
»Nein!« Streng genommen war das keine Lüge. Sie hatte sie nicht gefunden. Peter hatte sie ihr gezeigt.
Thomas Ohlendorf schwieg einen Moment, dann nannte er ihr den Ort, wo der Friedhofsaufseher die Leiche entdeckt hatte, und beschrieb ihr den Weg. »Es ist in Richtung der Sturmflutopfer nördlich der Straße«, fügte er noch hinzu.
»Hm«, sagte sie nur.
»Der Aufseher wartet dort auf uns. Geh schon mal hin und pass auf, dass keine Beweise vernichtet werden. Wir beeilen uns. Ich habe die Spurensicherung schon angefordert, und ich denke, wir werden auch ein paar Lichtmasten brauchen.«
»Das ist zu vermuten. Ich erwarte euch dann dort«, murmelte sie und legte auf.
»Also geht es zurück zum Ort des Geschehens«, kommentierte der Vampir geradezu vergnügt und reichte ihr den Arm. Grübelnd schritt die Kommissarin neben ihm her.
»Was ist?«, erkundigte er sich. »Der Fall kommt ins Rollen. Die Leiche gehört dir. Ist es nicht das, was du wolltest?«
Sabine nickte. »Ja, schon, ich frage mich nur, wie wir die Verbindung zu den
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