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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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gesprochen hat, waren Vietnamesisch. Doch meist schweigt sie und sitzt nur teilnahmslos herum. Wenn man sie allerdings ruft, reagiert sie sofort. Sie scheint es jedem recht machen zu wollen«, fügte die Psychologin bedrückt hinzu. Die Blicke der beiden Frauen wanderten zu dem Mädchen, das noch immer vor seinem Schokoladenpudding saß.
    »Wurde sie missbraucht?«, erkundigte sich die Kommissarin.
    »Unsere Ärztin hat sie untersucht. Sie wurde nicht vergewaltigt, was natürlich nicht bedeutet, dass sie nicht auf andere Weise sexuell missbraucht wurde.«
    »Armes Ding«, sagte Sönke und trat auf das Kind zu. Er tätschelte ihr das Haar.
    »Sei ein braves Mädchen und iss deinen Pudding«, sagte er freundlich.
    Schon bei seinen ersten Worten ruckte Lans Kopf, und sie starrte den fremden Mann mit einem seltsam starren Ausdruck an. Dann schob sie ihren Kinderstuhl zurück und erhob sich. Zielstrebig trat sie auf den Kriminalobermeister zu. Das Mädchen sagte etwas, das Sabine nicht verstand. Ein gequältes Lächeln verzerrte sein Gesicht.
    Sönke sah fragend zu den beiden Frauen hinüber. »Was will sie? Ich verstehe sie nicht.«
    Das Mädchen wiederholte die beiden Worte. » Yum-yum ?« Dann griff es an Sönkes Hose, zog an seinem Reißverschluss und versuchte, den Knopf zu öffnen. Mit einem Aufschrei sprang der Kripobeamte zurück. Das Mädchen starrte ihn erschrocken an, dann kauerte es sich auf den Boden und legte die Arme schützend über seinen Kopf. Die drei Erwachsenen waren für einen Moment sprachlos.
    Sönke zog sich hektisch seinen Reißverschluss wieder zu, während die Psychologin zu Lan ging, sich neben sie auf den Boden hockte und beruhigend auf sie einsprach. Langsam entspannte sich das Kind.
    »Schiete«, sagte Sönke leise. »Wollte sie eben das machen, was ich vermute?«
    Die Psychologin nickte. »Ich fürchte schon. Irgendwie haben Ihre Gesten oder Ihre Worte etwas in ihr ausgelöst, einen Mechanismus, den man ihr beigebracht hat.«
    »Sie ist ein braves Mädchen, wenn sie den Kunden oral befriedigt. Und wenn sie sich weigert oder es nicht richtig macht, setzt es Schläge«, vermutete Sabine betroffen.
    Die Psychologin nickte. »Ja, so in der Art. Ich habe letztens das Buch von Lydia Cacho über Kinderprostitution in Kambodscha und Thailand gelesen. Viele der Kinder aus Vietnam oder von den Philippinen werden von ihren Eltern an Menschenhändler verkauft, die sie dann an die Sexindustrie weiterreichen. Allein in Kambodscha werden an die fünfzigtausend Kinder gezwungen, täglich mit zehn bis zwanzig Europäern – wie sie es nennen – yum-yum zu machen. Ein Milliardengeschäft.«
    »Schiete«, sagte Sönke wieder und schüttelte den Kopf, als wolle er sich von einer Beklemmung befreien.
    »Kannst du laut sagen«, meinte Sabine. »Und wir wollen nicht wahrhaben, dass es in unserer modernen Welt so etwas gibt.«
    »Und dann auch noch hier direkt vor unserer Haustür«, ergänzte die Psychologin. »Ich hab schon viel gesehen, doch so was zieht mich immer noch runter. Das ist ein Fall für die Kripo. Finden Sie diese Verbrecher, die einem Kind so etwas antun!«
    Sabine seufzte. »Ich wünschte, es wär so einfach. Aber bei dieser Art von Delikten tappen wir zu oft im Dunkeln und kommen nicht an die Täter ran. Es sind so viele! Ein Netzwerk an Schleppern, Menschenhändlern, Bordellbesitzern, Zuhältern und vor allem auch Freiern, die diese ganze Industrie erst lukrativ machen. Wie soll man dieser Hydra beikommen?«
    Die Psychologin reichte ihr zum Abschied die Hand und sah sie ernst an. »Indem man niemals aufgibt und hartnäckig dranbleibt, um ihr einen Kopf nach dem anderen abzuschlagen.«
    »War die Hydra nicht das Vieh, bei dem die Köpfe immer wieder nachwachsen, wenn man einen abschlägt?«, erkundigte sich Sönke, als sie das Kinderschutzhaus verließen.
    Sabine seufzte. »Ja, und so ähnlich ist es hier wohl auch.«
    Niedergeschlagen fuhren sie nach Eppendorf zurück.
    »Du kannst auch zum Präsidium weiterfahren«, schlug Sabine vor. »Ich seh mir noch die Autopsie an und mach dann Feierabend.«
    »Und wie kommst du dann heim?«
    »Mit der Bahn. Ich hab mein Auto heute eh nicht dabei.«
    »Danke«, stieß Sönke, aus tiefstem Herzen dankbar, aus. »Hab ein schönes Wochenende!«
    »Du auch, Sönke«, gab sie zurück und winkte ihm nach.

Kapitel 6
    Felix Leonhard
    »Mama, Mama«, kreischte das junge Mädchen.
    »Was ist denn, mein Liebling?«, rief Gerlinde von Ilsenbrick.
    Ihre Tochter

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