Engel der Verdammten (German Edition)
behauptete Sabine abfällig. »Er sah gut aus, war gebildet, eloquent und sogar charmant, und ich habe ihn angehimmelt. Ist die Naivität der Jugend Entschuldigung genug?«
»Wir müssen nicht darüber reden, wenn es dir unangenehm ist«, lenkte der Vampir ein. Er trat hinter sie und ließ seine kalten Lippen über ihren Nacken wandern. »Die Nacht ist jung und hält so viel Schönes bereit. Wenn du erlaubst, dann würde es mir eine große Freude sein, dich auf andere Gedanken zu bringen.«
»Ja, tu das, mein Freund«, hauchte Sabine und schloss die Augen. Der Ärger über ihren Exmann war vergessen. Sie fühlte nur noch seinen Atem über ihre Haut streichen und das heiße Verlangen, das in ihr aufstieg.
»Und was hast du jetzt vor?«, erkundigte sich Sönke, nachdem ihn seine Kollegin informiert hatte, was am Wochenende alles vorgefallen war. Den Streit mit ihrem Exmann ließ sie allerdings aus. Sönke würde noch früh genug erfahren, welcher Anwalt sich für diese Leute in die Bresche warf.
»Ich fahre noch einmal zu den Reißenbergers raus. Ich muss etwas finden, das beweist, dass sie die Frau kannten.« Ihr kam das Zimmer auf dem Dachboden in den Sinn, das bei ihrem ersten Besuch bewohnt, bei ihrem zweiten wie leer gefegt war. »Ich bin sogar überzeugt, dass sie bei ihnen im Haus gelebt hat.«
»Vielleicht eine Haushaltshilfe, die sie schwarz beschäftigt hatten? Oder die illegal in Deutschland war?«, schlug Sönke vor.
»Ja, so was in der Art«, stimmte ihm Sabine zu. »Jedenfalls haben sie keine Putzfrau angemeldet, das habe ich schon überprüft, und ich sage dir, diese Frau Reißenberger putzt garantiert nicht selbst.«
Fast wäre ihr herausgerutscht, dass das Haus bei ihrem ersten Besuch blitzsauber gewesen war und sich nun schon nach wenigen Tagen in einem desolaten Zustand befand. Aber das konnte sie offiziell ja nicht wissen. Sabine fluchte innerlich.
»Lass uns fahren«, schlug sie mit einem Seufzer vor. Sönke hatte nichts dagegen einzuwenden.
Sie parkten den Wagen in der Nähe des Tores. Sabine sah sich aufmerksam um. Von hier draußen konnte man nicht sehen, was im Garten hinter Tor und Hecke vor sich ging, und schon gar nicht, was sich im Haus abspielte. Wenn jemand etwas mitbekommen hatte, dann höchstens die Nachbarn, deren Gärten rechts und links an den der Reißenbergers grenzten.
»Fangen wir doch mit unseren Freunden, den von Ilsenbricks, an«, schlug die Kommissarin mit grimmiger Miene vor.
Weder Herr von Ilsenbrick noch die Tochter waren daheim. Frau von Ilsenbrick, die ihnen öffnete, erkannte Sabine wieder, wirkte aber nicht gerade erfreut.
»Sie sind das, Frau Berner. Ich nehme an, Sie sind nicht privat hier?« Sie deutete auf Sönke, dieser nickte.
»Ja, das ist richtig. Dürfen wir hereinkommen und Ihnen ein paar Fragen stellen?«
Frau von Ilsenbrick hob die Schultern. »Es nützt ja sicher nichts, wenn ich Nein sage.«
Sie führte die beiden Kripoleute in den Salon und forderte sie auf, Platz zu nehmen.
»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
»Ja, gern«, rief Sabine fast ein wenig schnell. »Wenn ein Kaffee nicht zu große Umstände machen würde?«
Sönke sah sie interessiert an, denn er wusste, dass seine Kollegin solche Angebote normalerweise ablehnte. Außerdem hatten sie gerade erst im Präsidium Tee zusammen getrunken.
»Für mich auch«, schloss sich Sönke an. »Mit viel Milch und Zucker bitte.«
Frau von Ilsenbrick neigte den Kopf und ging dann hinaus. Sie zog die Tür hinter sich zu. Sabine meinte, sie mit jemandem sprechen zu hören, dann kehrten ihre Schritte zurück. Zufrieden nickte sie, worauf Sönke fragend die Stirn krauszog.
»Das Hausmädchen«, raunte ihm Sabine zu, als sich die Tür bereits wieder öffnete. Elegant ließ sich die Dame des Hauses auf dem Sofa nieder und schlug die Beine übereinander. Im Gegensatz zu Frau Reißenberger war sie eine gut aussehende Frau, die auffiel, eine Dame – zumindest wollte sie eine sein.
»Der Kaffee wird gleich fertig sein. Was wünschen Sie zu wissen?«
Sabine befragte sie zu der Nacht vor ihrer Dinnerparty, ob sie etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen habe. Frau von Ilsenbrick tat, als würde sie überlegen, dann schüttelte sie mit einer Miene übertriebenen Bedauerns den Kopf.
»Nein, ich kann mich an gar nichts mehr erinnern. Es war ein normaler Abend. Ich war daheim, mein Mann kam gegen elf nach Hause und unsere Tochter, glaube ich, um Mitternacht.«
»Wer wohnte alles im Haus
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