Engel der Verdammten (German Edition)
Sanft bog er ihren Kopf zurück, dass sie ihm ihre pulsierende Lebensader bot. Er konnte es nicht abstreiten. Die Angst und Verzweiflung erregten ihn, und es drängte ihn, ihr Blut zu kosten. Doch er wusste um ihre Schwäche und würde sich zurückhalten, um ihr nicht auch noch zu schaden. Nur wenige Schlucke, dann ließ er sie zurücksinken und bettete sie zur Ruhe. Sie würde schlafen, tief und traumlos. Und dennoch würde es kein erfrischtes Erwachen geben, musste er mit Bedauern zugeben. Zumindest würde der Junge noch viel schwächer sein und sie viele Tage nicht mehr belästigen können!
Was war das?
Ein Geruch stieg ihm in die Nase, der ihn die Stirn runzeln ließ. Gefühle überschwemmten ihn und brachten sein Blut in Wallung.
Der Vampir war noch ein wenig durch das nächtliche Blankenese gezogen und hatte über diese seltsame Begegnung nachgedacht, als sein Schritt ihn wieder in die Nähe seiner Villa am Baurs Park zog. Langsam ging er weiter, aufmerksam witternd. Er schob das Gittertor auf und umrundete das Haus.
Was hatte das zu bedeuten? Musste er sich Sorgen machen? Sollte er der Sache nachgehen oder lieber abwarten?
Er trat noch ein Stück näher, als ihm ihr Geruch in die Nase stieg. Sabine? Sie war heute hier gewesen? Er beugte sich zu ihrer Fährte herab, die ihm süß und verlockend in die Nase stieg.
Nein, sie war gekommen, aber nicht wieder gegangen. Peter von Borgo stieß die Tür auf und eilte in die Halle. Im Haus war es dunkel und still, und doch musste sie irgendwo hier in der Nähe sein. Er konnte sie nicht nur wittern, er spürte sie mit jeder Faser seines zitternden Körpers. Drei Stufen auf einmal nehmend stürzte er die Treppe hinauf. Ihre Spur führte in eines der Schlafzimmer. Fast zaghaft öffnete er die Tür.
Da lag sie in dem großen Himmelbett und schlief. Er konnte die Umrisse ihres warm leuchtenden Körpers sehen. Ihre Brust, die sich bei jedem Atemzug hob und senkte. Das Verlangen, das ihn überfiel, war so groß, dass es ihn am ganzen Körper schüttelte, dennoch ging er gemessenen Schrittes zum Bett hinüber und setzte sich neben sie. Er legte ihr seine Hand an die Wange und spürte, wie sie erschauderte. Ein wohliger Seufzer entrann ihren halb geöffneten Lippen, dann schlug sie die Augen auf.
»Peter«, hauchte sie und lächelte. »Ich habe von dir geträumt. Es war ein schöner Traum.«
Sie gähnte und richtete sich halb auf. Langsam wurde sie wach.
»Wie spät ist es? Ich wollte dich besuchen, aber du warst schon weg, und irgendwann bin ich dann müde geworden.«
»Die Nacht ist längst noch nicht vorüber«, versicherte er ihr. »Ich bin untröstlich, dass ich dich warten ließ, doch ich hatte eine interessante Begegnung gleich hier in der Nachbarschaft. Seltsame Dinge gehen vor, ohne dass ich davon wusste. Und dabei hätte ich schwören können, dass ich ein guter Beobachter bin, dem so leicht nichts entgeht.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, vielleicht würde ich doch keinen guten Kommissar abgeben, wenn mir so etwas so lange verborgen blieb.«
Sabine setzte sich auf und schlang die nackten Arme um ihre Knie. Sie trug nur ihren BH und ein dünnes Spitzenhemdchen, dessen einer Träger verführerisch über die Schulter gerutscht war.
»Ich wusste gar nicht, dass du dich bei uns bewerben wolltest«, scherzte sie, doch der Vampir schüttelte mit ernster Miene den Kopf.
»Nein, das nicht, aber wenn dich ein bewegtes Frauenschicksal interessiert, dann würde ich dir einen Besuch bei den Fichtners am Mühlenberg empfehlen.«
»Was erwartet mich dort?«, wollte die Kommissarin wissen, doch Peter von Borgo war nicht bereit, mehr zu verraten.
»Lass dich überraschen und vertraue deinen Instinkten. Dann berichte mir, was du von der Sache hältst.«
Damit war das Thema für ihn erledigt. Und da er Sabine nun in seine Arme zog und ihren Nacken küsste, drängte sie ihn nicht weiter, sondern überließ sich nur allzu bereit seinem Verlangen. Sie schlang ihre Arme um ihn und erwiderte seine erst zärtlichen, dann leidenschaftlichen Küsse.
»Du wirst nichts Unüberlegtes tun?«, stieß sie zwischen einem Stöhnen und einem Seufzer der Lust hervor.
»Unüberlegt? Oh nein!«, knurrte er. »Ich denke seit mehr als einem Jahr an nichts anderes!«
Sabine versuchte, ihn mit einem Ausruf der Entrüstung von sich zu stoßen. »Nein! Ich muss erst diese Fälle lösen, und ich habe eine Tochter. Ich werde Julia nicht im Stich lassen!«
»Die Reihenfolge ist interessant«,
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