Engel der Verdammten (German Edition)
Rosinenbrötchen vom Bäcker und ein Tee Marke Sönke spezial würden sie schon wieder auf die Beine bringen.
Sabine schlüpfte in ihre Sachen vom Vortag, wusch sich das Gesicht kalt ab und strich sich mit der Bürste durchs Haar. Und schon war sie auf dem Weg zu der Adresse, die der Vampir ihr genannt hatte. Sie brauchte sich ja nur ganz kurz dort umzusehen. Wenn ihr etwas seltsam vorkommen sollte, könnte sie sich später darum kümmern. Von unterwegs würde sie die Kollegen anrufen und sagen, dass es etwas später werden würde. Mit Ausnahme von Thomas zählten ihre Kollegen auch nicht gerade zu den Frühaufstehern, und Uwe kam regelmäßig erst um halb zehn – womit er sich regelmäßig eine Rüge des Hauptkommissars einhandelte.
Sabine fuhr den Baurs Weg entlang und bog in die Elbchaussee ein. Sie hatte den Mühlenberg gerade erreicht, als ihr Handy klingelte.
Thomas, verriet ihr das Display, natürlich. Er wollte wissen, wo sie blieb.
»Sorry«, meldete sie sich. »Ich muss noch was erledigen, doch dann bin ich bald da. Was? Wo soll das sein?« Sie hielt den Wagen an, den Blick auf das Straßenschild gerichtet.
»Mühlenberg«, wiederholte sie, und sie wusste den Namen, noch ehe der Hauptkommissar ihn aussprach.
»Fichtner«, murmelte sie. »Ja, ich kann direkt dorthin kommen. Bin sowieso gerade in Blankenese.«
Sie legte auf und suchte sich einen Parkplatz in der Nähe des Hauses. Wütend sprang sie aus dem Wagen und schlug die Tür mit einem Knall hinter sich zu. Was hatte er zu ihr gesagt? Irgendetwas von einem Frauenschicksal, das sie interessieren könnte. Schönes Schicksal! Dass sie hier eine Leiche finden würde, hatte er ihr verschwiegen.
Die Gartentür war nur angelehnt. Sabine stieß sie auf und strebte auf die Haustür zu, hielt dann jedoch inne. Links von ihr stand eine Frau unter einem alten Apfelbaum, dessen Blätter sich bereits gelb zu verfärben begannen. Sie trug einen Mantel, den sie eng um sich geschlungen hielt, doch die Kommissarin vermutete, dass es nicht die Kühle des Herbstmorgens war, die sie frösteln ließ. Mit einem Ausdruck des Entsetzens starrte sie auf eine zweite Frauengestalt herab, die zu ihren Füßen lag. Die verrenkten Glieder machten unzweideutig klar, dass sie tot sein musste. Langsam kam die Kommissarin näher, wobei sie den Blick aufmerksam schweifen ließ. Nichts durfte jetzt ihrer Aufmerksamkeit entgehen.
Die Frau im Mantel hatte sie entdeckt und wandte sich ihr mit einem abweisenden Ausdruck zu. »Wer sind Sie und was wollen Sie?«
Sabine kramte in ihrer Jackentasche nach Ausweis und Marke. »Kriminalpolizei, mein Name ist Berner.«
Die Frau sah sie verwundert an. »Sie sind aber schnell.«
Sabine nickte knapp. »Ich war in der Nähe, die Kollegen und die Spurensicherung sind auf dem Weg. Wenn Sie bitte zurücktreten und mir sagen würden, wer Sie sind?«
»Fichtner, Angelika Fichtner, ich wohne hier mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Ich habe die Polizei verständigt. Als ich die Zeitung holen wollte, habe ich sie gefunden.« Sie nickte in Richtung der Toten, wandte den Blick aber gleich wieder mit einem Schaudern ab.
Die Kommissarin trat näher, um sich davon zu überzeugen, dass die Frau im Gras wirklich tot war, doch sie hielt mitten in der Bewegung inne, als ihr Blick auf die aufgeschlitzte Kehle fiel. Und ob sie tot war! Diese Handschrift hatte sie schon zwei Mal gesehen. Ein Serienmörder, also doch. Sie hatte so etwas bereits geahnt, es aber nicht wahrhaben wollen. Auch jetzt dachte sie lieber nicht daran, wie kurz die Abstände zwischen den Morden waren. Nein, das war nicht gut. Denn dieser Killer würde wieder zuschlagen. Bald schon. Gewöhnlich wurden die Intervalle zwischen den Morden eher kürzer als länger.
»Können Sie mir sagen, wer die Tote ist?«
Für einen Moment hatte Sabine den Eindruck, Frau Fichtner wolle das verneinen. Dann würde sie sich freilich die Frage gefallen lassen müssen, was die Frau nur mit einem Nachthemd bekleidet in ihrem Garten zu suchen hatte.
Frau Fichtner schluckte, dann nickte sie. »Sie heißt, ich meine, sie hieß Fjodora Pawlowa. Sie hat uns den Haushalt geführt und auf unsere Tochter aufgepasst, wenn ich arbeiten war.«
»Hat sie bei Ihnen im Haus gewohnt?«
Frau Fichtner nickte und deutete zu einem Fenster hoch. »Ja, dort oben ist ihr Zimmer.«
»Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
Frau Fichtner überlegte. »Es muss gegen elf gewesen sein. Sie hat noch die Küche aufgeräumt,
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