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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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schön wie du werde ich es nie spielen können.«
    »Wenn du eine Ewigkeit zum Üben hast? Warum nicht?«
    Er kam nicht näher. Er küsste sie auch nicht zur Begrüßung. Er stand nur da und kam ihr seltsam abweisend vor.
    Sabine erhob sich und trat auf ihn zu. »Was ist mit dir?«
    »Nichts«, sagte er, doch er wich ein wenig zurück. Verwirrt blieb Sabine stehen.
    »Das glaube ich dir nicht«, sagte sie. »Irgendetwas ist geschehen. Erzähl es mir!«
    Betont lässig hob er die Schultern. »Aber nein. Das ist nur das geschulte Misstrauen der Kommissarin, die überall eine Straftat zu wittern glaubt. Ich bin lediglich ein wenig in Eile und würde dich bitten, nach Hause zurückzukehren. Triff dich wieder mit deinem Journalistenfreund und geh mit ihm in irgendein Café oder so.«
    Sabine runzelte die Stirn. »Du warst also gestern doch noch in St. Georg? Oder ist das jetzt eine neue hellseherische Fähigkeit?«
    »Ich habe lediglich kurz nachgesehen, ob bei dir alles in Ordnung ist.«
    Sabine überlegte. Etwas war anders. Es lag eine Spannung in der Luft, die sie fast greifen konnte.
    »Warum sollte denn nicht alles in Ordnung sein?«
    Er wiegelte ab und drängte sie geradezu zur Tür. »Bitte, fahr nach Hause. Du musst dir keine Gedanken machen, doch komm die nächsten Abende nicht wieder her.«
    Er trat mit ihr auf die Einfahrt hinaus und nötigte sie, ins Auto zu steigen, doch dann war er verschwunden. Wie vom Nichts verschluckt.
    Ratlos saß Sabine in ihrem Wagen. Mit jedem Augenblick, den sie nur dasaß und überlegte, steigerte sich ihre Wut. Was zum Teufel war nur in ihn gefahren? Da verbrachte er eine der wundervollsten Nächte mit ihr und war nun so abweisend? Das war doch wieder typisch Mann! Ob Vampir oder nicht. Zu viel Nähe und schon machten sie einen Rückzieher. Und dabei sprach er davon, sie zu seiner Gefährtin zu machen, um eine Ewigkeit an ihrer Seite zu bleiben.
    Tolle Aussichten!
    Sie würde ihr Leben aufgeben und sich zum Vampir machen lassen, und ihm würde dann einfallen, dass ihm das doch zu viel Nähe war? Und sie nach Hause schicken? Nein, nein und nochmals nein! Sie war froh, dass sie seinem Drängen noch nicht nachgegeben hatte. Es wäre ein Fehler gewesen. Ein einziger, riesengroßer Fehler!
    Doch was sollte sie jetzt mit dem Abend anfangen? Es war ja noch nicht einmal richtig dunkel. Schon aus Prinzip sträubte sie sich dagegen, sofort nach St. Georg zu fahren. Nein, da fiel ihr etwas Besseres ein. Ein Lächeln wischte die Zornesfalten weg, als sie den Motor startete.
    Ein warmer Schein floss vom Küchenfenster in den Garten hinaus. Er strahlte so viel Gemütlichkeit und Geborgenheit aus, dass er Sabine anzog wie eine Motte. Sie klingelte an Frau Mascheks Tür und musste nicht lange warten, bis die Schritte der alten Dame im Flur erklangen.
    »Ah, Sabine, welch freudige Überraschung. Kommen Sie doch herein. Ich habe heute schon Besuch, aber wenn Sie sich uns auf einen netten Plausch anschließen möchten, sind Sie herzlich willkommen.«
    Die Kommissarin wich ein Stück zurück. Das war eigentlich nicht das, was sie sich vorgestellt hatte.
    »Dann will ich Sie nicht stören.«
    Rosa Maschek schenkte ihr dieses warme Lächeln, dem sie nicht widerstehen konnte. Es gab ihr ein wenig von dem Gefühl zurück, das die starken Arme ihres Vaters ihr stets gegeben hatten, wenn sie sich als Kind mit ihrem Kummer zu ihm geflüchtet hatte. Das Verhältnis zu ihrer Mutter konnte man seit ihrer Scheidung nur als gespannt bezeichnen. Seinen Tiefpunkt hatte es erreicht, als Sabine nach dem Abitur beschlossen hatte, die süddeutsche Kleinstadtidylle zu fliehen und zu ihrem Vater nach Hamburg zu ziehen. Ihre Mutter hatte ihr das nie verziehen.
    »Nun kommen Sie schon! In der Küche warten ein frischer Kuchen und warmer Tee auf Sie«, drängte Frau Maschek. »Und Frau Jacobson freut sich sicher auch, Sie zu sehen.«
    Da war sich Sabine zwar nicht so sicher, dennoch ließ sie sich überreden und trat ein.
    Heimelige Wärme umfing sie. Einige Kerzen gaben der altmodisch eingerichteten Wohnküche eine gemütliche Atmosphäre, die sie schlagartig beruhigte. Es war ihr, als habe sie den ganzen Tag die Luft angehalten und könne nun endlich erleichtert ausatmen. Sie spürte die Verspannung im Nacken und der Schulter, die nun mit jedem Atemzug nachzulassen schien. Sabine ließ sich auf die Eckbank sinken und nahm dankend Tee, Kuchen und das herzliche Lächeln entgegen.
    Frau Jacobson rührte in ihrer Teetasse

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