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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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überzeugt, dass weder die Reißenbergers noch die Fichtners mit den Morden etwas zu tun hatten. Sie hatten diese Familien und das Schicksal der Frauen nur ins Licht der Aufmerksamkeit gerückt.
    Sabine dachte an Fjodora, die Sex mit Vater und Sohn gehabt hatte, und an Yulia, deren Spuren von den Reißenbergers so sorgsam getilgt worden waren.
    Ein Schatten huschte am Rand ihres Sinns entlang. Sabine erstarrte. Sie lauschte in die Dunkelheit. Es war nichts zu hören. Keine Stimmen, keine Schritte, nur der leichte Windhauch in den Bäumen, und dennoch wusste sie, dass sie nicht mehr allein war. Langsam richtete sie sich auf und ließ den Blick über den nächtlichen Friedhof schweifen.
    Da war jemand! Sie konnte ihn nicht sehen. Es war mehr eine Ahnung. Ein Frösteln im Nacken und dann eine vertraute Kälte. War er doch noch gekommen?
    »Peter?«
    Nichts rührte sich.
    »Komm her! Ich kann dich spüren.«
    Wieder kein Laut, und doch glaubte sie, etwas hinter sich zu fühlen. Die Kommissarin fuhr herum. In den Augenwinkeln sah sie einen Schatten davonhuschen. Plötzlich war sie sich sicher, dass es nicht der Vampir war. Die Kälte breitete sich lähmend in ihrem Körper aus. Da war nichts von dem hoffnungsvollen Prickeln. Dies war kalte Angst.
    Verflucht! Wer schlich hier nachts auf dem Friedhof umher? Gab es etwa wieder eine Leiche zu verstecken?
    Sabine versuchte, die Angst niederzudrücken, und konzentrierte sich auf ihre Sinne. Sie zwang sich, die Augen zu schließen, in die Dunkelheit zu lauschen und ihrer Ahnung, wie sie es nannte, zu vertrauen.
    Nein, sie konnte nichts hören, und dennoch nahm sie die Gestalt wahr. Sie stand dort schräg hinter ihr und beobachtete sie. Vorsichtig schob Sabine die Hand in ihre Manteltasche und holte das Pfefferspray hervor, das sie meist bei sich trug. Ihre SIG Sauer wäre ihr in diesem Moment zwar lieber gewesen, aber sie waren hier schließlich nicht in Amerika. Nicht einmal Kripobeamte liefen in ihrer Freizeit mit Dienstwaffe herum.
    Sabine nahm allen Mut zusammen und befahl ihren Beinen, sich in Bewegung zu setzen. Mit dem Pfefferspray in der Hand schritt sie langsam auf die Baumgruppe zu, in der sie den heimlichen Beobachter vermutete.
    Ein Geräusch wehte an ihr Ohr. Es war wie ein Flüstern oder ein leises Lachen. Dann verwehte das Gefühl. Die Bedrohung war fort, und sie fühlte sich allein. Einsam. Verlassen.
    Sabine atmete tief ein und aus, dann rannte sie los. Zurück zu ihrem Wagen. Viel zu schnell fuhr sie durch die Stadt bis nach St. Georg. Sie parkte das Auto schief am Straßenrand und lief die Treppe hinauf bis zu ihrer Wohnungstür. Schwer atmend blieb sie stehen und kramte nach ihrem Schlüssel.
    Die Tür nebenan klickte, und ein zerzauster Lars stand in der Tür. »Ah, habe ich doch richtig gehört. Wie geht’s? Hast du Lust auf ein Glas Wein?«
    Selten war Sabine so erleichtert gewesen, ihren Nachbarn zu sehen. Sie kam sich plötzlich schrecklich albern vor. Selbst wenn dort auf dem Friedhof noch jemand unterwegs gewesen war, ja, selbst wenn er sie beobachtet hatte: So viele Mörder liefen dann auch wieder nicht durch Hamburg, dass man nachts wie ein Kaninchen auf der Flucht davonlaufen musste. Fast schämte sie sich ein wenig.
    »Hallo, Lars. Ja, ein Glas Wein ist eine gute Idee. Ich vermute, du warst fleißig und willst mir etwas vorlesen?«
    Der junge Schriftsteller strahlte. Es kam nicht oft vor, dass Sabine ihn hereinbat.
    »Ja, willst du es hören?«
    Sabine nickte. Das war besser, als den Rest des Abends allein zu verbringen. »Hast du schon gegessen?«
    Lars legte die Stirn in Falten und überlegte. »Ich glaube nicht. Nein, ich habe mir heute Mittag eine Scheibe Brot geschmiert, aber ansonsten … «
    Sabine lachte. »Ja, wenn einen die Muse küsst, dann ist alles andere vergessen. Soll ich uns eine Pasta mit Champignons und Shrimps machen?«
    Lars’ Grinsen wurde noch breiter. »Gern! Ich hol nur noch mein Manuskript. Ich bin sofort bei dir.« Er stürmte davon, während Sabine ihre Jacke aufhängte und dann in die Küche ging, um Wasser aufzusetzen und die Champignons in Scheiben zu schneiden.

Kapitel 14
    Dorina
    »Wie gehen wir heute weiter vor?«, erkundigte sich Sönke am nächsten Morgen, als seine Kollegin eintraf. Die Laufarbeit der beiden Teams der dritten Mordbereitschaft, die sie bei ihren Ermittlungen unterstützen sollten, hatte noch nichts ergeben, obwohl die Kollegen fast die ganze Nacht im Milieu unterwegs gewesen waren, berichtete

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