Engel der Verdammten (German Edition)
an den Haaren und stieß sie mit dem Gesicht gegen die Wand. Das Mädchen schrie auf. Blut spritzte aus ihrer Nase.
»Das ist erst der Anfang. Du wirst in den nächsten Stunden noch viel Zeit haben, deinen Verrat zu bereuen. Und dann hoffe ich für dich, dass du nie wieder vergisst, dass du mir zu gehorchen hast!«
Tariq löste seinen Gürtel und ließ ihn ein paar Mal auf den Rücken des Mädchens niedersausen, während sich seine andere Hand noch immer in ihr Haar krallte. Erst schrie sie, dann bettelte sie, bis er den Gürtel fallen ließ. Die Situation erregte ihn. Rasch knöpfte er sich die Hose auf.
»Knie dich hin«, befahl er und schob ihren kurzen Rock hoch. Nun wimmerte sie nur noch, doch als er so kraftvoll, wie er konnte, in sie stieß, schrie sie ein letztes Mal laut auf.
Draußen auf dem Tisch klingelte sein Handy. Eines seiner Handys. Das, was er nur für bestimmte Geschäfte nutzte und nicht zu ihm zurückzuverfolgen war. Melanie ließ es eine Weile klingeln. Die Nummer auf dem Display sagte ihr nichts. Doch der Anrufer war hartnäckig. Schließlich beschloss sie, doch abzunehmen.
»Ja?«
»Wer ist da?«, rief eine fast hysterische Frauenstimme.
»Sagen Sie mir, wer Sie sind«, konterte Melanie.
»Mein Name ist Fichtner, und ich möchte Herrn Kabaschi sprechen.«
»Er ist gerade beschäftigt. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
»Ja, sagen Sie, er soll zurückrufen, es ist dringend.«
»Hm, ja, sag ich ihm«, erwiderte Melanie ohne Begeisterung, was ihrer Gesprächspartnerin offensichtlich nicht entging.
»Es ist wirklich wichtig«, kreischte sie fast. »Sagen Sie ihm, jemand hat Fjodora Pawlowa ermordet. Man hat ihr die Kehle durchgeschnitten und sie dann in unserem Garten zurückgelassen. Die Kriminalpolizei war da und hat alles auf den Kopf gestellt!«
In Melanies Kopf begann es zu rauschen.
»Er wird Sie zurückrufen«, sagte sie hastig. »Unternehmen Sie nichts, und verhalten Sie sich ruhig.« Sie legte auf.
Noch eine von Tariqs Frauen. Was ging hier vor? Gab es einen Konkurrenten, der sie vernichten wollte? Aber warum dann diese Frauen?
Ein anderer Gedanke fuhr ihr durch den Kopf. Steckte Tariq selbst hinter den Morden? Melanie dachte an Ileana und den Streit, den sie mit Tariq nur einen Tag vor ihrem Tod gehabt hatte. Melanie hatte zwar nicht alles verstanden, doch die beiden hatten so laut gebrüllt, dass ihr einiges gar nicht entgehen konnte. Ileana war zu selbstbewusst geworden. Das war nicht gut. Sie hatte darauf bestanden, Freier, die ihr zuwider waren, abzulehnen. So fing es an. Und dann liefen sie irgendwann weg, um auf eigene Faust zu arbeiten oder ganz auszusteigen. Tariq hatte ihr ihren Platz zeigen müssen, schon der anderen Frauen wegen.
War Ileana deshalb jetzt tot? Hatte er ihr die Kehle durchgeschnitten oder jemand beauftragt, dies zu tun? Reichte es nicht mehr, seine beiden Kumpane in Polizeiuniformen zu stecken, um den Mädchen eine Lektion zu erteilen?
Weder Yulia noch Fjodora hatten je Probleme gemacht. Melanie konnte sich kaum mehr an die beiden erinnern. Warum waren sie gestorben? Hatten sie sich ihren neuen Eigentümern widersetzt, sodass Tariq einschreiten musste? Melanie hoffte, dass sie sich irrte, denn sonst war das ein gefährliches Spiel, das sie nicht gewinnen konnten. Ein Serienmord! Die Kripo würde nicht ruhen, bis sie ihn aufgeklärt hatte.
Melanie spürte, wie ihr eiskalt wurde. War ihr schönes Leben dabei, zu Ende zu gehen? Für einen Moment überkam sie Panik, und sie überlegte, ob sie nicht einfach weggehen sollte. Nein, sie musste mit ihm reden. Ihn zur Vernunft bringen. Vielleicht würde dann doch noch alles gut werden.
Nach der Arbeit fuhr Sabine wieder nach Blankenese. Es drängte sie, mit Peter alles zu besprechen, was sie an diesem Tag in Erfahrung gebracht hatten. Der rechte Durchbruch ließ immer noch auf sich warten. Vor allem fehlte ihnen ein Motiv! Warum diese Frauen? Warum hatte der Mörder ausgerechnet sie ausgesucht? Wenn sie diese Frage beantworten konnten, dann wären sie der Lösung des Falls ein großes Stück näher gekommen.
Die Sonne war noch nicht untergegangen, daher setzte sie sich an den Flügel und versuchte sich an Bachs »Präludium«. So recht zufrieden war sie nicht mit ihrer Klimperei, doch sie war noch nicht bei der dritten Seite angekommen, als eine Stimme von der Tür her sagte: »Sehr schön!« Allein ihr Klang jagte ihr einen Stromschlag durch den ganzen Körper.
Sabine ließ die Hände sinken. »So
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