Engel der Verdammten (German Edition)
Sönke mit einem Hauch von Schadenfreude. Oder war er nur erleichtert, dass er die regnerische Nacht gemütlich in seinem Bett verbracht hatte? Jedenfalls waren sie auf der Suche nach Ileanas Zuhälter keinen Schritt weitergekommen.
»Ich möchte noch einmal zu den Reißenbergers rausfahren«, antwortete Sabine.
Sönke hob die Brauen. »Warum denn das? Aus denen kriegst du nichts mehr raus. Die schreien nur wieder nach ihrem Anwalt. Oder hast du etwa Sehnsucht nach deinem Ex?«
Sabine zog eine Grimasse. »Gott bewahre, nein! Aber ich hab so ein Gefühl … «
Sie musste den Satz nicht beenden. Ihr Kollege kannte das bereits. Wenn Frau Kommissarin so ein Gefühl hatte, dann musste man ihm folgen. Brummend packte er seine Sachen und holte seinen Mantel aus dem Schrank.
»Was denn?«, verteidigte sie sich. »Es ist schon oft was Gutes dabei rausgekommen, wenn ich auf mein Bauchgefühl vertraut habe.«
»Deshalb komme ich ja auch mit«, sagte er. »Das Bauchgefühl der Frauen! Das muss man schon ernst nehmen, nicht wahr? Ich meine, wenn jetzt Robert sagen würde, er hätte ein komisches Gefühl im Bauch, dann wäre mein Rat an ihn ein ganz anderer.« Er verdrehte die Augen, während er in seinen Mantel schlüpfte. »Gehen wir!«
Sie fuhren mit Sönkes weinrotem Daimler nach Harvestehude hinaus und näherten sich gerade der Einfahrt der Reißenbergers, als das Tor daneben sich öffnete und einen großen schwarzen Wagen auf die Straße entließ.
»Verdammt, das ist er!«, schrie Sabine und zeigte nach vorn. Sönke legte vor Schreck eine Vollbremsung hin.
»Was ist das für ein Auto?«, erkundigte sich Sönke. »Ein älterer 7er- BMW mit viel Plastikgelumpe drum herum, so viel konnte ich erkennen. Aber was hat der Wagen für unseren Fall zu bedeuten?«
»Ich weiß es nicht«, musste sie zugeben, während sie sich rasch das Nummernschild notierte, »doch das war genau der Wagen, der bei den Reißenbergers in der Einfahrt stand, als ich mit Thomas zum ersten Mal dort war. Sie haben damals zwar behauptet, sie seien allein im Haus, doch ich bin überzeugt, dass sich dort jemand versteckt hielt. Tja, und dann habe ich das Blut in der Küche gefunden und die Spurensicherung kam, und irgendwann war der Wagen nicht mehr da.«
»Ja habt ihr nachher nicht den Halter ermittelt?«, wunderte sich Sönke.
»Nein«, musste Sabine zerknirscht zugeben. »Das hat Thomas wohl vergessen, und ich habe auch nicht mehr an den Wagen gedacht, bis ich ihn eben aus der Zufahrt habe kommen sehen.«
»Das war aber das Haus der von Ilsenbricks, soweit ich mich erinnern kann«, meinte Sönke ein wenig verwirrt.
»Allerdings, und das finde ich sehr interessant. Ich denke, wir sollten die Herrschaften mal fragen, wer ihr Besucher war. Vielleicht bin ich ja auf dem Holzweg, doch dann frage ich dich: Warum haben die Reißenbergers ihn vor uns versteckt? Und warum hat er heimlich die Biege gemacht, als die Spurensicherung kam? Da ist doch etwas faul, und genau das werden wir jetzt herausfinden!«
Der Wagen war vor dem Haus noch nicht einmal ausgerollt, da riss Sabine bereits die Tür auf und stürmte zum Gartentor. Sie klingelte fordernd, und es dauerte nicht lange, bis sich die Stimme von Frau von Ilsenbrick meldete.
Dass Gerlinde von Ilsenbrick nicht begeistert von ihrem Besuch war, konnte man ihrer Stimme deutlich entnehmen, doch sie traute sich offensichtlich auch nicht, sie wieder wegzuschicken.
»Mein Mann ist nicht daheim. Wollen Sie nicht später wiederkommen?«, versuchte sie, Zeit zu schinden.
»Nein, wir möchten uns gern mit Ihnen unterhalten«, widersprach die Kommissarin.
»Na gut, warten Sie, ich mache Ihnen auf«, sagte sie nach einem Zögern. Es dauerte ziemlich lange, bis es endlich summte und das Tor aufsprang.
»Kommen Sie herein«, forderte sie Gerlinde von Ilsenbrick steif auf. Sabine musste sich eingestehen, dass sie innerhalb weniger Tage von einem Gast ihrer Dinnerparty zu einer Persona non grata deklassiert worden war. Sie lächelte bei diesem Gedanken.
»Was wollen Sie?«, erkundigte sich Frau von Ilsenbrick. Sie führte die beiden Kripobeamten zwar ins Wohnzimmer, bot ihnen aber nichts zu trinken an und bat sie auch nicht, Platz zu nehmen.
»Wir haben nur ein paar Fragen an Sie«, sagte Sabine betont liebenswürdig. »Zum Beispiel, wem der schwarze BMW gehört, der gerade aus Ihrer Auffahrt gekommen ist?«
Diese Frage hatte die Dame des Hauses ganz sicher nicht erwartet. Das Entsetzen stand ihr so deutlich
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