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Engel der Verdammten

Engel der Verdammten

Titel: Engel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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greifenden Verbreitung von Raketen, Handgranaten und chemischen Waffen Einhalt zu gebieten, während sie selbst fortfuhren, neue Nuklearwaf-fen zu entwickeln, mit denen man die ganze Erde vernichten konnte.
    Im Kreuzfeuer der Kritik standen Drogen. Die Rede über sie war in aller Munde. Drogen konnten heilen. Töten. Helfen. Unheil bringen.
    So viele Arten von Drogen gab es, für so viele Zwecke, dass niemand die Bedeutsamkeit ihrer Vielzahl an sich erfasste.
    Kaum ein Mensch konnte sich vorstellen, wie lang die Be-standsliste an Drogen in einem einzigen New Yorker Krankenhaus war - Drogen, die täglich Leben retteten, indem sie zur Impfung benutzt, injiziert, intravenös gegeben oder oral verab-reicht wurden. Nur ein Computersystem konnte den Überblick darüber behalten.
    Weltweit organisierten die Bosse der Drogenkartelle den Handel mit Drogen wie Kokain und Heroin, entwickelten, verteilten und vermarkteten Drogen zu dem einzigen Zweck, Menschen süchtig zu machen, die Euphorie oder Beruhigung suchten.
    Von Sekten schien die Öffentlichkeit besessen und fürchtete sie gleichzeitig. Sekten waren offensichtlich nicht anerkannte religiöse Gruppierungen, was heißt, Gruppierungen, denen sich üblicherweise Leute anschlossen, die einer Führerpersönlichkeit Gefolgschaft schworen, deren Moral und Ziele Außen-stehenden nicht unbedingt ganz klar waren. Sekten konnten über Nacht wie aus dem Nichts entstehen und sich um eine einzelne Person organisieren - wie Gregory Belkin. Manche Sekten entstanden auch durch Ablösung von größeren Religi-onsgemeinschaften und führten dann häufig ein von Fanatis-mus geprägtes Eigenleben.
    Es gab Sekten mit friedlichen und Sekten mit kriegerischen Absichten. Und Esther Belkins Tod war überschattet von öffentlichen Auseinandersetzungen über das Sektenunwesen.
    Immer und immer wieder flimmerte ihr Gesicht über den Fernsehschirm. Ihr, die nichts und niemandem angehört hatte, sagte man alles Mögliche nach, Anti-Regierungs-, Anti-Gottes-, Anti-Reichtums-Tendenzen.
    War sie in Wirklichkeit von Anhängern der Sekte ihres Vaters getötet worden?
    Man hatte sie in einem privaten Gespräch bemerken hören, dass der ›Tempel vom Geiste Gottes‹ zu viel Geld habe, zu viel Macht, zu viele Häuser in aller Welt. Oder waren es Feinde der Sekte und Gregory Belkins gewesen, die durch den Tod Esthers ihren Vater hatten verletzen wollen, ihn und seine mächtige Gefolgschaft hatten warnen wollen, dass seine Organisation zu groß und zu gefährlich geworden war - obwohl, gefährlich für wen?
    Es gab liberale, radikale, reaktionäre und altmodische Sekten.
    Sekten konnten schreckliche Dinge bewirken.
    Mein Ich trieb dahin, beobachtete, lauschte; ich wusste, was die Menschen wussten.
    Diese Welt bestand aus Großmächten, aus Nationen, aus Ländern und aus Banden. Und selbst die kleinste Bande konnte die Bildschirme der ganzen Welt beherrschen, indem sie eine einzige Bombe an einer strategisch günstigen Stelle hochgehen ließ.
    Die Nachrichtenmagazine berichteten über den Anführer einer 50-Mann-Gruppierung ebenso ausführlich wie über den mit Millionen von Anhängern.
    Täter und Opfer waren gleichermaßen Nutznießer der demo-kratischen, vom Wettbewerbsdenken geprägten Inszenie-rungswut der Medien.
    Die Bilder der Eval-Brüder blitzten nicht weniger häufig auf den Bildschirmen auf als Esthers Foto. Hatten diese Männer, die Esther ermordeten, zu einer Untergrundbewegung gehört?
    Die Leute sprachen von hinterwäldlerischen ›Überlebens-kämpfern‹, die hinter Stacheldraht verschanzt und bewacht von scharfen Hunden lebten und jeder Art von staatlicher Au-torität mit Misstrauen begegneten. Konspirative Zusammen-schlüsse. Sie konnten in jeder Form und überall auftreten.
    Und dann waren da die ›Heiligen der letzten Tage‹, die nun noch einen Grund mehr hatten zu behaupten, dass der Tag des Jüngsten Gerichts gekommen sei.
    Hatten die Eval-Brüder zu dieser Gruppe gehört?
    Gregory Belkin, Esthers Stiefvater, sprach mit leisen, eindring-lichen Worten von Verschwörungen gegen alle gottesfürchtigen Menschen. Esthers Unschuld war so eindeutig und schrie zum Himmel. Und um Esthers flackerndes Bild auf dem Fernsehschirm kreisten die Worte ›Terroristen‹, ›Diamanten‹ und

    ›Fanatiker‹.
    Wie auch immer die Nachrichten verbreitet wurden - ob durch die Presse, im Rundfunk oder per Computer im Internet -, sie kamen unaufhörlich und waren erschreckend, prophetisch, fatalistisch,

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