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Engel der Verdammten

Engel der Verdammten

Titel: Engel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Erfahrung sehr prickelnd.
    Du lebst, Asrael, du bist erfüllt von Leben! Ich muss wohl gelacht haben. Oder geweint? Ich brauchte mehr Wasser. Nein.
    Ich hätte gern noch mehr getrunken, das ja, aber ich brauchte gar nichts.
    Aber ich musste wissen, was Gregory jetzt gerade mit meinen Gebeinen anstellte. Versuchte er gerade in diesem Moment, mich zu sich zurückzubefehlen? Er musste doch irgendetwas unternommen haben, obwohl ich keinen Widerhall davon spür-te. Ich wollte es ganz einfach wissen. Und ich wollte auch endlich wissen, wie stark dieser Körper wirklich war, ob ich mich willentlich auflösen und den Körper wieder herbeibefehlen konnte. Ich musste das dringend erfahren.
    Ich fuhr mit der Zunge über meine Lippen, die sich kalt anfühlten von dem Wasser. Ich merkte, dass mein Zorn, meine Verwirrung fast ganz gewichen waren, weil ich mich von dieser Frau, diesem zerbrechlichen, bleichen Wesen, so stark angezogen fühlte. Ich musste einfach aufhören, mich über dieses und jenes zu verwundern, und mich als meinen eigenen, einzigen Gebieter akzeptieren. Genau das war es. Ich begehrte sie. Ja, diese Zusammenhänge hatten einen sehr menschlichen Ursprung - das fleischliche Verlangen nach ihr, mein Verlangen, mich gegen Gregory zu stellen, ihm zu trotzen, mir zu beweisen, dass er keine Kontrolle über mich hatte, nur weil die Gebeine in seinem Besitz waren.
    Rachel sprach mich an: ›Du hast Angst. Du brauchst dich wegen des Flugzeugs nicht zu fürchten. Es ist etwas Alltägliches.‹ Ein neckendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, und sie fügte hinzu: ›Natürlich könnte es jede Sekunde explodieren, na ja, aber bisher hat es noch immer durchgehalten.‹ Ihr Lachen wurde bitter.
    ›Hör zu‹, sagte ich, ›es gibt in deiner Sprache das Sprichwort
    »Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen«. So etwas Ähnliches habe ich jetzt vor. Ich werde jetzt von hier verschwinden und wieder zurückkehren. Das ist für dich der Beweis, dass ich ein Geist bin, und du brauchst dich nicht mehr zu sorgen, dass du in deiner Verzweiflung mit einem Irren gemeinsame Sache gemacht hast, und ich kann gleichzeitig herausfinden, was Gregory im Schilde führt. Denn schließlich hat er diese Gebeine, und er ist ein etwas seltsamer, durchsetzungsfähiger Mann.‹
    ›Du willst verschwinden? Aus diesem Flugzeug?‹
    ›Ja. Nun sage mir, wo genau wir in Miami hinwollen. Was ist Miami überhaupt? Ich werde dich dann dort an der Tür deines Hauses treffen.‹
    ›Du solltest das besser nicht versuchen.‹
    ›Ich muss. Mit deinen Verdächtigungen und deinem Misstrauen bringst du uns nicht weiter. Esther scheint mir im Moment selbst wie ein Diamant zu sein, ein Diamant im Zentrum einer komplizierten Kette. Wohin sind wir unterwegs? Wie finde ich Miami?‹
    ›Es liegt an der Ostküste der USA. Ich wohne in einem Hochhaus am äußersten Ende der Stadt, Miami Beach. Es ist ein Loft. Auf der obersten Ebene. Auf dem Türmchen über meinem Apartment ist ein rosa Signallicht. Südlich davon liegen kleine Inseln, die Florida Keys, und dahinter die karibischen Inseln.‹
    ›Das reicht, ich werde dich finden.‹
    Ich warf noch einen Blick auf den Tisch, sah die verschütteten Wassertropfen und das traurige Bild Esthers, und mich traf ein grässlicher Schock, als ich mich selbst auf diesem Foto erblickte! Da stand ich! Die Kamera hatte mich erwischt, als ich die Hände an meine Schläfen presste und in bekümmertes Jammern ausbrach. Die Sekunde, ehe die Trage in den Ambu-lanzwagen geschoben wurde!
    ›Sieh nur‹, sagte ich. ›Das bin ich.‹
    Rachel griff nach dem Magazin, beäugte erst das Foto, dann mich.
    ›Nun werde ich dir beweisen, dass ich auf deiner Seite bin. Ich werde diesem Teufel Gregory einen netten Schrecken einja-gen. Brauchst du noch etwas aus der Wohnung? Ich werde es dir mitbringen.‹
    Sie war nicht in der Lage zu antworten. Ich hatte sie erschreckt. Sie beobachtete mich nur schweigend. Ich stellte sie mir unbekleidet vor. Sie hatte eine erfreuliche Figur, ihr Körper schien fest, und vor allem ihre Beine waren schlank und grazi-
    ös, aber muskulös. Ich sehnte mich danach, mit festem Griff ihre Beine, ihre Waden zu umfassen.
    So weit gingen meine Kräfte selten, das war wirklich eine Menge; ich musste jetzt erst einmal das Rätsel um meine Freiheit lösen.
    ›Du veränderst dich‹, sagte sie misstrauisch, ›aber ich merke nichts davon, dass du verschwindest.‹
    ›Oh! Was siehst du denn?‹, fragte ich. Eigentlich hatte

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