Engel der Verdammten
hätte setzen können.
Flugzeuge flogen. Sie krochen dahin. Sie standen leer mit weit offen gähnenden Türen und hässlichen, ziellos in die Nacht weisenden Stufen. Sie schliefen.
›Komm mit‹, sagte Rachel und umklammerte meine Hand.
›Was du auch bist, wir hängen beide in dieser Sache drin. Ich glaube dir.‹
›Das solltest du auch besser‹, flüsterte ich.
Aber ich war irgendwie benebelt.
Während wir aus dem Wagen stiegen, war ich mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt. Ich folgte ihr unaufmerksam, Stimmen drangen an mein Ohr, aber ich starrte zu den Sternen empor. Die Luft war voller Rauch, es war wie im Krieg, wenn der Rauch aufsteigt, weil alles brennt.
Inmitten eines betäubenden Lärms näherten wir uns ihrem Flugzeug. Sie rief Befehle, aber ich konnte nichts verstehen, der Wind trug ihre Worte davon. Die Stufen verliefen in einem Stück aufwärts, wie die Stufen zum Himmel, aber diese führten einfach nur in das Flugzeug hinein. Plötzlich, wir waren schon auf dem Weg nach oben, schloss Rachel die Augen und blieb stehen. Sie tastete blindlings nach meiner Schulter und umklammerte mich, als wolle sie mir die Adern abdrücken.
Sie fühlte sich elend und hatte Schmerzen.
›Ich halte dich‹, flüsterte ich ihr zu.
Ritchie, der Fahrer, stand hinter mir, eifrig darauf bedacht, ihr zu helfen. Sie atmete tief durch, dann rannte sie die Stufen hinauf. Ich musste mich beeilen, um sie einzuholen.
Zusammen betraten wireinen engen Gang, ein Refugium voll unerträglicher Geräusche. Eine junge Frau mit herausfordern-den, kalten Augen sagte: ›Mrs. Belkin, Ihr Gatte möchte, dass Sie heimkehren.‹
›Nein. Wir gehen in mein eigenes Heim‹, antwortete sie.
Zwei uniformierte Männer traten aus dem vorderen Teil des Fliegers. Ich konnte einen Blick auf die kleine Kammer in der Spitze der Maschine werfen, wo sich Knopf an Knopf reihte und Lichter flackerten.
Die kühle junge Frau mit den hellen Augen schob mich in Richtung auf eine weiter hinten liegende Sitzgruppe, aber ich trödelte herum und lauschte, damit ich im Notfall zur Stelle war.
›Tun Sie, was ich Ihnen sage‹, hörte ich Rachels Stimme. Die Männer gaben sofort nach. ›Starten Sie, sobald es möglich ist.‹
Die blasse Frau hatte mich im Gang stehen gelassen und sich Rachel zugewandt, um sie aufzuhalten. Ritchie gluckte über Rachel wie eine Henne.
›Lassen Sie die Magazine und die Zeitungen hier!‹, befahl Rachel. ›Was glauben Sie denn? Dass Esther wieder aufer-steht, wenn ich etwas über sie lese? Sehen Sie zu, dass wir so schnell wie möglich abheben!‹
Ein zaghafter Chor aufbegehrender Stimmen - von Männern und Frauen, selbst von dem Fahrer - erhob sich, schwächte sich aber gleich wieder ab.
›Sie alle fliegen mit mir, ganz einfach‹, sagte Rachel, und es kehrte Stille ein. Sie war die Königin.
Sie nahm meine Hand und führte mich in einen kleinen leder-gepolsterten Raum. Alles war glatt und glänzend hier. Das Leder war weich, und alles strahlte Eleganz aus: Auf einem kleinen Tisch standen Gläser aus massivem Kristallglas, für die Füße gab es Hocker, und tiefe, couchartige Sessel waren gedacht, uns einzulullen.
Die Stimmen erstarben zu einem leisen konspirativen Gemur-mel hinter dem Vorhang.
Die kleinen Fensterhöhlen waren das einzig Hässliche hier, so verschrammt und schmutzig, wie sie waren, gaben sie nichts von der draußen herrschenden Nacht preis. Der Lärm und die Nacht waren eins. Die Sterne waren nicht zu sehen.
Rachel sagte, ich solle mich setzen.
Ich gehorchte und ließ mich in einen tiefen Sessel fallen, der den Geruch von Leder ausströmte und mich umschloss, als solle ich hilf- und wehrlos gemacht werden, wie ein Vater seinen kleinen Sohn an den Fußgelenken fassen und hochheben mochte. Wir saßen uns nun in diesen schwellenden, merkwürdig komfortablen Polstern gegenüber, und langsam gewöhnte ich mich an diese Haltung, die mir so würdelos schien. Ich kapierte langsam, dass dies eine Form von Luxus war trotz der Urwüchsigkeit des Materials. Man konnte sich darin rekeln wie einst die Potentaten auf ihrem Diwan. Bunte Magazine lagen sorgfältig gefächert auf dem Tischchen vor uns, und zusammengelegte Zeitungen waren in einem Kreis arrangiert.
Abgestandene Luft wurde in den Raum geblasen, als sei es ein willkommener Segen.
›Du hast offensichtlich noch nie ein Flugzeug gesehen, nicht wahr?‹, fragte Rachel.
›Nein‹, antwortete ich. ›Ich brauche sie nicht.‹ Und fügte
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