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Engel der Verdammten

Engel der Verdammten

Titel: Engel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ging in die ange-gebene Richtung. Ihr Körper war so leicht, weich und duftend.
    Der Raum war fantastisch, drei Wände bestanden aus Fenstern, nichts als Fenstern, die den Blick aufs Meer freigaben.
    Wieder schwappten Erinnerungen wie eine Woge über mich hinweg. Erinnerungen an Wärme, und doch, wo in aller Welt hatte ich schon solche Wolken gesehen und dazwischen gesprenkelt die Sterne mit ihrem funkelnden Licht, so heimelig, so winzig und doch so freundlich?
    Ich setzte Rachel auf ein riesiges Bett aus lauter Seide, seidene Laken, seidene Kissen. Ein sanfter goldener Farbton schien Stoffe, Wandbespannungen und alle anderen Gegenstände, jede Oberfläche zu überziehen, und weich geschwungene Polstersessel standen im Raum verstreut. Orientalischer Luxus.
    Ich roch die salzige Luft, roch den süßen Duft, der von Rachel ausging und schaute nieder auf sie, in ihr wächsern wirkendes Gesicht. So sanft ich konnte, küsste ich sie auf die Stirn.
    ›Habe keine Angst, mein Liebes‹, sagte ich. ›Alles, was ich gesagt habe, ist wahr. Du musst mir glauben. Und du musst mir erzählen, was du über Esther und Nathan weißt.‹
    Sie begann zu schluchzen, schwach und zitternd kuschelte sie sich in die Kissen. Ich setzte mich neben sie und zog eine seidene, blumenbedruckte Decke über sie, aber das wollte sie nicht.
    ›Nein‹, hauchte sie, ›nur die weiche Luft auf meinem Körper.
    Nichts sonst. Küss mich noch einmal. Nimm mich in den Arm.
    Bleibe bei mir.‹
    ›Ich halte dich ja. Meine Lippen berühren deine Stirn, deine Wangen, dein Kinn, deine Schultern, deine Hand ...‹ In Wahrheit konnte ich ihr kaum widerstehen. Ich wollte ihr die teuren Kleider vom Leib reißen, sie ganz in meine Gewalt bringen.
    Vorsichtig umfasste ich ihr zerbrechliches Handgelenk. Sie war wirklich dem Tode nahe.
    ›Habe keine Angst vor mir, Liebste, es sei denn, das lindert deinen Schmerz. Weißt du, manchmal hilft es, sich vor dem einen zu fürchten, damit man die Furcht vor dem andern vergisst.‹
    Als Antwort wandte sie sich mir zu und küsste mich abermals, zog meinen Kopf zu sich herunter und schob mir die Zunge in den Mund. Ihr Kuss war wollüstig und leidenschaftlich und zeugte von völliger Hingabe. Voller Verlangen erwiderte ich den Kuss. Ihre Hüften drängten sich mir entgegen, und ich merkte, dass mein Körper heftig reagierte. Ich musste sie nehmen. Ich wollte sie glücklich sehen. Und diese Welt würde mir auch hierin meine Macht beweisen, wie ich sie bisher in all den anderen Dingen hatte beweisen können. Und wenn ich in ihren Armen all meine Macht, alle Fähigkeiten verlor, dann sollte es so sein. Hier flammte die menschliche Glut zu hoch auf, als dass etwas anderes als der Liebesakt noch in Frage gekommen wäre. Selbst der Himmel, die traumverhangenen Sterne, die hoch dahin segelnden weißen Wolken - all dies zusammen - verlangten nur noch eins.«

    21

    »Sie nestelte schwach an den Knöpfen ihrer Bluse. ›Zieh mich aus, bitte hilf mir‹, sagte sie. Ich beeilte mich, sie aus ihren Kleidern zu schälen, und sie half mir, ließ sich dann tief in die Kissen sinken, ihr Körper war bleich, aber fest wie der einer jungen Frau. Ich küsste ihre Waden, ihre Schenkel. Draußen raschelte und seufzte der Garten, und jetzt hörte ich auch das sachte Plätschern eines Wasserfalls, über Blattwerk sickernde Wassertropfen, doch mein Körper war nur noch ein von Verlangen getriebener Mechanismus, und aufgestachelt vom Anblick ihrer kleinen Brüste mit den rosigen Brustwarzen eines Mädchens und von dem Geruch nach Tod, der von ihr aufstieg. Es war nicht so, dass der Tod für mich einen Reiz darstellte, sondern es hing damit zusammen, dass der drohende Tod sie mir umso kostbarer machte, da ich sie jeden Augenblick wieder verlieren konnte.
    Sie lehnte sich zurück und seufzte tief. Das nächtliche Dämmerlicht gab den zarten Konturen ihres Gesichts eine zerbrechliche Klarheit.
    ›Komm, ich will dich unbekleidet sehen‹, sagte sie und begann, sich an den Knöpfen meines Hemdes zu schaffen zu machen, aber mit einer Geste bedeutete ich ihr, dass das nicht notwendig war. Ich stand auf und zog mich etwas zurück. Es herrschte eine traumgleiche Dunkelheit, da nicht eine elektrische Lampe brannte.
    Ich breitete die Arme aus und richtete den Blick zum Himmel; eine plötzliche Müdigkeit machte sich bemerkbar, die sicherlich auf die diversen Tricks zurückzuführen war, die ich in dieser Nacht schon vollbracht hatte. Dennoch befahl ich meinen

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