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Engel der Verdammten

Engel der Verdammten

Titel: Engel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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dachte wirklich, dass diesmal, wenn ich diese mir auferlegte Prüfung hinter mich gebracht hätte, also, dass dieses Mal die Stufen erscheinen würden, für mich ...
    oder ich wenigstens in tiefen Schlaf sänke. Ich dachte ... so vieles. - Und hoffte auf ein Ende.«
    Er hielt inne. »Immerhin habe ich etwas gelernt«, fügte er dann hinzu. »Die letzten zwei Tage lehrten mich etwas: Eine Geschichte zu erzählen ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe.«
    »Das musst du mir erklären.«
    »Ich dachte, wenn ich von dem brodelnden Kessel spreche, vertreibe ich die damit verbundene Qual. Doch es half nicht.

    Nicht mehr fähig zu hassen, nicht mehr fähig zum Zorn, bleibt mir nur Verzweiflung.«
    Wieder hielt er inne.
    »Ich möchte, dass du mir endlich alles erzählst. Du glaubst doch daran. Aus genau dem Grund bist du hergekommen, damit du alles erzählen kannst.«
    »Na ja, lass uns sagen, dass du die ganze Geschichte hören sollst, weil ... jemand sollte sie kennen. Jemand sollte sie festhalten. Und aus Höflichkeit dir gegenüber, denn du bist so freundlich und gefällig, und du hörst wirklich zu, und ich glaube, du willst es tatsächlich wissen.«
    »Ja, ganz bestimmt. Aber weißt du, mir diese Grausamkeit vorzustellen, mir vorzustellen, dass dein eigener Vater dich dazu bestimmte, das fällt mir wirklich genauso schwer, wie mir eine so unnatürliche, konstruierte Todesart vorzustellen. Du hast deinem Vater vergeben, bis auf den heutigen Tag?«
    »Eigentlich nicht«, sagte er. »Das war es, was ich meinte, dass darüber zu sprechen nicht gleichzeitig bedeutet, auch zu vergeben. Aber es zu erzählen, meinen Vater wieder vor mir zu sehen, brachte mich ihm nahe.«
    »Er war nicht so stark wie du, damit hatte er Recht.«
    Schweigen sank zwischen uns nieder. Ich dachte an Rachel Belkin, an den Mord an Rachel Belkin, aber ich sagte nichts.
    Stattdessen fragte ich: »War es schön, durch den Schnee zu wandern?«
    Er wandte sich mir erstaunt zu und lächelte, ein liebes, strahlendes Lächeln.
    »Ja, es war schön. Aber ich sehe, du hast das Essen nicht gegessen, das ich für dich gewärmt habe. Nein, bleib sitzen, ich hole es dir, und auch einen silbernen Löffel.«
    Er tat, wie er gesagt hatte. Und ich aß einen Teller Eintopf, während er mit verschränkten Armen in seinem Sessel saß und mir zuschaute.
    Als ich den leeren Teller zur Seite stellte, nahm er ihn sofort mitsamt dem Löffel und spülte beides, wie ich am Klang des laufenden Wassers hörte. Er kam zurück und bot mir eine Schale mit sauberem Wasser und ein Handtuch an, wie man es in vergangenen Zeiten getan haben mochte. Es war nicht nötig, doch ich tauchte meine Finger in die Schale, und mit dem Tuch tupfte ich mir den Mund ab, insgesamt fand ich das recht angenehm. Anschließend brachte Asrael die Sachen fort.
    Dabei bemerkte er den kleinen Fernseher, den ich wohl zu nahe beim Feuer stehen gelassen hatte. Eine Welle von Ver-legenheit schwappte über mich hinweg, als hätte ich mich wie ein Spion während seiner Abwesenheit in seine Welt geschlichen, auf der Suche nach einer Bestätigung für seine Worte.
    Er betrachtete das Ding eine ganze Weile und schaute dann fort. »Das Ding funktioniert? Du hast etwas erfahren?«, fragte er nicht gerade enthusiastisch.
    »Die Nachrichten, von einem lokalen Sender hier, schätze ich.
    Man hat die Stützpunkte der Belkin-Sekte gestürmt, diverse Verhaftungen vorgenommen, und die Bevölkerung ist erst einmal beruhigt worden.«
    Er ließ geraume Zeit verstreichen, ehe er darauf antwortete.
    Schließlich sagte er: »Ja, gut, es gibt da vielleicht ein paar Anlagen, die man noch nicht gefunden hat, aber alle Sektenmitglieder darin sind tot. - Diese Kerle mit ihren Pistolengurten, die geschworen haben, sich selbst mitsamt der ganzen Bevölkerung eines Landes zu töten - wenn man auf die stößt, ist es das Beste ... sie auf der Stelle umzubringen.«
    »Im Fernsehen haben sie dein Bild gezeigt«, sagte ich. »Glatt rasiert.«
    Er lachte. »Also werden sie mich mit all diesem Haar gar nicht erkennen.«
    »Erst recht nicht, wenn du es im Nacken kurz schneidest, aber das wäre eigentlich eine Schande.«
    »Das ist gar nicht nötig«, sagte er. »Ich kann immer noch etwas viel Entscheidenderes tun.«
    »Und das wäre?«
    »Verschwinden.«
    »Oh! Wie schön, das zu hören. Weißt du, dass man dich sucht? Sie erwähnten etwas von dem Mord an Rachel Belkin.
    Der Name sagt mir kaum etwas.«
    Er schien weder erstaunt noch

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