Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
die Sonnen und sein Frachter hinter einem Tränenschleier verschwommen.
    Jemand klopfte ihm von rechts auf die Schulter. »Schwerer Augenblick für Sie, Oberst Pirello, ich weiß schon.« General Porto, der Verbandskommandeur, stand neben ihm. »Ich habe auch mal ein Schiff verloren. Will ich nie wieder erleben. War der Frachter schon bezahlt?«
    »Nein.« Yaku riß sich zusammen. »Wir bräuchten eine Stärkung, mein General«, sagte er heiser. »Und Medizin für den Jungen. Ein Schmerzmittel wäre nicht schlecht.«
    »Aber klar doch, Oberst Pirello. Sie kriegen erst mal was zu essen und Kabinen. Danach aber müssen wir Ihren Bericht protokollieren. Ich habe mir die Daten Ihrer I-Ziffer angeschaut. Unter wem sind Sie geflogen?«
    Yaku erzählte seine eigene, seine wahre Geschichte. Jedenfalls in den Grundzügen. Er war lange genug bei der Flotte gewesen, und die Namen seiner Kommandeure und deren Flaggschiffe hatte er natürlich nicht vergessen. Der General nickte, und immer, wenn er einen Namen wiedererkannte, strahlten seine Augen. Der Direktor stand die ganze Zeit stumm dabei. Er musterte Venus und Plutejo. Venus sehr freundlich, den Jungen mit gerunzelter Stirn. Der begann schon wieder zu zittern. Wurde Zeit, daß er in einer Kabine unterkam.
    »Freut mich, freut mich, daß sie den kennen, ein wunderbarer Kommandeur«, sagte der General. »Alte Schule, verstehen Sie? Wird Sie sicher interessieren, daß wir das galaktische Zentrum untersuchen, um seine Kraftfelder für die Energiebedürfnisse stationärer Megawaffen zu nutzen. Mit den gigantischen Gravitationskräften ließen sich doch prächtige Gravitonkanonen bauen. Die müßten Lichtjahre weit reichen, stellen Sie sich das einmal vor, Oberst Pirello …!«
    »Kommunikator an Primhauptmann«, tönte eine Stimme im Hintergrund. »Nachrichten aus der Republik …«
    Yaku spitzte die Ohren, während General Porto den Direktor in das Gespräch mit einbezog. Der Mann war offenbar zum erstenmal so nahe am Zentrum der Galaxis.
    »Die spinnen doch«, tönte der Kommunikator. Er wußte wahrscheinlich nichts von dem hohen Besuch an Bord. »Haben einen Sträflingsplaneten beschießen lassen. Es gab einen Aufstand. Die haben Schiffe gekapert. Jetzt sind sämtliche Eisschächte überflutet, mindestens eine Million Tote!« Yaku verschlug es Sprache und Atem.
    »Barbarisch!« Der Direktor drehte sich zu Garp, dem Kommandanten des Aufklärers, um. »Das ist Massenmord! Wozu haben wir Gesetze?«
    »Ich bitte Sie, verehrter Direktor!« sagte der General. »Rebellen! Mörder! Was glauben Sie, wenn sowas Schule macht?«
    Yaku fühlte sich wie gelähmt. Venus' Eltern! Venus' und Plutejos ganze Sippe! Und wieviel Angst mußten sie an der Republikspitze haben, wenn sie die Förderungsschächte eines Glaucaurisplaneten unzugänglich schießen und eine Million Menschen ermorden ließen! Er brauchte sich nicht nach Venus umzudrehen, er spürte, wie das Unheil seinen Lauf nahm.
    »Eine Million Tote?« Der Direktor trat an die Balustrade der Galerie. »Sind Sie sicher?« rief er in Ebene II hinunter. Er schien außer sich.
    »Wie heißt der Planet?« Venus schrie exakt die Frage hinaus, deren bange Erwartung Yaku schon wie Blei im Brustkorb lag.
    »Genna«, antwortete der Kommunikator.
    Venus ging weinend in die Knie. Plutejo brüllte plötzlich wie von Sinnen. Er stürzte sich auf den General und schlug ihn zu Boden.
    Yaku spürte den Boden der Zentrale unter sich wanken. Die Würfel waren gefallen, die Seite klar, auf der er zu stehen hatte. Er ließ seinen Koffer fallen, öffnete ihn, riß seine Waffen heraus.
    Am Navigations- und am Kommandostand verharrten sie wie angefroren und mit völlig verblüfften Gesichtern. Keiner der Offiziere war zu einer Reaktion imstande. Der schwere Plutejo lag auf dem General, schrie und bearbeitete den viel Älteren und Kleineren mit seinen Fäusten. Der Direktor griff unter seine Toga, holte einen Fauststrahler heraus und legte auf den Jungen an. Laserkaskaden von rechts fuhren in seinen cremefarbenen Anzug, in seine Brust. Er schrie auf, brach zusammen, wälzte sich stöhnend am Boden. Jetzt war auch die letzte Brücke abgebrochen.
    »Bändige deinen Bruder!« schrie Yaku. LK-Gewehr und Strahler in den Fäusten stürzte er zum Kommandostand. Mit dem Gewehr zielte er auf die Navigatoren, den Lauf der Faustwaffe drückte er Garp in die Rippen. »Abkoppeln, beschleunigen, springen. Sofort!« Und dann für die Ohren des Kommunikators eine Ebene tiefer.

Weitere Kostenlose Bücher