Engel des Todes
Kybernetik und Quantentechnik waren einfach zu lückenhaft.
Am vierten Tag kam Venus aus dem Gefechtsleitstand nach unten und zog Plutejo hinter sich her. Der Junge war aschfahl. Schwarze Ringe lagen unter seinen tief in den Höhlen liegenden Augen, seine Wangen waren hohl, Arme und Schultern hingen schlaff an ihm herunter. Er zitterte noch, aber lang nicht so heftig wie fünf Tage zuvor. »Ich glaube, er ist durch«, sagte Venus. Sie drückte ihn auf einen Stuhl, flößte ihm Wasser ein, gab ihm zu essen.
Von Anfang an versuchten Garp und Porto von der Zentrale aus mit ihm zu verhandeln. Am fünften Tag, als General Porto wieder im Viquafeld erschien, bot er Straffreiheit für Yakubar und den Jungen an. Daß man die Mörderin eines Direktors bestrafen mußte, würde Yaku doch wohl einsehen. Yakubar Tellim verlangte einen Sprung zu Koordinaten seiner Wahl, einen Sparklancer mit Proviant, einer Geisel und einer zweiten Ladung Glaurux.
Am sechsten Tag bot Porto an, alle drei auf einen Planeten ihrer Wahl und außerhalb der Republik abzusetzen. Yakubar blieb bei seiner Forderung.
Am siebten Tag hatte Plutejo sich etwas erholt. Er verlangte, bei der Übernahme des Bordhirns helfen zu dürfen. »Junge, damit komme ja ich kaum klar«, wollte Yaku ihn abweisen. »Und ich habe mein Leben nicht wie du unter Eis und in Höhlen verbracht.«
»Du redest grandiosen Scheißdreck, Mann«, sagte Plutejo. »Auf Genna haben wir nicht nur die Kugler und Arbeitsrobots umgekrempelt, sondern auch das Bergwerkshirn gekapert!«
»Er war an vorderster Front dabei«, bestätigte Venus. »Wir hatten wirklich gute Quanteningenieure auf Genna, Plutejo hat viel gelernt.«
»Laß mich ran, Mann!« Plutejo schob Yaku vom Schnittstellenpult. »In zwei Tagen klopfen die Kampfmaschinen höflich an und fragen, ob sie uns eventuell aus der Hand fressen dürfen.« Der Weißhaarige ließ ihn gewähren.
Gegen Abend meldete sich Porto erneut mit seinen Forderungen. »Sie haben keine Chance, Tellim.« Inzwischen kannte er Yakus wirkliche Identität. »Die Vorräte gehen Ihnen bald aus, und dann müssen Sie da hinten herauskriechen.« Yaku wiederholte seine Forderung: Koordinaten seiner Wahl, einen Sparklancer, Vorräte an Nahrung und Treibstoff, eine Geisel. Porto lehnte ab. Yaku nahm es gelassen, er ging davon aus, daß sie wegen des zerstörten Kommunikatorstandes keine Hilfe herbeirufen konnten.
»Wo willst du hin?« fragte Venus.
»Ich kenne einen Sauerstoffplaneten ein paar Lichtjahre vor der Republikgrenze«, sagte Yaku. »Nicht besonders freundlich, aber wir könnten überleben. Wenn wir mit diesem Schiff bis auf hundertachtzig Lichtjahre an ihn heranfliegen, könnten wir ihn mit dem Beiboot erreichen.«
Am achten Tag schaffte es Plutejo tatsächlich: Er knackte das Bordhirn, konnte Venus' ISK auf das System eichen und veranlaßte es, die Kampfmaschinen auf die rechte Schiffsseite zurückzuziehen. In einem der Sichtfelder nahm eine 3D-Skizze des Schiffes Gestalt an. Auf ihr konnten sie beobachten, wie die Kegelroboter abzogen. »Allen Göttern der Galaxis sei Dank!« stöhnte Yaku. Die Geschwister fielen sich in die Arme.
»Und jetzt?« fragte Venus.
»Jetzt versuchen wir die Triebwerke hochzufahren, dann springen wir, und dann steigen wir aus …«
»Sie werden uns niemals aus dem Schiff lassen!«
»Sie werden …«
*
»Nicht zu fassen, was so ein Mann für eine Aufmerksamkeit erregt!« Ralbur Robinson staunte das kleine Sichtfeld am unteren Rand der Cockpitkuppel an. Er steuerte den Sparklancer, mit dem Bergen und seine Delegation zum Zivilkreuzer des Höchstgeehrten flogen. Im Sichtfeld sah man eine ganze Karawane von Raumschiffen, in erster Linie Omegaraumer, aber auch ein Dutzend Diskus- und Ellipsoidschiffe, wie distinguierte Privatleute sie benutzten, die das Privileg persönlicher Reisefreiheit genossen.
Die meisten Schiffe im Troß des Verbandes flogen nicht einmal zwanzig Kilometer voneinander entfernt. Die Zeitangabe in der Fußzeile des Sichtfeldes lautete: 54-02-12 09.42.34 »Mindestens siebzig Schiffe begleiten ihn!« Sibyrian Cludwich schüttelte ungläubig den Kopf. »Nach unseren Informationen ist er mit einer Eskorte von zwei Triaden und einer Frachtflotte aus fünfzehn Omegafrachtern unterwegs. Habe ich da etwas falsch verstanden?«
»Keineswegs, mein lieber Cludwich.« Bergen dachte an seinen Großvater. »Aber bedenken Sie: Mit der Höchsten Ehre wird nur alle fünfundzwanzig bis vierzig Jahre ein
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