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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Umständen hätte sie sich unhöflich behandelt gefühlt, doch tatsächlich war der kühle Blick, der Tom an ihr aufgefallen war, nicht berufsbedingte Distanziertheit, sondern die angenehme Nachwirkung eines ziemlich starken Joints. »Soll ich Ihnen schon ein Bier bestellen?«
    »Ja, gern.«
    Die drei Männer schauten ihr nach, als sie in den rückwärtigen Teil des Schankraums ging, und nahmen dann, sich anblickend, ihr unterbrochenes Gespräch wieder auf.
    »Wenn die Heilkräuter nicht Tom gehörten«, fragte Henrickson, »wie sind sie dann hineingekommen?«
    »Ich dachte, Sie wüssten nicht, wovon ich geredet habe.«
    »Sollte das wirklich Ihr Eindruck gewesen sein, täte mir das leid. Ich denke, Sie haben von dem Baldrian und dem Helmkraut aus Toms Rucksack geredet.«
    »Wie bitte?«, fragte Tom verblüfft. Er wandte sich an den Polizisten. »Wovon spricht er jetzt?«
    »Das ist mir ein Rätsel.«
    »Das glaube ich nicht.« Henrickson holte eine kleine Plastiktüte aus seiner Westentasche und legte sie auf den Tresen. »Ist das das Zeug, das die Ärztin gefunden hat?«
    Connelly schaute gar nicht hin. »Ich kann Pflanzen sowieso nicht unterscheiden.«
    »Das ist bei mir anders. Ich weiß, dass es sich um Heilpflanzen handelt, die bei einer bestimmten Gruppe in Gebrauch waren.«
    »Bei den hiesigen Indianern.«
    »Schon ein bisschen früher. Nun sagen Sie mir doch, Sheriff, aus Toms Reaktion auf diese Pflanzen, die ich gefunden habe, schließe ich, dass er keine Ahnung hat, wie sie in seinen Rucksack gekommen sein könnten. Aber vermutlich können Sie mir weiterhelfen?«
    »Eine Frau namens Patrice Anders hat sie dort hineingelegt.«
    Henrickson grinste. »Tatsächlich? Ist das die Frau mit den Stiefeln?«
    »Als sie im Wald auf Mr. Kozeleks Rucksack stieß, war ihr sofort klar, dass er jemandem gehören musste, der sich in keiner guten Verfassung befand. Mrs. Anders interessiert sich für alternative Medizin. Sie ließ also diese Pflanzen in dem Rucksack in der Hoffnung, der Betreffende würde sie erkennen und entsprechend anwenden.«
    Jetzt lachte Henrickson laut auf. »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst?«
    »So hat Sie es mir jedenfalls berichtet.«
    »Lassen Sie mich das rekapitulieren. Sie stapft da draußen in ihren merkwürdigen Stiefeln durch die Gegend und stößt auf Toms Habseligkeiten. Sie schließt daraus, dass Tom nicht ganz klar im Kopf ist, und steckt ihm daraufhin ein paar getrocknete Kräuter in den Rucksack mit dem Hintergedanken, er würde erkennen, wozu die Sachen gut sind, und sie anwenden. Kräuter, die sie ganz zufällig bei ihrem Spaziergang durch den Wald bei sich hatte? Kräuter, die die meisten Leute heutzutage höchstens als Tinktur oder in einem Tee zu sich nehmen würden?«
    »Die Leute tun seltsame Dinge.«
    »Ja, das tun sie, ganz gewiss. Jedenfalls schönen Dank, Sheriff. Diese Kräuter sind mir nämlich nicht aus dem Kopf gegangen. Ich bin froh, eine so klare und plausible Erklärung gehört zu haben.« Henrickson erhob sich und grinste Tom an. »Tja, schade, dass wir den Gesetzeshüter nicht früher getroffen haben. Er scheint um keine Antwort verlegen. Aber jetzt bin ich doch müde von unserer heutigen Wanderung. Zeit, in die Falle zu gehen.«
    Connelly rührte sich nicht. »Ich sähe es lieber, wenn sich die Herren nach einem anderen Aufenthaltsort hier im schönen Nordwesten umsehen würden.«
    »Das mag schon sein«, erwiderte Henrickson. »Und ich sähe es lieber, Sie würden aufhören, meinen Freund zu schikanieren. Er weiß, was er gesehen hat, und Sie ebenfalls. Er hat einen Bigfoot gesehen.«
    »So etwas gibt es nicht. Er hat einen Bären gesehen.«
    »Schön. Sie bleiben bei Ihrer Meinung. Sofern Sie Ihren Schikanen nicht einen amtlichen Anstrich geben wollen, bin ich sehr dafür, dass Sie ihn künftig nicht mehr behelligen.«
    Henrickson blinzelte Tom zu und ging ohne sich noch einmal umzudrehen geradewegs zur Tür. Verwirrt und unsicher, ob seine Aktien nun besser oder schlechter standen, folgte ihm Tom.
    Kaum waren sie draußen, strebte der Journalist mit raschen Schritten ungeachtet des Regens, der jetzt zu Schneeregen wurde, zurück zum Motel.
    »Jim«, rief Tom ihm nach. »Was hatte das alles zu bedeuten?«
    »Ich wusste, dass es mit den Pflanzen in Ihrem Rucksack eine besondere Bewandtnis hatte. Ich hätte aber nicht gedacht, dass mir die Lösung auf einem silbernen Tablett serviert würde.«
    »Das müssen Sie erklären.«
    »Sie haben doch schon mal von

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