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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Frage zu kommen, obwohl einer bestätigte, dass sie eine Fotografie ihrer Eltern neben dem Bett stehen hatte. Er schien das irgendwie erregend zu finden. Dieser Fettwanst, der sich Webdaddy nennt, Robert Klennert, glaubt sich erinnern zu können, dass vor ungefähr zwei Monaten ein Kunde versucht hat, über eine E-Mail an seine Website Jessicas Aufenthaltsort herauszufinden. Offenbar passiert das ständig, alle seine Cam Girls kriegen das. Er schmettert solche Versuche ab. Er erinnerte sich nicht an einen solchen Annäherungsversuch speziell bei Jessica. Erst beim Durchgehen seiner Dateiverzeichnisse stieß er darauf. Möglicherweise hat das gar nichts zu bedeuten.«
    »Oder der Mörder könnte auf diese Weise versucht haben, sich in ihr Leben zu drängen. Das wäre eine lange Vorbereitungszeit. Gibt es Anzeichen, dass irgendetwas aus Katelyn Wallace’ Umgebung gestohlen wurde?«
    »Woher sollten wir das wissen? Diesmal haben wir nicht das Glück, eine Unmenge von digitalen Bildern zur Verfügung zu haben. Katelyn war kein Cam Girl. Sie war eine berufstätige Frau mit tadellosem Lebenswandel.«
    »Auch solche Frauen kommen um. Aber … wir waren von der Vermutung ausgegangen, dass der Mörder das Foto als Erinnerungsstück mitgehen ließ. Irgendeinen persönlichen Gegenstand, um auf diese Weise ins Privatleben der Frau einzudringen, die er umbringen wollte. Wenn aber mehr dahinterstecken würde?«
    Nina schaute mich fragend an. »Woran denkst du?«
    »Sie legen es darauf an, dass der Mörder geschnappt wird.« Ich sprach langsam und bemühte mich, keinen bestimmten Gedanken zu suggerieren. »Deshalb haben sie Charles diesen Tipp gegeben. Offensichtlich. Aber warum? Wen wollen die Straw Men hinter Schloss und Riegel sehen?«
    Ich schaute auf, und da sah ich ihn.
    Hätte ich mich an das gehalten, was ursprünglich geplant war, nämlich auf der anderen Seite der Trennwand zu bleiben und Schmiere zu stehen, während Nina mit Monroe Klartext redet, dann hätte ich ihn früher bemerkt. So aber sah ich nur kurz die schlanke Gestalt eines Mannes mit kurzgeschnittenem Haar und runder Brille, der draußen vor dem Diner stand und gerade zu uns herüberschaute.
    »Verdammt …« Weiter kam ich nicht. Ein Klirren, zwei Schläge und dann das Pfeifen einer Kugel, die sich in die gepolsterte Wand hinter uns bohrte.
    Ich hechtete aus der Sitzecke und zog meine Waffe. Ich war schnell, aber Nina war noch schneller, denn sie hatte ihre Waffe ja schon in der Hand.
    Wir feuerten beide, ehe Monroe überhaupt begriff, was los war. Mit der anderen Hand griff ich einen Stuhl und warf ihn in die Fensterscheibe, um den anderen die Zeit zu verschaffen, aus der Sitzecke zu flüchten.
    Der Stuhl flog weit, aber Nina war schnell. Der Mann schoss weiter durch die Bresche in der Scheibe. Wohlgezielte Schüsse.
    Ich versuchte unter seine Sichtlinie zu kommen. Ich packte Nina am Arm und zog sie nach unten hinter einen Tisch. Ringsum waren Schreie zu hören. Britnee lag am Boden, das Gesicht von Glassplittern zerschnitten.
    Ich sah den Mann schattengleich am Fenster vorbeihuschen, aber er floh nicht. Er spurtete zum Eingang, um ins Lokal zu kommen.
    »Um Himmels willen«, rief Nina. Ich drehte mich um und sah Monroe vornübergesackt auf dem Tisch liegen. Nina wollte schon zu ihm eilen, doch ich hielt sie zurück und zog sie wieder nach unten.
    »Lass ihn.« Die Eingangstür des Diners wurde aufgerissen, und neue Entsetzensschreie waren zu hören.
    »Ward, Charles ist getroffen.«
    »Ich weiß.«
    Dann kam der Mann herein und stand vor unseren Augen. Ich hatte schon halb erwartet, meinen Bruder zu sehen, doch er war es nicht. Er war jünger, sportlich, mit breitem Brustkorb. Er trug einen Kampfanzug und einen offenen schwarzen Mantel. Er stand am Ende des Gangs, ohne Furcht vor unserer Gegenwehr, und zielte auf Nina.
    Ich feuerte und traf ihn direkt in die Brust.
    Er wurde umgerissen und stieß gegen einen Tisch.
    Er blieb vielleicht fünf Sekunden am Boden liegen, Zeit für mich, mich aufzurichten und erneut anzulegen.
    Doch aus ihm floss kein Blut, offenbar trug er eine kugelsichere Weste. Ich wich zurück und suchte Deckung, ehe er erneut schießen konnte. Nina feuerte neben mir, traf aber nicht. Der Mann schoss nun seinerseits zweimal, und beide Kugeln verfehlten uns nur knapp. Auch ich schoss wieder, zielte höher und verfehlte ebenfalls. Es ist schwierig, den Kopf eines sich bewegenden Menschen zu treffen. Schon das bloße Zielen ist nicht

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