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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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alternativer Medizin gehört, oder?«
    »Aber ja. Leute, die Krankheiten mit Kräutern und nicht mit Pillen heilen. Sachen wie zum Beispiel die Aromatherapie.«
    »Nein«, widersprach Henrickson und stieg über den niedrigen Zaun vor dem Parkplatz des Motels. »Das meine ich nicht. Die Menschheit hat Pflanzen schon seit Urzeiten für Heilzwecke verwendet. Die Medizin ist nichts anderes als eine besondere Form der Ernährung. In den siebziger Jahren hat man im Norden des Irak eine Grabstätte aus der Epoche des Neandertalers entdeckt. Die Leiche war mit acht verschiedenen Blumenarten bestattet worden, die auch heute noch in der Phytotherapie benutzt werden. Die Neandertaler wussten schon vor sechzigtausend Jahren über diese Dinge Bescheid. Und deshalb sind diese Heilpflanzen in Ihrem Rucksack.«
    »Das verstehe ich nicht. Wie das?«
    »Weil das Wesen, das Sie gesehen haben, zurückgekommen ist. Es ist zurückgekommen und hat die Heilpflanzen dorthin gelegt, wo Sie sie mit Sicherheit finden.«
    Tom blieb verdutzt stehen. »Ein Neandertaler hat mir alternative Medizin verschrieben?«
    »So könnte man es sagen.« Henrickson hielt seinen Autoschlüssel hoch und drückte auf einen Knopf. Die Lichter des Lexus leuchteten auf. »Steigen Sie ein.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Steigen Sie ein, dann sage ich es Ihnen.«
    Tom setzte sich auf den Beifahrersitz. Henrickson steuerte den Wagen in engem Bogen vom Parkplatz auf die Hauptstraße und fuhr an Frank’s Bar vorbei Richtung Osten.
    Tom glaubte zu sehen, wie Connelly sie vom Fenster der Bar aus beobachtete. »Jim, wohin fahren wir jetzt?«
    »Wir werden uns mit jemandem unterhalten«, gab der Journalist zur Antwort. »Jemand, der viel mehr weiß, als die Polizei uns mitgeteilt hat.«
     
    Der Journalist schwieg die ganze halbstündige Fahrt über. Tom wusste, wohin die Fahrt ging, lange bevor der Wagen die einsame Landstraße nahm, die zu dem Siedlungsprojekt in den Bergen führte, für das sich keine Interessenten gefunden hatten. Henrickson parkte am Straßenrand ein paar Schritte vor der Zufahrt zum Grundstück der Anders. Er ließ den Motor laufen, schaltete aber die Scheinwerfer aus. Schlagartig wurde es dunkel.
    »Warten Sie hier.«
    Tom schaute zu, wie der andere Mann ausstieg und die Zufahrt hinaufging. Schon auf der Höhe des Holzschildes war dieser kaum noch in der Dunkelheit zu erkennen. Nach zehn Minuten kam er wieder.
    »Diesmal ist jemand zu Hause«, sagte er. Sein Gesicht sah hart und kalt aus, und er hatte eisige Regentropfen im Haar. »Oder war leichtsinnig und hat nicht daran gedacht, alle Lichter auszuschalten.«
    Er bog in die Einfahrt, passierte das Tor und fuhr die baumbestandene Zufahrt hinauf.
    »Sie haben die Scheinwerfer nicht eingeschaltet.«
    »Richtig.«
    An der vorletzten Kurve kam der See in Sicht, der kalt im fahlen Mondlicht dalag. Etwas Schauerliches umwehte das Gewässer, als ob es stolz darauf wäre, dass es unverändert immer so blieb, wie es war. Dann erkannte Tom die unter den Bäumen hingeduckte Blockhütte mit zwei kleinen, schwach erleuchteten Fenstern.
    Henrickson hielt am Wegrand und stellte den Motor ab. Er blieb eine Weile sitzen und schaute zur Blockhütte hinüber.
    »Alsdann«, sagte er. »Machen Sie die Wagentür leise zu.«
    »Hören Sie, Jim«, begann Tom. »Wir können da jetzt nicht reingehen. Wir hätten vorher anrufen müssen. Zwei Männer, die plötzlich vor ihrer Haustür stehen, da wird sie sich zu Tode erschrecken.«
    Henrickson schaute ihn an und machte etwas mit seinem Mund. Ein Grinsen war es nicht und ein Lächeln auch nicht. Zwar ähnelte es dem, was er die ganze Zeit über mit seinem Mund gemacht hatte, doch nun fragte sich Tom mit leiser Bestürzung, ob es wirklich ein Grinsen gewesen war oder etwas anderes.
    »Steigen Sie aus«, befahl ihm der Mann.
    Tom öffnete die Wagentür und blinzelte hinauf in den Schneeregen. Er schloss die Tür leise und schaute zur Hütte. Wenn Henrickson richtig lag, hatte diese Frau Lügen über ihn verbreitet, um ihn lächerlich zu machen. Zumindest eine Lüge, wenn nicht zwei. Selbstverständlich glaubte Connelly ihr mehr als ihm, zumal dem Polizisten schon die bloße Vorstellung eines Wesens wie Bigfoot zuwider war. Durch ihre Lügen hatte die Frau seiner Geschichte den Boden entzogen.
    Vielleicht war da eine kleine Überraschung in der Abendstunde durchaus erlaubt, um ihr eine Lektion zu erteilen.
    Henrickson öffnete den Kofferraum, holte einen großen Wanderrucksack

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