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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Zimmer wäre, würde er daran denken müssen, Sarah anzurufen, und er hatte noch immer keinen stichhaltigen Beweis. »Darf ich Ihnen ein Bier ausgeben?« Bei der Frage fühlte er sich verlegen.
    »Ja«, sagte Henrickson, »warum nicht?«
    Irgendetwas im Tonfall seiner Stimme war für Tom Anlass sich zu fragen, ob der Mann nicht aus einem geheimen Grund, der nichts mit der Lust auf ein Bier oder auf Toms Gesellschaft zu tun hatte, die Einladung annahm. Doch als sie dann an der Theke von Big Frank’s saßen, wo sonst nur gähnende Leere herrschte, stieß Henrickson mit Tom an.
    »Entschuldigen Sie mich bitte, ich mache wohl den Eindruck, nicht ganz bei der Sache zu sein. Ich werde das Gefühl nicht los, dass mir die Zeit unter den Fingern zerrinnt. Das ist für mich sehr wichtig.«
    »Ich weiß«, sagte Tom. »Morgen finden wir den Ort. Das verspreche ich.«
    »Das höre ich gern«, sagte der Mann. Den Blick auf die Tür geheftet, setzte er hinzu: »Aber schauen wir erst, was heute Abend noch auf uns zukommt.«
    Tom wandte sich ebenfalls zur Tür und sah einen großen Mann auf ihren Platz zusteuern. Er ging nicht schnell, doch sein Gang verriet Entschlossenheit.
    »Ach du Scheiße«, stöhnte Tom. »Da kommt der Sheriff.«
    Tom sah, wie sich Connelly und der Journalist gegenseitig musterten. Dann wandte sich der Polizist Tom zu.
    »Mr. Kozelek«, redete er ihn an. »Wie ich sehe, haben Sie auf die Gastfreundschaft unseres Städtchens noch nicht verzichten können.«
    »Wem verdanke ich das?«, fragte Tom. »Der Kellnerin? Einem der Schluckspechte vom Stammtisch drüben in der Ecke?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Connelly bloß.
    »Damit«, schaltete sich Henrickson ein, »möchte er nahe legen, es habe jemand der Polizei mitgeteilt, dass er immer noch in der Stadt ist. Ich glaube, dass er damit recht hat.«
    »Wir sind nicht in Twin Peaks, mein Herr. Ich kam zufällig hier vorbei und sah, wie Sie beide in die Bar gegangen sind.«
    Henrickson nahm einen Schluck von seinem Bier und schaute den Polizisten über den Rand seines Glases an. »Gefällt Ihnen etwas nicht an uns, Sheriff?«
    »Ich weiß nicht einmal, wer Sie sind.«
    »Ich bin Schriftsteller.«
    »Und was könnte einen Vertreter Ihrer Zunft nach Sheffer bringen?«
    »Ein mehrseitiger Artikel über die zauberhaften Ferienorte des Nordwestens.«
    »Und Mr. Kozelek führt Sie herum, ja?«
    »Das kann man sagen.«
    »Mit Schriftstellern habe ich mich nie viel befasst«, sagte Connelly. »Die meisten haben nur Rosinen im Kopf.«
    Tom gefiel die Art und Weise nicht, wie sich die beiden Männer ansahen. Er überlegte fieberhaft, was er sagen könnte, um die Situation zu entspannen. Da hörte er die Eingangstür erneut aufgehen und schaute hinüber. Neue Gäste, ein Mann und eine Frau, traten ein und schüttelten sich den Regen aus den Haaren.
    »Hallo«, grüßte die Frau. Tom erkannte die Ärztin, die ihn untersucht hatte. Sie kam zu ihnen herüber.
    »Melissa Hoffman«, half sie seinem Gedächtnis auf die Sprünge. »Nichts für ungut – Sie waren ziemlich geschafft, als wir uns neulich begegnet sind. Wie geht es Ihnen?«
    »Gut«, behauptete Tom.
    Ihr Mann stand hinter ihr. Er nickte Connelly zu und ging dann weiter nach hinten, wo der Billardtisch stand. Allem Anschein nach gehörte er zu der Sorte Männer, die sich nicht für Smalltalk hergeben.
    »Schön«, sagte Dr. Hoffman und sah Tom mit der kühlen Objektivität der Mediziner an, so als wollte sie deutlich machen, dass seine eigene Einschätzung seines Gesundheitszustandes ohne diagnostischen Wert war. »Kein Gefühl von Übelkeit? Keine Kopfschmerzen?«
    »Nein«, log er. »Mir geht es wieder gut. Danke der Nachfrage.«
    »Na, prima. Ach übrigens, an Ihrer Stelle wäre ich mit den Heilkräutern vorsichtig. Bei manchen weiß man nicht, wie sie vertragen werden.«
    Connellys Haltung wurde wachsam. »Das hat sich aufgeklärt«, teilte der Polizist mit. »Die Heilkräuter gehörten gar nicht Mr. Kozelek.«
    Henrickson hob den Kopf. »Was für Heilkräuter?«
    Melissa setzte ein Lächeln auf, als ahnte sie, dass es Verwicklungen geben könnte. »Ich habe ein Büschel Heilkräuter in Mr. Kozeleks Rucksack gefunden.«
    »Melissa«, sagte Connelly, »seien Sie so gut. Ich würde gern nachher mit Ihnen und Ihrem Mann noch ein bisschen plaudern, aber erst muss ich etwas mit den beiden Herren hier besprechen.«
    »Selbstverständlich«, sagte Melissa und trat freundlich zurück. Unter normalen

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