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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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die einzelnen Schläge in einem einzigen stechenden Schmerz aufgingen.
    Nina schaute zu mir hoch. Sie sah jung und besorgt aus, als hoffte sie, auch wirklich das Richtige getan zu haben. Vielleicht hoffte sie auch, dass ich nicht mehr länger so laut jammern würde. Die Delle, die ich abbekommen hatte, war nichts, verglichen mit der Schusswunde, die sie oben in The Halls erlitten hatte. Mir war auch bewusst, wie froh ich sein konnte, dass sich die Kugel nicht eine Spanne weiter rechts in meine Schulter gebohrt hatte.
    »Danke«, sagte ich. »Es geht schon besser.«
    »Lügner«, sagte sie. Sie stand auf und schaute über das Wagendach hinweg zur Tankstelle, wo ein bärtiger Mann am Fenster stand. »Man beobachtet uns.«
    »Der Affe an der Kasse fragt sich bloß, ob wir was bei ihm kaufen wollen. Kein Grund zur Beunruhigung. Nicht alle Zweibeiner sind hinter uns her.«
    »Schöne Theorie«, kommentierte Nina. »Kannst du sie auch belegen?«
    »Nicht wirklich.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Du musst die Verantwortlichen beim FBI anrufen und ihnen mitteilen, was mit Monroe passiert ist«, sagte ich düster.
    »Das wissen sie schon längst«, erwiderte sie. »Er hatte sicherlich einen Sender bei sich.«
    »Ich meine nicht, dass es ihn erwischt hat«, verbesserte ich mich. »Ich meine, was eigentlich passiert ist und was es bedeutet.«
    »Das wissen wir ja selbst nicht«, sagte sie. »Jedenfalls nicht genau.«
    »Doch, das wissen wir.«
    »Ich habe den Mann, der aus dem Motel kam und den Polizisten erschoss, nicht gesehen. Ich kenne nur die Zeugenaussage.«
    »Ich weiß. Aber er ähnelte doch sehr dem Mann, der uns vorhin umbringen wollte. Auch die Kleidung stimmte mit der Beschreibung überein.«
    »Ja, aber die Beschreibung ist sehr allgemein. Der Mann in der Tankstelle sieht bestimmt nicht viel anders aus.«
    »Ich meine nicht die äußerliche Ähnlichkeit. Ich meine sein Verhalten. Dass ein Mann in einen Diner geht und schießt – und zwar vor Zeugen –, obwohl drei Leute das Feuer erwidern. Mach es nicht unnötig kompliziert. Ich glaube, wir haben es mit ein und demselben Täter zu tun.«
    »Und wer ist er? Du hast einen Verdacht, und ich fände es schön, wenn du ihn mir mitteilen würdest.«
    »Wir müssen weiter«, sagte ich. »Nicht, um möglichst viele Meilen von diesem Desaster wegzukommen, sondern weil wir noch heute Abend eine Frau besuchen müssen, die weit von hier wohnt.«
    »Wo denn?«
    »Im Norden. Hol mir doch mal meine Tasche. Ich habe ihre Adresse.«
     
    Mrs. Campbell war nicht zu Hause.
    Diesmal rief ich an, lange bevor wir San Francisco erreichten. Am anderen Ende meldete sich niemand, auch kein Anrufbeantworter. Es ist erstaunlich, wie rasch man sich an die Vorstellung gewöhnt, dass Häuser ein Gedächtnis haben, mit Fremden Kontakt aufnehmen und eine Nachricht weiterleiten. Dieses Haus bot keine Zusammenarbeit an. Also fuhren wir geradewegs bis dorthin. Nina weigerte sich nach wie vor, das FBI in L.A. anzurufen. Dort würde man schon alles über Monroe wissen oder bald herausbekommen. Sie war sowieso nicht mehr bereit, ihnen weiterhin zu vertrauen. Ich hielt das für falsch und fand es vernünftig, so früh wie möglich unsere Haltung klarzulegen und unsere Unschuld zu beteuern. Gewiss, da hatte sich eine nicht koschere Gestalt in den Polizeiapparat eingeschlichen, aber deswegen war nicht gleich die ganze Behörde korrupt. Es gelang mir nicht, sie zu überzeugen. Am Ende sprachen wir nicht mehr darüber. Je länger ich mit Nina zusammen war, desto deutlicher spürte ich, dass sie eine starke Abwehr in sich aufgebaut hatte – eine ganze Festung mit Wall und Graben und wahrscheinlich auch Pechnasen samt siedendem Pech –, die nur schwer oder überhaupt nicht zu durchbrechen war.
    Der Schmerz in der Schulter war erträglich, solange ich fortfuhr, Schmerztabletten zu schlucken. Kummer bereitete mir jetzt, dass die Schulter steif wurde. Als wir San Francisco erreichten, hatte ich das Gefühl, sie sei von einem Kurpfuscher angenäht worden, der sich um Sehnen und Nerven nicht geschert hatte. So war ich zum Kartenlesen verurteilt, was vielleicht keine schlechte Arbeitsteilung ergab. Nina war eine gute Autofahrerin, aber mit ihrem Orientierungssinn war es nicht weit her; die Widrigkeiten des dreidimensionalen Raums schienen ihre Wut zu reizen. Ich hätte sie nicht am Steuer eines Panzers sehen wollen. Sie hätte wohl alles über den Haufen gefahren, was ihr in den Weg gekommen wäre.
    »Aber

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