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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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warum gerade jetzt?«, fragte sie schließlich. »Warum haben sie drei Monate gewartet, bis sie wieder losschlagen? Gut, du warst untergetaucht und nicht leicht ausfindig zu machen. Aber sie hätten mich oder John wegpusten können.«
    »Ich vermute, nach der Sprengung von The Halls haben sie Zeit gebraucht, sich neu zu gruppieren.«
    »Aber das können nicht alle gewesen sein. Wenn sie wirklich so mächtig sind, wie wir glauben, dann muss es noch mehr geben. Meinst du wirklich, der Mann, der bei Monroe im Büro saß, gehörte zu den Straw Men?«
    »Unbedingt«, bekräftigte ich. »Und das erschreckt mich.«
    »Mich auch. Aber gerade deswegen fällt es mir schwer zu glauben, sie hätten uns nicht einfach umbringen lassen können.«
    »Mit Sicherheit haben sie es heute Abend versucht.«
    »Ja. Aber warum nicht schon früher?«
    »Du arbeitest für das FBI . Wenn du irgendwo in einem Müllcontainer gefunden wirst, dann wirft das viele Fragen auf. Fragen, die nicht totgeschwiegen werden können. Ich kann mir vorstellen, dass Monroe einen regelrechten Kreuzzug veranstaltet hätte.«
    »Für das Wohl der Firma. Aber ich wäre trotzdem tot.«
    »Diese Leute planen langfristig. Die Hütte, die wir in der Nähe von Yakima gefunden haben, ist Beleg dafür, dass sie das schon seit langer Zeit machen. Sie wollten uns im Ungewissen lassen, da wir keine echte Gefahr für sie waren, und uns dann bei passender Gelegenheit abservieren. Das änderte sich schlagartig, als John diesen Ferillo erledigte. Er muss einen großen, langen Stock erwischt und damit in ihrem Nest gestochert haben. Offenbar haben sie John nach der Entführung seiner Tochter beschatten lassen. Der Beschatter filmte John auch, als er aus DeLongs Haus kam. Sie griffen nicht ein, vielleicht, weil DeLongs Entfernung schon beschlossen war. Aber nun hat John etwas angerichtet, das sie zwingt, reinen Tisch zu machen. John ist der Schlüssel zu der ganzen Geschichte.«
    »Wenn er nicht bald anruft, bringe ich ihn um.«
    »Klasse, ich helfe dir dabei.«
    Kurz nach neun Uhr abends näherten wir uns unserem Ziel. Ich rief noch einmal an. Immer noch keine Antwort. Entweder ging sie aus ganz bestimmten Gründen nicht ans Telefon, oder sie war nicht zu Hause. Die erste Annahme ergab nicht viel Sinn, die zweite beunruhigte mich. Nina parkte draußen vor dem Haus, wo nur ein Licht über der Tür brannte. Wir stiegen aus und schauten uns das Haus an.
    »Niemand da, Ward.«
    »Vielleicht.«
    Ich stieg die Stufen hinauf und drückte den Klingelknopf. Drinnen klingelte es, aber kein Licht ging an, und niemand kam an die Tür.
    »Das gefällt mir gar nicht«, sagte ich. »Alte Leute gehen nicht viel aus, die bleiben lieber zu Hause.«
    »Vielleicht sollten wir die Nachbarn fragen.«
    Ich schaute an mir herunter, dann betrachtete ich Nina. Auf ihrer Bluse war ein ziemlich großer Blutfleck. Der Ärmel meines Jacketts hing nur noch an einem Fetzen und sah im Schein der Laterne dunkel und fleckig aus. »Au ja.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte sie. »Was machen wir jetzt?«
    Ich zog eine Bankkarte hervor. Zwar war sie nicht mehr gültig, aber ich hatte es bisher nicht übers Herz gebracht, mich von ihr zu trennen.
    »Gute Idee.«
    Sie wandte sich um und beobachtete die Fenster in der Nachbarschaft, während ich die Bankkarte zwischen Tür und Rahmen schob.
    Fünf Minuten später hatten wir die Gewissheit, dass Mrs. Campbell nicht zu Hause war. Ich hatte im Stillen schon befürchtet, sie mit einem Beil im Schädel zu finden. Alle Zimmer waren leer und aufgeräumt.
    »Dann ist sie also doch ausgegangen«, stellte Nina fest. »Vielleicht geht sie öfter unter Leute als du.«
    Wir setzten uns und warteten bis halb zehn. Nina blieb weiter ruhig sitzen, aber ich fing an, im Zimmer auf und ab zu tigern. Schließlich trat ich in den Flur, wo mir etwas ins Auge fiel, was ich schon lange nicht mehr gesehen hatte: einen Telefontisch. Ein solches Möbelstück stammt aus einer Zeit, als es noch etwas Tolles war, mit Menschen in der Ferne sprechen zu können. Neben dem Apparat lag ein kleines Notizbuch mit einem geblümten Einband.
    Ein persönliches Telefonverzeichnis.
    Ich nahm es in die Hand und blätterte bis zum Buchstaben D. Keine mir bekannten Namen. Ich überlegte, wie ich es selbst mit dem Eintragen gemacht hätte, und schaute nun unter M nach.
    Da stand der Name.
    Ich nahm den Apparat und wählte. Es war schon spät am Abend. Mrs. Campbell hatte mir gesagt, Muriel habe Kinder,

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