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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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aber wie alt sie waren, das wusste ich nicht. Wahrscheinlich würde ich gleich etwas zu hören bekommen, vorausgesetzt, sie ging ans Telefon.
    »Bei Dupree.«
    »Sind Sie Muriel?«
    »Wer spricht denn da?«
    »Ich heiße Ward Hopkins. Wir haben neulich miteinander zu tun gehabt …«
    »Ich erinnere mich an Sie. Woher haben Sie meine Telefonnummer?«
    »Ich bin in Mrs. Campbells Haus. Die Nummer steht in ihrem Telefonverzeichnis.«
    »Was haben Sie da zu suchen?«
    »Ich muss dringend mit Mrs. Campbell sprechen. Ich bin zu ihrem Haus gefahren, aber niemand hat aufgemacht. Das beunruhigte mich, und ich beschloss, drinnen nachzuschauen.«
    »Warum hat Sie das beunruhigt? Wissen Sie etwas, was ich nicht weiß?«
    »Muriel, nur eine Frage: Haben Sie eine Ahnung, wo sie ist?«
    Am anderen Ende war plötzlich Stille, dann sagte sie: »Warten Sie.«
    Das Rauschen der Hörmuschel drang gedämpft an mein Ohr. Ich hörte, dass sie mit jemandem sprach, konnte aber kein Wort verstehen. Dann war die Stimme wieder klar. »Sie sagt, dass sie mit Ihnen sprechen will«, teilte Muriel mit. Offenbar hielt sie das für einen Fehler. »Kommen Sie am besten hierher.«
     
    Nach zwanzigminütiger Fahrt quer durch die Stadt kamen wir dort an. Muriel Dupree wirkte alles andere als begeistert, als sie uns vor der Haustür stehen sah, ließ uns aber doch eintreten. Sie schaute Nina misstrauisch an.
    »Und wer ist sie?«
    »Eine gute Freundin.«
    »Weiß sie, dass sie Blut auf ihrer Bluse hat?«
    »Ja«, antwortete Nina. »Es war ein langer Tag. Ward hat ebenfalls etwas abbekommen.«
    »Er ist ein Mann. Was erwarten Sie?«
    Mrs. Duprees Haus war aufgeräumt, luftig und so geschmackvoll eingerichtet, wie ich es lange nicht gesehen hatte. Schlicht und ohne jeden Schnickschnack; so wohnte jemand, der Ordnung schätzte und selbst auch ein ordentliches Leben führte. Sie führte uns durch den Flur nach hinten, wo eine Küche und dann ein Wohnzimmer folgten.
    Mrs. Campbell saß in einem Sessel neben einem elektrischen Kamin. Sie sah gebrechlicher aus, als ich sie in Erinnerung hatte.
    »Wenn Sie mir die Frage erlauben«, begann ich. »Was machen Sie hier?«
    »Gibt es einen Grund, warum sie nicht hier sein sollte?«
    Ich schaute zu Muriel hinüber und begriff, dass ihr Mrs. Campbell viel bedeutete. Und hinter der »Verpiss-dich«-Fassade verbarg sich noch etwas anderes. Sorge, gewiss, vielleicht auch Furcht.
    Ich hatte mich ans andere Ende der Couch gesetzt. »Mrs. Campbell«, sagte ich, »ich muss Sie etwas fragen …«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Fragen Sie nur frei heraus.«
    »… warum sind Sie hier?«
    »Seltsame Dinge sind passiert«, erläuterte Muriel. »Joan hat nachts in der Nähe ihres Hauses merkwürdige Geräusche gehört. In der Gegend, in der sie wohnt, ist das nicht ungewöhnlich. Aber dann kam ein Mann an ihre Haustür und hat ihr viele Fragen gestellt.«
    »Wann war das?«
    »Am Tag nach Ihrem Besuch«, antwortete jetzt Mrs. Campbell. »Schon gut, Muriel. Ich rede jetzt mit ihm.«
    »Wie sah der Mann aus?«
    »Er hatte Ihre Größe, aber breitere Schultern.«
    Ich schaute Nina an. »John. Das hoffe ich wenigstens. Er ist Kriminalbeamter. Er hat Sie vermutlich aufgrund einer alten Mitarbeiterliste gefunden.«
    »Er wusste, dass ich dort gearbeitet habe, das ist sicher. Aber ich konnte seine Fragen nicht beantworten. Dann ist er wieder gegangen. Er war höflich, aber er sah nicht so aus, als würde er zu allen Menschen so sein.«
    »Was hat er von Ihnen wissen wollen?«
    »Das Gleiche, was auch Sie wissen wollten. Aber jetzt weiß ich die Antworten.«
    »Bei unserem ersten Gespräch haben Sie von einer Familie gesprochen, die Paul als Pflegekind angenommen hatte. Die Familie mit dem Hund, der auf seltsame Weise zu Tode gekommen war.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Könnte der Name der Familie Jones gewesen sein?«
    Nina sah mich verdutzt an.
    »Nein«, widersprach Mrs. Campbell, »die Familie hieß Wallace. Jones war der Name der anderen Familie. Die Leute, die ihn zurückgegeben haben, als die Frau selbst ein Kind bekommen hat.«
    Mir wurde schwindlig. »Wieso erinnern Sie sich jetzt daran?«
    »Sie hat mich gebeten nachzuforschen«, schaltete sich Muriel ein. »Nachdem Sie gegangen waren, rief sie mich gleich an. Zuerst dachte ich, sie hätte mir übel genommen, dass ich Ihnen ihre Adresse mitgeteilt hatte. Doch das tat sie gar nicht.«
    »Ich habe Muriel gebeten, für mich den Detektiv zu spielen«, sagte die alte Dame.

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