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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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vorwärts bewegte. Das war Phil. Nach einem Augenblick verschwand er, vermutlich hinter Bäumen oder in einer Senke. Zu ihrer Linken war von Ward nichts zu sehen. Das Gelände war dort zerklüfteter. Er musste einen ziemlich weiten Bogen schlagen. Sie hoffte, dass sie nicht alle mit ihrem Leben bezahlen müssten, hier in dieser Kälte.
    Und Dunkelheit. Wegen der Bäume links und rechts kam sie nur vorn durch die Mitte weiter, aber auch hier machte ihr das Buschwerk zu schaffen. Umgestürzte Bäume versperrten ihr den Weg, sie glitt darunter hindurch, lehnte sich taumelnd an aufrecht stehende Stämme. Unter dem Heulen des Windes hörte sie das Geräusch fließenden Wassers heraus. Schon das Geräusch verriet, dass das Wasser eiskalt sein musste.
    Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen. Schnee und Wurzelwerk ließen ihr keine andere Möglichkeit. So kam sie nur langsam voran.
    Da. Ein Schuss.
    Sie drehte rasch den Kopf. Woher kam der Schuss? Hoffentlich nicht von links …
    Dann ein Ruf, gedämpft und unverständlich. Der Ruf kam von rechts, da war sie sich sicher. Also Phil. Er musste auf jemanden gestoßen sein.
    Sie drang jetzt schonungslos vorwärts. Sie musste so schnell wie möglich dort hinunter. Hoffentlich hatte auch Ward den Schuss gehört. Er würde rasch kommen, das wusste sie.
    Die Pistole schützend nach vorn gerichtet, den Kopf eingezogen, kämpfte sie sich durch Sträucher und Büsche, immer bedacht, den Hieben der kalten, feuchten Zweige auszuweichen. Es war, als müsse sie sich einen Weg durch dornige Spinnweben bahnen. Sie hielt sich seitlich, um knorrigem Gehölz auszuweichen, das ihr wie ein Zaun den Weg versperrte. Sie hörte wieder einen Schrei. Jetzt war höchste Eile geboten. Sie vergaß alle Vorsicht.
    Noch vier Schritte, dann stürzte sie.
     
    Ich war zu weit abgekommen. Viel zu weit. Anfangs schlug ich einen weiten Bogen, aber jedes Mal, wenn ich wieder näher an die Schlucht wollte, stellte sich mir etwas in den Weg. Aufrecht stehende oder umgestürzte Bäume. Niederes Gebüsch, das zum Übersteigen zu sperrig war. Felsvorsprünge, zwischen denen sich plötzlich Klüfte auftaten, die ich nicht überspringen konnte. So kam ich immer weiter von der anfangs eingeschlagenen Richtung ab und geriet auf einen immer schmaler werdenden Bergkamm.
    Schließlich gab ich fluchend auf, änderte die Richtung und kletterte noch weiter den Hang hinauf, bis ich eine felsige Anhöhe erreichte, wo ich endlich ungehindert laufen konnte. An einen Abstieg war auch hier nicht zu denken. Das Ganze dauerte entschieden zu lang.
    Wenn es doch hell wäre oder wenn Nina das FBI oder die Armee oder die Pfadfinderinnen zu Hilfe gerufen hätte. Aber wir hatten nur zwei Cops als Schützenhilfe, von denen einer gut dreihundert Meter entfernt zitternd an einem Baum liegen geblieben war.
    Nach einem hektischen Lauf über weitgehend ebenen Felsgrund kam ich an eine Stelle, wo ein Durchbruch möglich schien.
    Da hörte ich einen Schuss.
    Sekunden später vielleicht auch einen Ruf, aber sicher war ich mir nicht.
    Ich steckte die Pistole in die Tasche und begann den Abstieg über Felsen. Ich musste hier hinunter, koste es, was es wolle. Hängend und rutschend kam ich unten an, wo das Gelände offener war. Endlich.
    Ich spurtete los.
     
    Im Sturz suchte sie nach Halt, griff ins Leere, verlor die Pistole. Sie fiel rasch und ungebremst, bis sie mit dem Bauch zuerst gegen etwas Hartes stieß und so herumgewirbelt wurde, dass ihr schwindelte. Dann lag sie ausgestreckt auf der Seite wie ein Kleidersack, den man aus einem Flugzeug geworfen hatte.
    Noch schwindelig, setzte sie sich sofort auf und dehnte den Oberkörper. Auf Hände und Knie gestützt schaute sie nach links und rechts, nach vorn und nach hinten und suchte die verlorene Waffe.
    Sie befand sich an einem dunklen, felsigen Ort in der Nähe von fließendem Wasser.
    Wo war die Pistole?
    Hoffentlich war sie nicht oben in einer Felsspalte oder zwischen Wurzeln hängen geblieben. Sie brauchte sie hier und jetzt.
    Tastend bewegte sie sich vorwärts. Der Kopf schwirrte ihr noch vom Sturz, und sie hatte Mühe, sich zurechtzufinden. Kalte Kiesel unter den Händen. Dunkelheit, schwer zu durchdringen. Was sich da in einiger Entfernung vor ihr erhob, war das auch nur Dunkelheit oder eine Felswand?
    Von rechts kam ein Geräusch, das sich wie ein Stöhnen anhörte. Nicht in der Nähe. Sie konnte nichts erkennen.
Stöhnen verheißt nichts Gutes. Es sei denn, er ist es, es sei

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