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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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ihm anzusehen.
    »Adios, Wichser. Ich muss weiter.«
    Sein Finger am Anzug krümmte sich, und ich hatte das Gefühl, als würde der Boden unter mir flach wie eine Grabplatte.
    Ich schloss die Augen. Diese Visage sollte nicht das Letzte sein, was ich in diesem Erdenleben sah.
    Plötzlich das Krachen eines Schusses ganz in der Nähe, kurz darauf zwei weitere.
    Ich öffnete wieder die Augen, als der Mann über mir nach hinten kippte. Ich drehte den Kopf und sah Nina heransprinten.
    Sie ließ sich neben mir auf ein Knie sinken. »Alles in Ordnung?« Ihr tropfte Blut von der Wange.
    Benommen stützte ich mich auf die Ellbogen. Ich konnte mich bewegen, wenngleich mir alles wehtat, aber das hieß ja wohl, dass mein Rückgrat nicht gebrochen war. Mir stand es frei zu gehen.
    »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
    »Nicht der Rede wert. Was hat der Kerl gesagt? Hat er von John gesprochen? Ich glaube seinen Namen gehört zu haben.«
    »Nein. Sie sind hinter Paul her.«
    Sie packte mich am Arm und half mir aufzustehen. Ich wankte und konnte mich kaum auf den Beinen halten. Die Hände auf die Knie gestemmt und tief durchatmend versuchte ich mein Gleichgewicht wiederzufinden.
    Als ich mich halbwegs gefangen hatte, schaute ich zu Nina hinüber, die neben dem am Boden liegenden Mann stand. Ich hörte Schüsse aus dem Wald vor uns.
    Nina rührte sich nicht.
    »Nina …«
    »Warte eine Minute«, sagte sie.
    Der Mann am Boden versuchte sich aufzusetzen. Er blutete aus einem Schenkel und aus dem Nacken, richtete sich aber doch langsam auf. Nina gab ihm einen Tritt in die Seite.
    »Das ist für Monroe«, sagte sie leise und kalt. »Er ist zwar ein Karrierist, aber doch mein Kollege.«
    »Er hat Dreck am Stecken«, sagte der Mann. Seine Stimme war kaum zu hören.
    »Wer hat das in dieser Position nicht?« Ninas Gesichtszüge waren hart. »Und wenn er schon auf der Abschussliste stand, warum musste dann auch der Cop aus dem Streifenwagen dran glauben?«
    »Musste sein. Monroe hat beim ersten Mal keinen Finger gerührt.«
    »Der Cop hieß Steve Ryan.«
    »Wennschon.« Er grinste. »Ich habe nur meinen Auftrag erfüllt.«
    »Stimmt«, sagte Nina. Sie nickte, tat, als wollte sie sich abwenden, drehte sich aber noch einmal um und schoss ihm in den Kopf.
    Dann kauerte sie sich neben ihn und sagte ihm ins Ohr: »Das war von seiner Frau.«

30
    I n ihren Mantel vergraben hatte Patrice vielleicht zehn Minuten dort gehockt, als sie das Geräusch von Schritten und brechenden Zweigen über sich am Rand der Schlucht hörte. Sie überlegte, was sie tun sollte. Wenn es drauf ankommt, glaubt doch jeder, dass Augen schließen und sich mäuschenstill verhalten noch das Beste ist, um unbemerkt dem Killer zu entgehen.
    Doch sie wollte es wissen.
    Sie hob den Kopf und sah, wie der Mann zurück in das Flussbett sprang. Dort stand er einen Augenblick unschlüssig im seichten Wasser, so als habe er vergessen, wo er eigentlich war. Offenbar überlegte er, was er als Nächstes tun sollte.
    Dann sprang er in großen Sätzen flussabwärts und verschwand hinter ein paar großen Bäumen. Dass er in der Nähe blieb, wusste sie.
     
    Ich durchwühlte die Manteltaschen des Schützen und nahm ihm alle Munition ab. Erst da wurde mir klar, dass ich seine Waffe nicht benutzen wollte. Ich ließ alles neben ihm liegen.
    »Da oben ist was passiert«, sagte ich.
    »Ja«, sagte Nina, »ich habe auch Schüsse gehört.«
    Wir kletterten den gleichen Weg hinauf, den wir gekommen waren. Es war bitterkalt, der Wind heulte und zerrte und tat alles, um den Ort unwirtlich zu machen. Ich hinkte jetzt, außerdem deutete der heftige Schmerz in der rechten Brustseite darauf, dass wahrscheinlich ein paar Rippen gebrochen waren. Nach fünf Minuten Marsch hielt Nina plötzlich an. Ich schaute auf und sah jemanden oben auf dem Bergrücken stehen.
    »Nicht schießen.« Es war Phil. »Gott sei Dank, ihr seid es. Alles in Ordnung? Was ist mit euch passiert?«
    »Wir haben einen erwischt«, verkündete ich. »Und Sie, Phil?«
    Er schüttelte den Kopf, wandte sich um und schlug die Richtung zu Connellys Stellung ein. Wir folgten ihm.
    »Ich bin ihm nach«, erzählte er. »Konnte ihn aber nicht finden. Dann schoss er plötzlich von irgendwoher, beinahe hätte er mich weggepustet. Ich erwiderte das Feuer und suchte Deckung unter einem Felsen. Dann versuchte ich auf die andere Seite zu gelangen, stieß aber auf einen großen Felsvorsprung und dachte schon, verdammt, das war’s dann wohl. Ich

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