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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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verraten von Freunden, Liebhabern, dem Schicksal.
    Sie ging wieder hinein, holte sich ein Glas Wein, und eine Viertelstunde später war sie eingeschlafen. Als endlich das Klingeln des Telefons zu ihr durchdrang, hievte sie sich mit dem Gefühl aus dem Sessel, schon spät dran zu sein. Offenbar hatte das Telefon lange geklingelt, ohne sie aus einem Traum wecken zu können, in dem ein alter Mann in einem dunklen Zimmer hinter ihr hergeschlichen war.
    Sie stieß sich verschlafen erst an der Glastür, dann an der Küchentheke und wollte Zandt schon die Leviten lesen, doch dann war gar nicht Zandt am Apparat.
    Sondern Monroe. »Kommen Sie am besten gleich rüber«, sagte er ohne Einleitung. »Wir haben etwas herausgefunden.«
     
    Sie traf Monroe in Doug Olbrichs Büro. Olbrich war Lieutenant in der Sonderabteilung eins, dem Bereich der Mordkommission, die für besonders schwere und heikle Fälle zuständig war. Er war ein hoch gewachsener, schlaksiger Mann mit einer Kurzhaarfrisur.
    »Hallo, Doug.«
    »Hallo, Nina. Wie geht’s?«
    »Wie immer. Ich habe schon lange nichts mehr von John gehört, aber wenn, dann hätte er dich sicherlich grüßen lassen.«
    »Danke. Das hebe ich mir für später auf.«
    Vor Olbrich lagen ein Stoß Papiere und ein Objekt in einem Plastikbeutel. An einem Schreibtisch im Hintergrund diskutierten drei weitere Polizisten. An der Tür zu Olbrichs Schreibtisch stand ein dünner schwarzer Bursche in Hemdsärmeln, dem Nina früher schon einmal begegnet war.
    »Nina, das ist Vincent«, sagte Olbrich. Monroe reichte ihr eine Tasse Kaffee. Sie nahm ihn dankend an, er kam ihr gerade recht.
    »Ich erinnere mich«, sagte sie. »Laborratte, stimmt’s?«
    Monroe runzelte die Stirn, aber der Techniker grinste fröhlich. »Vince Walker, das Technik-Wunderkind.«
    »Das sind mir die liebsten«, sagte sie müde. »Was haben Sie Neues für uns, Vincent?«
    »Das hier«, sagte Olbrich und schob den Plastikbeutel über den Schreibtisch zu Nina hin. »Und was drauf war.«
    Jetzt, da es nicht mehr im Gesicht eines Menschen steckte und keine Blutspuren aufwies, sah es wie ein banales technisches Objekt aus. Größe etwa fünf mal acht Zentimeter, einen halben Zentimeter dick. An einem Ende mit kupferfarbenen Steckern versehen, am anderen Ende glatt. Die obere Seite war aus Metall, mit zwei Aufklebern, die früher einmal weiß gewesen waren, aber jetzt eine bräunliche Färbung angenommen hatten. Auf der unteren Seite sah man die Schaltkreise der grünlichen Platine. Etwa auf einem Drittel der Strecke von oben gesehen befand sich eine kleine kreisrunde Öffnung, vermutlich der Punkt, an dem sich bei Betrieb die innere Scheibe drehte. Eine Aufschrift besagte »Keine Garantie, wenn Siegel aufgebrochen«. Und wenn es im Mund einer toten Frau gefunden wurde, fragte sich Nina, wie stand es dann mit der Garantie?
    »Die Festplatte«, gab sie bereitwillig das Stichwort. Die Männer hatten sich offensichtlich gut präpariert, und jeder versuchte, die Ergebnisse als seine Leistung zu verkaufen.
    »Richtig«, begann Vince. »Eine Toshiba MK 4309 . Speicherplatz etwas über vier Gigabyte, für heutige Maßstäbe ein bisschen knapp. Nach der Seriennummer ist sie auch schon fast zwei Jahre alt.«
    »Ferner konnten wir feststellen«, mischte sich Monroe ein, »dass die Platte aus einem in Japan gefertigten Computer stammt, der Mitte 2002 in die USA exportiert wurde. Wir gehen dieser Spur nach. Vielleicht hilft sie uns, die Frau zu identifizieren.«
    »Streifenbeamte sind mit dem Foto des Opfers unterwegs«, fügte Olbrich hinzu. Nina hatte mehrmals mit ihm zu tun gehabt, als Zandt noch in der Mordkommission arbeitete. Von allen Detectives war er ihr als der uneitelste in Erinnerung geblieben. »Wir wissen, dass sie an ihrem Todestag nicht viel gegessen, aber dafür ziemlich viel getrunken hat. Vor zwei Stunden habe ich drei Detectives in die Bars und Clubs um das Motel ausschwärmen lassen. Neues gibt es noch nicht, aber…«
    »Auch nichts über den Täter aus dem Motelzimmer?«
    Er zuckte die Achseln. »Keine Fingerabdrücke, keine Faserreste, auch nichts auf dem Opfer. Der Kerl scheint kaum die Luft bewegt zu haben.«
    »Und die Festplatte?«
    »Sie war leer«, sagte Olbrich »bis auf zwei Dinge.«
    »Zwei Dinge«, wiederholte der Labortechniker, der diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte. »Das eine ist eine sieben Megabyte große MP 3 -Datei, ein Musikstück.«
    »Das
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