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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Männer schauten auf einen kleinen Apparat auf einem Stativ neben dem Bett. Zu ihm lief das schwarze Kabel.
    »Eine Kamera«, sagte Olbrich.
    »Eine Webcam«, präzisierte Nina. »Schauen Sie, wohin das Kabel führt.«
    Sie folgte dem Kabel durchs Wohnzimmer bis zum Computertisch. Dann bewegte sie mit abgespreizten Fingern vorsichtig die Computermaus.
    Der Bildschirm knisterte und belebte sich. In der Bildmitte erschien ein Fenster, das ein Drittel des ganzen Monitors einnahm. Es zeigte die Sicht auf die Seite des Bettes, wo Monroe immer noch stand.
    »Ich rühre es nicht an«, sagte sie, »aber wenn Sie es genauer untersuchen, werden Sie auf der Rückseite des Computers ein Modemkabel entdecken. Jessica hatte eine Internetseite, auf der ihr Leute zuschauen konnten.«
    »Von wo aus?«, fragte Olbrich.
    »Von überall auf diesem Planeten.« Sie trat einen Schritt zurück. »Keine gute Nachricht. Unsere Liste der Verdächtigen verlängert sich schlagartig um zig Millionen.«
     
    Drei Stunden später war sie wieder im Jimmy’s. Sie saß über der Bar in einem Zimmer, das dem Besitzer oder Geschäftsführer gehörte, der übrigens nicht Jimmy hieß.
    »Das klingt wie der Name einer Bar«, hatte Mr. Jablowski auf Nachfrage erläutert, »während man das von meinem Namen nicht behaupten kann.« Informiert von Don, dem Barmann der Frühschicht, hatte er es für angebracht gehalten, sich einmal persönlich blicken zu lassen. Für einen Mann, der eine ordinäre Bierpinte besaß, sah er sehr gepflegt aus, aber auch vielen Drogenhändlern sieht man nicht an, welche Ware sie vertreiben. Don war unterdessen für ein paar Stunden nach Hause gegangen – zum »Chillen«. Die Ermittler hatten zwar seine Adresse, doch Nina glaubte nicht, dass es sich lohnte, ihn zu verhören. Aber sie war auch keine Expertin für Täterprofile. Daher hatte man auf ihre Empfehlung einen Detective als Beschatter des Barmanns abgestellt.
    Ein weiterer Detective und ein FBI -Agent hatten sich unter die nicht sehr zahlreiche Mittagskundschaft gemischt. Eine der Kellnerinnen, die gearbeitet hatten, als Jessica zum letzten Mal in der Bar war, sollte in Kürze eintreffen. Außerdem hielt man Ausschau nach Männern, auf die die sehr vage Täterbeschreibung passen könnte. Mit anderen Worten, die Ermittlung ging nur schleppend voran. In der Wohnung des jungen Opfers sah es ganz anders aus. Ermittler aus drei verschiedenen Polizeibehörden waren hier damit beschäftigt, Schriftstücke zu lesen, Fotos zu machen und Fingerabdrücke abzunehmen.
    Nina unterhielt sich währenddessen mit einer jungen schwarzen Frau namens Jean. Jean war vorbeigekommen, um nach Jessica zu schauen, weil sie sich für einen Kneipenbummel am Abend zuvor verabredet hatten und Jessica nicht erschienen war. Außerdem wollte sie etwas trinken. Don hatte sie sofort an die Kripoleute verwiesen und sie auch dann zu ihnen geschoben, als sie andeutete, ihnen lieber aus dem Weg gehen zu wollen.
    »Webcam-Nutte?«, sagte Nina und wiederholte damit die Bezeichnung, die Jean gerade gebraucht hatte.
    Jean zuckte nur die Achseln. »So heißt das eben. Was nicht bedeutet, dass man die ganze Zeit rumbumst. ›Cam Girl‹ ist auch ein gängiger Ausdruck.«
    »Jessica hat Ihres Wissens nie Sex gegen Bezahlung angeboten?«
    »Um Gottes willen, nein. Ich übrigens auch nicht, lassen Sie sich das gesagt sein, Gnädigste.«
    »Prostituierte haben in diesem Lokal keinen Zutritt«, schaltete sich Jablowski ein. »Da bin ich ganz streng.«
    »Wenn Sie denn hier sind, was, wie mir scheint, nicht sehr häufig vorkommt. Könnten Sie uns wohl eine Weile allein lassen?«
    Der Besitzer entfernte sich. Nina legte bewusst eine kleine Pause ein. »Wenn ich es richtig sehe, Jean, dann sind auch Sie ein Cam Girl?«
    »Ja. Ich, äh, habe Jessica da hineingezogen. Aber wie ich schon sagte, das ist nicht so, wie Sie vielleicht denken …«
    Nina sah ihr direkt ins Gesicht. »Ich denke gar nichts in dieser Richtung, Jean. Mit der Gemeinde der Cam-Girl-Spanner kenne ich mich überhaupt nicht aus. Aber ich muss darüber Bescheid wissen, und zwar am besten sofort. Es könnte viel damit zu tun haben, weshalb Jessica nicht mehr unter uns ist. Also erzählen Sie mir doch einfach, wie ich mir das vorzustellen habe.«
    Die junge Frau setzte sich bequem hin, zündete sich eine Zigarette an und begann zu erzählen.
    Männer anzumachen war eine Sache, sagte sie. Jeder wusste, wie das ging. Mit einer Webcam war das etwas anderes. Man

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