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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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es roch nach vergossenem Bier. Die Luft war verbraucht, als ob sie durch die Lungen von Menschen gegangen wäre, die nicht richtig gerade sitzen konnten. Sie erkannte Olbrich, der mit einem Mann mit langem Haar und gefrorenem Lächeln sprach. Mit dem Lächeln wollte er wohl sagen, wenn er gewusst hätte, was für ein Stress ihn hier erwartete, hätte er sich zu Hause nicht einen so dicken Joint genehmigt.
    »Das ist Mrs. Baynam vom FBI «, sagte Olbrich, als Nina auf sie zutrat. »Don, erzählen Sie doch Mrs. Baynam, was Sie gerade mir erzählt haben.«
    »Sie heißt Jessica«, begann der Barmann. »Das ist sicher. Und sie wohnte in West Hollywood. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ihr Familienname Jones lautet. Das hat sie ein paar Mal gesagt. Die Leute hier nannten sie Jay Jay, aber nicht alle …«
    »… nennen sie bei ihrem richtigen Namen, ich verstehe«, sagte Nina. »War Jessica eine Stammkundin?«
    »Ja, das schon. Hat viele Abende hier verbracht, manchmal war sie auch nachmittags hier.«
    »War sie auf Kundenfang, Don?«
    »Nein.« Er schüttelte energisch den Kopf. »So eine war sie nicht. Sie wollte Sängerin werden. Das hat sie einmal gesagt, wenn ich mich recht erinnere. Das gute Aussehen hatte sie dafür, keine Frage. Sie ist jetzt Kellnerin. Oder war es, wenn ich recht verstehe. Scheiße.«
    Olbrich half ihm weiter. »Und sie war am Samstagabend hier?«
    »Ja. Sie kam gegen fünf Uhr mit einer Freundin. Ihren Namen kenne ich nicht, aber ich habe sie schon vorher hier gesehen. Eine Schwarze mit langem, glattem Haar. Wir hatten unser Samstagabend-Angebot, zwei Drinks für den Preis von einem, na ja, die beiden hatten ziemlich bald einen in der Krone.« Er hustete. »Die Freundin ist mehr so eine Partynudel. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich zu ein paar Typen an den Tisch gesetzt hat und mit denen dann abgezogen ist. Jay Jay hing dagegen eine Weile herum und saß später bei diesem anderen Mann.«
    »Was war das für ein Mann?« Nina sprach mit ruhiger Stimme, aber sie fühlte sich beklommen. Olbrich begriff die Situation und hielt sich heraus.
    »Ich habe es Ihrem Kollegen schon gesagt. Ich kenne diesen Mann nicht. Mir ist er bloß aufgefallen, weil …« Er verstummte.
    Weil du auch scharf auf Jessica warst,
dachte Nina,
ich verstehe.
»Hat sie sich oft mit Männern getroffen?«
    »Ziemlich oft«, sagte der Barmann. Er schaute, wie es schien, zu den Tischen und Stühlen hinüber, die er noch in Reih und Glied zu bringen hatte.
    Nina nickte und sah ihn dabei an.
Und an einem Abend, vielleicht auch an mehreren Abenden, hat sie für einen feuchten Kuss auf deine Wange einen Drink von dir bekommen, nicht wahr? Und du denkst immer noch an sie, obwohl es für sie gar nichts bedeutete und schon nach dem zweiten Schluck alles vergessen war.
    »Hatte dieser Mann irgendetwas Auffälliges?«
    Er schaute sie wieder an. »Er war irgendein Typ mit kurzen Haaren, gut aussehend. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Danach kam der große Ansturm, und als ich wieder hinüberschaute, war es schon spät. Jay Jay war nicht mehr da, in der Sitzecke saßen andere Leute. Sie können die Mädchen fragen, die im Saal bedienen – vielleicht wissen die mehr. Aber die kommen erst heute Abend. Außer Lorna, die kommt schon gegen Mittag.«
    Von der Tür kam ein Ruf, und ein Uniformierter steckte den Kopf herein. »Lieutenant?«
    Olbrich drehte sich um. »Habt ihr sie?«
    »Ja.«
    Olbrich zeigte mit dem Kinn zur Tür. »Wir haben eine Adresse, Nina. Ich fahre mit Ihnen hin.«
    »Ist sie wirklich tot?«, fragte der Barmann.
    »Ja«, bestätigte Nina. »Leider.«
    Er nickte und wandte sich ab.
    Schon an der Tür, schaute Nina noch einmal zurück und sah, wie der Mann langsam einen Tisch in einer Bar sauber wischte, in der er weiter seine Arbeit machen musste, und dachte: Wir wissen nie wirklich, wen wir zurücklassen.
     
    Die Adresse lautete Apartment 7 , 3140 Gardiner. Als Nina dort vorfuhr, war Monroe schon mit zwei Polizeibeamten da.
    »Der ist aber von der schnellen Truppe«, kommentierte Olbrich.
    »Das kann man wohl sagen.«
    Sie standen vor einem schmutzig weißen Gebäude, an dessen beiden Enden eine Außentreppe zu den drei Stockwerken führte. Nina ging hinauf ins zweite Stockwerk und wartete mit Monroe, während einer der Beamten das Obergeschoss überprüfte.
    Monroe schaute sie an. »Geht es Ihnen heute Morgen besser?«
    »Ja, alles in Ordnung.« Beide sprachen leise. »Und danke für Ihre Aufmerksamkeit,

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