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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Teppichboden. Sie trat einen Schritt zurück und stieß sich an einer Ecke des Schreibtisches.
    Sie schluckte. »Ist da jemand?«
    Er antwortete nicht, aber er war da. Aus dem tiefsten Schatten trat er hervor, sein Gesicht ein Lichttupfer in der Dunkelheit.
    Katelyn wollte nach rückwärts ausweichen, doch da war kein Platz mehr. Er trat noch einen Schritt näher, und sie glaubte etwas in seiner Hand schimmern zu sehen.
    Sie wollte schreien, doch im selben Augenblick glitt sein Gesicht durch einen schwachen Lichtstrahl, eine Wolke, die hinter einer noch dunkleren Wolke hervorkam. Die Gesichtszüge machten sie stutzen. Stumm starrte sie ihn an.
    »Nein«, sagte er mit fester Stimme, »du kennst mich nicht. Niemand kennt mich.«
    Und dann kam er mit einer Macht über sie, die nichts aufhalten konnte.
     
    Am nächsten Morgen erhielt kein Gast rechtzeitig die bestellten Eier, Toasts oder Haferflocken zum Frühstück. Beschwerden gab es vor allem von den beiden obersten Stockwerken, wo die Frühstückskarten verschwunden waren, niemand wusste, wie. Erst als am späten Nachmittag ein neuer Gast in Zimmer 511 kam, fanden sich dort die Karten auf dem Boden verstreut. Sonst war das Zimmer leer, und das Licht funktionierte nicht.
    Die Hoteldirektion behandelte Katelyns Verschwinden mit größter Diskretion. Die Polizei befragte zuerst Burt, aber der war ebenso fassungslos wie alle anderen, nur verstörter als die meisten. Er hatte seine Chefin gemocht. Vergangene Nacht, als sie sich vor den Fahrstühlen begegnet waren, da hätte er ihr beinahe etwas gesagt, hätte seinem üblichen Gruß einen persönlicheren Ton gegeben, nur für den Fall, dass sie meinte, er halte auf Distanz, bloß weil sie seine Chefin oder eine Weiße sei. Nun war sie fort. Die meisten dachten an eine Kurzschlussreaktion, sie würde in ein paar Tagen kleinlaut wiederauftauchen. Eine Frau mit solch einem Job, das bedeutete »keine Familie zu Hause«, und, so meinten viele, solche Frauen wären immer nur einen Schritt weit von der Klapse entfernt.
    Burt wusste, dass Katelyn nicht so war. Als sich am folgenden Abend die Fahrstuhltüren öffneten und sie nicht an ihrem gewohnten Platz stand, ahnte er, dass sie für immer fort wäre, aber an keinem schönen Ort.

18
    A ls Nina kurz vor fünf Uhr aufwachte, wusste sie gleich, dass sie sich einen neuerlichen Einschlafversuch sparen konnte. Nach Monroes Anruf hatten sie und Ward sich zwei Stunden lang den Kopf darüber zerbrochen, was dies nun eigentlich bedeutete und was nicht. Soweit sie es überblickte, konnte es nur eines heißen. Irgendwo und irgendwie hatte es Zandt geschafft, einer Person, die enge Beziehungen zu den Straw Men hatte, ganz heftig auf die Zehen zu treten. Da die Straw Men aber Zandt nicht zu fassen bekamen, hatten sie ihm etwas in die Schuhe geschoben. Nina versuchte die ganze Nacht lang, Zandt anzurufen, aber sein Handy war ausgeschaltet.
    Ward war rasch nüchtern geworden und hatte ihr einen Vorschlag gemacht, den sie ernst nehmen musste. Sie sollte Monroe vertraulich ein paar Dinge mitteilen. Nicht am Telefon, sondern unter vier Augen. Wollte sie ihn überzeugen, dass eine Gruppe von Männern und Frauen im Zeichen Amerikas ihr Unwesen trieben, dass sie logen und mordeten und nun Ninas Exliebhaber im Visier hatten, dann musste sie mit ihm in einem Raum sein. Eigentlich hätte das schon vor drei Monaten geschehen sollen, aber weil sie alle am Rand der Paranoia gestanden und mehrere Tote auf dem Gewissen hatten, schien es damals keinem geraten, das zu versuchen.
    Das stellte sich jetzt als Fehler heraus.
    Sie trank fünf Tassen Kaffee und überlegte, wie sie es ihm sagen sollte. Wie viel durfte sie über die Ereignisse in The Halls aussagen, ohne einen von ihnen ins Gefängnis zu bringen? Sie wartete bis sieben Uhr, da sie wusste, dass Monroe um diese Zeit gewöhnlich schon auf war. Wenn sie ihn erwischte, ehe er ins Büro fuhr, konnten sie sich vielleicht irgendwo treffen. Sie ging gerade zum Telefon, als es klingelte.
    Es war Monroe. Er war schon in seinem Büro. Er befahl ihr, unverzüglich dorthin zu kommen. Seine Stimme klang überhaupt nicht so, als könne man vertraulich mit ihm reden.
     
    Er wartete vor dem Fahrstuhl im fünften Stock. Seine Miene war wie versteinert.
    »Charles«, begann sie rasch. »Ich muss mit Ihnen reden.«
    Er schüttelte verneinend den Kopf und ging den Flur hinunter. Nach ein paar Schritten öffnete er eine Tür und wartete auf sie. Sie schloss rasch zu ihm

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