Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
Vom Netzwerk:
als sie oben ein Geräusch hörte. Sie schaute hinauf und wollte schon lächeln beim Gedanken, Burt käme, um etwas im Treppenhaus zu richten. Aber da war niemand.
    Merkwürdig. Das Geräusch konnte nicht von unten gekommen sein, denn die Tür zum fünften Stockwerk konnte sie sehen. Sie schaute über das Treppengeländer. Auch ganz unten nichts Verdächtiges.
    Na, egal. In Hotels gab es immer Geräusche. Vielleicht kam jemand vom Reinigungspersonal zur Arbeit. Obwohl – sie schaute auf ihre Armbanduhr: Viertel nach drei –, das konnte es eigentlich auch nicht sein.
    Sie öffnete die Tür zum fünften Stock und machte sich darauf gefasst, dort Burt mit seinem Wagen zu sehen. Diesmal würde sie ihm etwas sagen. Etwas Nettes, um ihm zu zeigen, dass sie sich bei ihren nächtlichen Rundgängen über Begriffe wie Alter, Rasse oder Hierarchie hinwegsetzen konnte.
    Der Flur war leer.
    Schade, Burt würde niemals erfahren, was er verpasst hatte.
    Auch im fünften Stock war wenig los. Ein paar Bestellungen für Toast und Kaffee, aber was war das? Eier, Speck, Wurst, eine (weitere!) Wurst, Vollkornbrot, Haferflocken, Obst, Kaffee und Tee für vier Personen, wie es aussah. Dazu ein europäisches Frühstück mit Toast. Und ein Stück englisches Gebäck, obwohl das Kreuzchen nicht ganz eindeutig war. Konnte auch mehr Toast oder Speck gemeint sein. Außerdem ein Orangensaft. Das Ganze für halb acht Uhr.
    Katelyn lächelte. Das konnten nur die betrunkenen Touristen sein. Sie holte einen Kugelschreiber aus ihrer Jackentasche und änderte die Bestellung so ab, dass das Frühstück durch die Menge nicht so erschreckend ausfiel. Ferner schob sie den Zeitpunkt des Servierens auf sieben Uhr fünfundvierzig hinaus. Die Gäste würden es ihr danken. Sie setzte ihre Runde fort. Wieder Toast und Eier. Sie versuchte sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal Urlaub genommen hatte. Das war schon eine Weile her, bestimmt vor dem Tod ihrer Eltern, also vor fünf Jahren. Komisch, woran man sich erinnert. Postkartenansichten, ein Lieblingscafé, wo man einen kitschigen Roman gelesen hat. Ein Schmuckstück, das aus einer spontanen Regung gekauft wurde und nun vergessen in einer Schublade lag. Sex mit Urlaubsbekanntschaften. Jungs, die nun Männer waren, genauso wie sie jetzt als gesetzte Frau galt. Wer über vierzig war und sich immer noch für jung hielt, der machte sich selbst etwas vor, mochten Frauenzeitschriften, die sich über Anzeigen für Antifaltencreme finanzierten, auch das Gegenteil behaupten.
    Wieder ein Geräusch, als ob eine Tür aufginge.
    Sie drehte sich um. »Burt?«
    Keine Antwort. Sie hatte leise gesprochen – niemand wollte um diese Zeit aufgeweckt werden –, aber Burt hätte sie gehört und hätte geantwortet.
    Vielleicht ein Gast? Sie nahm das Menü des Touristenpaars zu ihrem Stapel und ging den Weg zurück, den sie gekommen war. Als sie an der Tür zum Treppenhaus vorbeikam, war die Tür offen. Nicht weit offen, aber angelehnt.
    Das ging nicht auf ihr Konto. Treppenhaustüren mussten geschlossen werden, hierzu gab es strenge Brandverhütungsvorschriften. Überall hingen entsprechende Warnschilder. Auch Burt kannte die Vorschriften. Überhaupt war es merkwürdig, dass um diese Zeit jemand die Treppe benutzte.
    Sie machte die Tür weiter auf und sagte: »Ist da jemand?«
    Ihre Worte hallten im Treppenhaus wider, doch schien sie niemand vernommen zu haben. War das Geräusch nur in ihrem Kopf gewesen? Obwohl …
    Sie drehte sich rasch um.
    Der Flur hinter ihr war leer. Selbstverständlich. Aber dennoch hatte sie das Gefühl, als wäre er es eben noch nicht gewesen.
    Das war schon unheimlich. Burt würde so etwas nicht tun, auch kein spät in der Nacht heimkehrender Gast.
    Es gab nur einen Weg, auf dem jemand gekommen sein konnte. Katelyn durchquerte rasch das Foyer mit den Fahrstühlen. Ein Blick auf die Etagenanzeige sagte ihr, dass alle Fahrstühle im Erdgeschoss parkten. Folglich …
    Sie schaute den anderen Flur hinunter.
    Leer. Rechts und links Türen. Und still, wie es sich gehörte.
    Aber dann hörte sie, wenn auch sehr leise, ein Klicken vom Ende des Flurs.
    Also war es wohl doch ein sehr spät heimkehrender Gast. Er hatte aus irgendwelchen Gründen die Treppe genommen und war in sein Zimmer verschwunden. Wahrscheinlich Fahrstuhlangst, was sonst? Kein Grund zur Aufregung.
    Es sei denn … Irgendetwas stimmte da nicht.
    Der Gast musste hinter ihr hereingekommen sein, das hatte sie gespürt. Merkwürdig, dass

Weitere Kostenlose Bücher