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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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er nicht einmal Hallo gesagt hatte, auch wenn er betrunken war und sich schämte, vor Hotelpersonal nicht souverän zu wirken.
    Es sei denn, er hätte überhaupt keine Berechtigung, hier im Haus zu sein.
    Freilich passierte das ständig. Der Eingang des Hotels war den ganzen Tag über und den größten Teil der Nacht offen. Wer eintrat und verständnisinnig dem Mann an der Rezeption zunickte, wurde nicht behelligt. Geschah dies zu einer passenden Stunde am Nachmittag oder am Abend, hatte der Betreffende Zutritt zu mehreren Hotelräumen.
    Katelyn hatte die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Entweder ging sie nach unten und holte das Funkgerät, das sie eigentlich bei sich haben sollte. Dann konnte sie Burt rufen oder den Sicherheitsmann im Untergeschoss aufscheuchen, der sowieso nur die Nacht mit Däumchendrehen verbrachte. Besser Burt, denn der würde sie nicht schief anschauen, der würde sie nicht fragen, weshalb sie als Verantwortliche plötzlich jemanden brauchte, der ihr im Dunkeln die Hand hielt. Burt würde das nicht einmal denken. Aber andere würden das tun, wenn sie Wind davon bekämen.
    Also blieb nur die zweite Möglichkeit.
    Sie kehrte um und ging den Flur hinunter. Kühl, mit professioneller Gelassenheit nahm sie hier und da ein paar Frühstückskarten mit.
    Hinter ihr hörte sie das Geräusch eines heraufkommenden Fahrstuhls. Sie blieb stehen und schaute sich um. Vielleicht hielt der Fahrstuhl ja auf ihrem Stockwerk, die Türen gingen auf und ein Angestellter käme heraus. Dann würde sie ihn unter irgendeinem Vorwand herbeirufen.
    Aber die Fahrstuhltüren gingen nicht auf. Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. Schließlich war das doch ihr Hotel, kein Grund, so verängstigt zu sein.
    Noch eine Frühstückskarte. Eine leere Karte. Noch eine. Plötzlich stutzte sie und kehrte um.
    Komisch. Die Tür von Zimmer 511 hatte keine Frühstückskarte, aber das Schildchen für die Putzfrauen, dass das Zimmer jetzt aufgeräumt werden könne, hing draußen.
    Das ergab keinen Sinn. Wer hängt dieses Schild hinaus, ehe er zu Bett geht?
    Sie drückte vorsichtig gegen die Tür, die sofort eine Handbreit aufging.
    Drinnen war es dunkel. Auch das war ungewöhnlich. Die Tür hätte verschlossen sein müssen, automatisch schließende Türen gehörten zum Sicherheitsstandard jedes modernen Hotels. Und einen Riegel gab es auch, mit dem man die Tür hätte verschließen können.
    Sie klopfte vorsichtig an. Keine Antwort.
    Sie wusste nicht, ob das Zimmer als belegt geführt wurde oder nicht. Zusammen mit dem Funkgerät hätte sie auch die Belegliste mit nach oben nehmen müssen. Doch das hatte ihr nie eingeleuchtet. Entweder wollten die Gäste ein bestimmtes Frühstücksmenü oder nicht. Was hätte sie tun sollen: sie aufwecken und fragen, ob sie es vergessen hatten?
    Sie tastete in die Dunkelheit hinein und betätigte den Lichtschalter. Nichts passierte. Das machte die Situation plötzlich wieder etwas plausibler. Offenbar gab es einen technischen Defekt in Zimmer 511 , vielleicht einen Kurzschluss oder etwas Ähnliches. So etwas kam vor. Das Schild draußen sollte lediglich besagen, dass hier etwas zu reparieren war.
    Aber warum hatte man ihr nicht Bescheid gegeben? Solche Sachen fielen doch in ihre Zuständigkeit. Wenn das Personal sie nicht ernst nahm, wie sollte sie dann ihre Pflicht tun?
    Katelyns Mund verzog sich zu einem schmalen Strich. Nicht ernst genommen werden vertrug sie überhaupt nicht.
    Sie schob die Tür noch weiter auf und trat ein. Sie stand still und lauschte. Nichts zu hören.
    Sie ging in das Zimmer hinein. Drinnen war es stickig, die Luft um sie herum schien an- und abzuschwellen, als ob sich der Atem der Schlafenden zu einem Strom vereinigt hätte. Das Licht von der Straße und das, welches vom Flur hereinfiel, hätte normalerweise ausgereicht, um zumindest Gestalten zu erkennen, aber die Vorhänge am anderen Ende des Zimmers waren zugezogen. Sie erkannte lediglich, dass das Bett leer und nicht aufgeschlagen war.
    Sie tastete sich bis zum Schreibtisch und versuchte die Lampe dort anzuschalten.
    Auch die funktionierte nicht. Also musste die gesamte Stromzufuhr blockiert sein. Dass nur ein Zimmer betroffen war, konnte sie sich allerdings nicht erklären.
    Mit einem Mal schien das Zimmer noch dunkler zu werden, und gleich darauf war ein Klicken zu hören. Sie drehte sich um. Das hohe Rechteck aus gelbem Licht, das vom Flur einfallen musste, war verschwunden.
    Ein Geräusch wie von Schritten auf

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