Engel für den Duke
Hut hätte viel zu bunt aussehen können, aber das tat er nicht. „Ich glaube, Sie sind gut darin, Hüte zu machen, Miss Moran.“
Sie lächelte, und er fühlte sich, als würde etwas in seinem Innern berührt.
„Ich glaube, das bin ich, Hoheit. Ich möchte nicht unbescheiden erscheinen, aber ich verkaufe viele davon. Gewöhnlich habe ich Schwierigkeiten, genügend Zeit zu finden, um alle Bestellungen zu erfüllen.“
„Gut für Sie.“
„Ich nehme an, es ist nicht beeindruckend, Hüte anzufertigen, aber eines Tages möchte ich ein eigenes Geschäft besitzen.“
„Ich glaube, wenn Sie ein eigenes Geschäft haben möchten, dann werden Sie das auch schaffen. Ich glaube, Sie können alles erreichen, was Sie möchten, Miss Moran.“
Sie sah ihn an, und in ihren Augen erschien ein seltsamer Ausdruck, aber gleich darauf war er fort.
„Ich hoffe, Sie haben recht. Ich werde kaum für immer bei den Caulfields wohnen können. Wenn Sie und Jocelyn erst verheiratet sind, werde ich selbstständig leben wollen.“
Er bot ihr nicht an, bei ihnen zu leben. Wenn er das täte, würde er früher oder später der heftigen Verlockung nachgeben, die von ihr ausging. Lily verdiente weitaus mehr als eine kurze Verführung, und dasselbe galt für die Frau, die er zu heiraten beabsichtigte.
„Die meisten Frauen wollen heiraten“, sagte er leise. „Sie wollen einen Mann und Kinder.“
„Das möchte ich auch – eines Tages.“ Sie lächelte und sah ihn verschmitzt an, sodass er sie am liebsten geküsst hätte. „Aber erst, wenn ich meinen Laden habe.“
Royal lachte, und sie stimmte ein. Er räusperte sich. „Ich denke, ich sollte jetzt gehen, damit Sie sich wieder Ihrer Arbeit widmen können.“
Sie betrachtete die Haube auf ihrem Schoß. „Das sollten Sie wohl.“
„Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Miss Moran.“
„Danke, Ihnen auch, Hoheit.“ Sie sah ihn einen Moment zu lange an, dann riss sie den Blick von ihm los und senkte den Kopf. Royal sah zu, wie sie mit ihren zarten Händen, den feingliedrigen Fingern die Nadel durch den Stoff führte, und versuchte, sich nicht vorzustellen, wie sie mit diesen zarten Fingern über seinen nackten Körper strich.
Er machte kehrt und ging davon, ohne sich umzusehen. Im Innern betete er, Gott möge dafür sorgen, dass die Frau, die er heiraten sollte, bald eintraf.
6. KAPITEL
U nter großem Tumult und Aufruhr traf Royals zukünftige Braut ein. Ein Junge aus dem Dorf überbrachte eilig die Neuigkeiten, um dem Duke und seinen wenigen Dienstboten Gelegenheit für letzte Vorbereitungen zu geben, seiner Tante die Zeit, sich in den Großen Salon zu begeben – und Lily, um sich zu fassen.
Sie war dafür sehr dankbar. Sie wusste, was geschehen würde, wenn Jocelyn eintraf. Seine Hoheit würde überwältigt sein von der Schönheit seiner zukünftigen Braut, und sie selbst würde unsichtbar werden. Das war unvermeidlich, und doch versetzte allein der Gedanke daran ihr einen Stich.
Der halbe Haushalt versammelte sich am Eingang, als die elegante schwarze Reisekutsche der Caulfields, inzwischen repariert, vor dem Eingang zum Schloss vorfuhr. Diener eilten die Treppe hinunter, um beim Entladen zu helfen, ein Stallknecht erschien, um sich um die Pferde zu kümmern, und die Haushälterin, Mrs McBride, eine kleine untersetzte Frau mit eisgrauem Haar, kam zum Eingang, um den Gästen zur Hand zu gehen.
Der Butler hielt die schwere Holztür auf, und Matilda Caulfield rauschte herein wie die Duchess, die ihre Tochter werden sollte. Ein paar Schritte hinter ihr folgte Jocelyn.
Einer der Diener blieb stehen, wie erstarrt.
Der Blick aus den wässerigen blauen Augen des Butlers wurde glasig.
Jocelyn trug ein amethystfarbenes Kleid, das zu der Farbe ihrer Augen passte, und war von beeindruckender Schönheit. Ihre feinen Züge wirkten makellos. Sie hatte eine gerade Nase, rosenfarbene Lippen, das dicke haselnussbraune Haar war zurückgebunden und fiel ihr in Locken über eine Schulter.
Vielleicht hatte sie im Dorfgasthaus haltgemacht, um sich zu erfrischen und sich umzuziehen, denn ihr hochmodisches Kleid war nicht im Geringsten zerdrückt von der Fahrt. Es war hochgeschlossen und hatte lange Ärmel, sodass sie keine Haut zeigte, doch ihre Brust wölbte sich verführerisch über der schmalen Taille, betont von dem schimmernden Seidenstoff.
Jocelyn erspähte den Duke, der in der Eingangshalle stand, um sie zu begrüßen, und sie wirkte erfreut bei seinem Anblick – passte er
Weitere Kostenlose Bücher