Engel für den Duke
doch in seiner goldenen männlichen Schönheit zu ihrem so femininen Äußeren.
Lily fühlte einen Stich, als der Duke vortrat. Er verneigte sich erst vor Matilda Caulfield, dann vor Jocelyn. „Willkommen in Bransford Castle“, sagte er. „Meine Tante und ich haben ungeduldig auf Ihre Ankunft gewartet.“
Matilda Caulfield, groß und mit breiten Hüften, hatte dasselbe dunkle Haar wie ihre Tochter, jedoch von silbernen Strähnen durchzogen. Sie nickte höflich zum Gruß. „Und wir konnten es kaum erwarten, hierherzukommen.“
Jocelyn begrüßte ihn mit ihrem betörenden Lächeln. „Vielen Dank für die Einladung, Hoheit.“
Eine förmliche Vorstellung begann. Lady Tavistock lächelte. Die Braut, die der verstorbene Duke gewählt hatte, schien ihr zu gefallen. Lily wäre am liebsten davongelaufen.
„Ich bin froh, dass Sie sicher angekommen sind“, sagte der Duke. „Ich hoffe, Ihre Reise war nicht zu unerfreulich.“
„Ganz und gar nicht“, sagte Matilda.
„Die Straßen sind in einem schrecklichen Zustand“, erklärte Jo mit einer nachlässigen Handbewegung. „Ich sagte Mutter, wir sollten noch ein paar Tage warten, aber sie wollte nicht hören. Ich sage Ihnen, wir haben dafür büßen müssen. Es war nass und kalt während des ganzen Weges hierher.“ Sie seufzte dramatisch. „In jedem Fall sind wir jetzt hier, und nur darauf kommt es an.“
Der Duke musterte sie. „Stimmt“, war alles, was er sagte. Er wandte sich an die Haushälterin. „Ich bin sicher, die Ladys sind müde von ihrer Reise. Mrs McBride, würden Sie den Gästen bitte ihre Zimmer zeigen?“
„Aber natürlich, Hoheit.“
Die Dienerschaft setzte sich wieder in Bewegung. Die Lakaien liefen die Treppe hinauf, trugen Koffer, Taschen und Hutschachteln, und die Hausmädchen sahen ein letztes Mal nach den Zimmern der Gäste.
„Ich hoffe, Sie finden alles zu Ihrer Zufriedenheit vor“, sagte der Duke. „Ihre Cousine Miss Moran hat alles getan, damit Sie sich wohlfühlen.“
Matilda sah Lily an. „Davon bin ich überzeugt.“
Jocelyn eilte zu Lily und nahm ihre Hand. „Ich habe dich vermisst. Komm mit mir nach oben, ja? Du kannst mir beim Auspacken helfen und mich beraten, was ich beim Abendessen tragen soll.“
Lily nickte nur. Sie wartete, dass die Gruppe der Haushälterin nach oben folgte, dann schloss sie sich an und ging ins obere Stockwerk. Als sie dabei an dem Duke vorüberkam, erstaunte es sie nicht im Geringsten, dass er Jocelyn nachsah, die mit sinnlichen Bewegungen die gewundene Treppe hinaufstieg.
Es versetzte ihr einen Stich. Sie schob das lächerliche Gefühl, verraten worden zu sein, beiseite, und ging hinter ihrer Cousine nach oben.
An jenem Abend aß Lily in ihrem Zimmer. Zwar versuchte Jocelyn, sie dazu zu überreden, ihnen im Speisezimmer Gesellschaft zu leisten, doch es war an der Zeit, dass sie sich in den Schatten zurückzog.
Matilda Caulfield drängte sie nicht.
„Meine Güte, Mann!“ Sheridan Knowles stand neben Royal in der Eingangshalle. Jocelyn war schon fast die Treppe hinaufgegangen. Sheridan war wie immer unangekündigt eingetroffen, zwei Tage nach der Ankunft der Caulfields. Royal hatte ihn mit Jocelyn bekannt gemacht, die sich gleich darauf entschuldigt hatte und nun auf dem Weg nach oben war, um ihr Mittagsschläfchen zu halten.
Beide Männer sahen ihr nach, bis sie verschwunden war.
„Meine Güte.“ Sheridans Blick war noch immer starr.
„Das sagtest du bereits.“ Royal wandte sich ab und ging an ihm vorbei zu seinem Arbeitszimmer. Sherry folgte ihm und schloss die Tür von innen.
„Sie ist die schönste Frau, die ich je gesehen habe.“
Royal stand an der Anrichte und schenkte sich einen großzügigen Brandy ein, was ihm in diesen Tagen zur Gewohnheit zu werden schien. „Sie ist sehr schön. Da kann ich dir kaum widersprechen.“
Er hatte gerade das Mittagessen mit seiner Tante, seiner zukünftigen Braut und deren Mutter beendet, eine Angelegenheit, die ihm endlos erschienen war.
„Das hat dein Vater zweifellos gut für dich arrangiert.“
Royal nahm einen Schluck Brandy. „Zweifellos.“
Sheridan legte den Kopf zurück und musterte Royal sehr von oben herab. „Im Bett wäre es sicher nicht schwer mit ihr.“
„Ich bin ein Mann. Sie ist eine außergewöhnlich schöne Frau. Das wäre es sicher nicht.“
Sherry musterte ihn gründlicher. „Also gut, was ist es, was du an ihr nicht magst?“
Royal holte tief Luft und fuhr sich mit der Hand durch das dunkelblonde
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