Engel für den Duke
gestürzt sind und sich verletzt haben.“
„Es war das Pferd, ich sagte es doch. Wenn er meinem Befehl gehorcht hätte …“
Es schien ihm schwerzufallen, sich zu beherrschen, doch seine Stimme klang weiterhin sanft. „Warum reiten wir nicht nach Süden? Sie können dort ein bisschen von dem Wald sehen. Auf den Zweigen liegt immer noch Schnee. Um diese Jahreszeit ist es dort sehr schön.“
Jocelyn war nur wenig besänftigt. Sie hätte sich verletzen können, der Duke hätte ihre Partei ergreifen sollen, sie hätte das verdammte Pferd schlagen sollen, weil es nicht gehorcht hatte.
Sie sah zu ihm auf, wie er da auf dem Wallach saß, groß, breitschultrig, unglaublich gut aussehend. Vermutlich sollte sie ihm vergeben. Schließlich sollte er ihr Ehemann werden.
„Ich glaube, wir haben unseren Aufpasser verloren“, sagte sie und sah sich um, ohne eine Spur des Dieners zu entdecken.
„Er wird uns finden. Er weiß, wohin wir reiten.“
Aber Jocelyn war froh, dass er fort war. Sie wollte mit dem Duke allein sein. Als sie den Wald erreichten und er vorschlug, ein Stück zu gehen, war sie einverstanden. Der Duke band die Pferde fest, hob sie aus dem Sattel und nahm dann ihre Hand. Er führte sie zu einem kleinen plätschernden Bach.
Am Ufer blieb er stehen, blickte hinaus über die Landschaft. Ein sehr blauer Himmel war über den grünen Hügeln zu sehen, die noch die letzten Spuren des Schnees zeigten.
Jocelyn folgte seinem Blick. „Es ist reizend, Hoheit.“
„Ich wünschte, Sie würden mich Royal nennen, wenigstens, wenn wir allein sind. Darf ich Jocelyn zu Ihnen sagen?“
Sie lächelte. „Gern.“
Er sah sich um. „Das Land bedeutet mir sehr viel. Wenn das Haus wiederhergestellt ist … glauben Sie, Sie könnten hier glücklich werden?“
Sie blickte über die winterlich kahlen Felder, die sich ausdehnten, so weit ihr Auge reichte, und dachte daran, wie kahl sie waren. Auf ihre eigene Weise waren sie vermutlich schön, aber das Landleben war einfach nichts für sie. „Ich nehme an, wir werden auch viel Zeit in London verbringen?“
„Wenn Sie es wünschen.“
Sie lächelte erleichtert und dachte, dass es genügen würde, einmal im Jahr aufs Land zu reisen, wenn sie erst verheiratet wären. „Dann könnte ich natürlich glücklich sein.“
Royal streckte die Arme nach ihr aus, und sie hinderte ihn nicht daran, sie an sich zu ziehen. Sie schloss die Augen, als er sich vorbeugte, um sie zu küssen. Es war eine sanfte, zarte Begegnung ihrer Lippen, bis sie den Mund öffnete. Royal zögerte nur einen Moment, dann küsste er sie fordernder, kostete sie, ließ zu, dass sie ihn schmeckte.
Er kann gut küssen, dachte sie in einem Winkel ihres Bewusstseins. Seine Lippen waren weich und doch fest, feucht, aber nicht nass. Wenn sie erst einmal verheiratet waren, würde es kein großes Opfer bedeuten, ihm die ehelichen Rechte zu gewähren.
Royal löste die Umarmung zuerst. Er sah auf und entdeckte seinen Burschen, der gerade über einen Hügel ritt. „Ich denke, es ist Zeit für uns, nach Hause zurückzukehren.“
Jocelyn schaute über seine Schulter und sah, wie ihr Aufpasser näher kam. „Natürlich.“
Royal half ihr in den Sattel und schwang sich dann auf den Rücken des Wallachs. Schweigend ritten sie zurück zum Schloss, wo der Stallbursche ihnen die Zügel abnahm. Royal hob Jocelyn vom Pferd, und sie gingen zusammen die Stufen zum Haus hinauf. Der Butler öffnete die Tür. Sie betraten die Eingangshalle.
Jocelyn sah ihre Cousine die Treppe herunterkommen. „Lily!“, rief sie. „Wohin willst du so eilig?“
Lily drehte sich um. „Ich wollte gerade ein paar Bänder holen für die Hüte, die ich nähe. Wie – wie war dein Ausritt?“
„Reizend.“ Jocelyn dachte an den Kuss, den sie geteilt hatten, und lächelte Royal strahlend und mit einer Spur von Übermut an. „Wirklich reizend, nicht wahr, Hoheit?“
Aber er schien sie nicht zu hören. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf die Frau gerichtet, die am Fuße der Treppe stand – auf ihre Cousine Lily Moran.
7. KAPITEL
N a schön, Lily.“ Jocelyn schritt auf dem Aubussonteppich in der Suite der Duchess auf und ab. „Ich möchte ganz genau wissen, was zwischen dir und dem Duke geschehen ist, ehe Mutter und ich hier eintrafen.“
Lily stand nur da, zum Äußersten angespannt. „Ich kann nicht verstehen, wovon du sprichst. Nichts Ungehöriges ist mit Seiner Hoheit geschehen. Vor allem habe ich den ganzen Tag gearbeitet, um alles
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