Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
mußte. Ich schob den Eisbeutel noch näher an meine Beule. Ich erinnerte mich weder an den Notarzt noch daran, mich in mein Wohnzimmer gesetzt zu haben. Ich wußte nur noch, daß ich geschossen hatte.
    »Ich habe eine Alarmanlage. Wenn sie die Tür aufgebrochen und sie nicht abgeschaltet haben, hätte die Polizei eigentlich ein Signal erhalten müssen. Warum sind Ihre Freunde nicht schneller gekommen?«
    Mary Louise Neely verzog verärgert das Gesicht. »Es kommt so oft ein falscher Alarm rein, daß sie nicht gleich beim kleinsten Muckser losfahren. Ihre Schläger - die Falken - hatten ungefähr acht Minuten Zeit, und die haben sie genutzt. Was haben die denn gesucht in Ihrer Wohnung?«
    »Das weiß ich nicht.« Ich konnte oder wollte nicht denken denn dann mußte ich mich auch mit dem Gedanken auseinandersetzen, daß meine Wohnung verwüstet war.
    »Wir in der State Street haben die Nachricht nur wegen der Messenger-Kinder bekommen. Alle Reviere suchen nach ihnen, weil ihr Vater so bekannt ist. Der wachhabende Beamte hat sich in dem Zusammenhang an Ihren Namen erinnert. Ich weiß, Mr. Messenger ist nicht allzugut auf Sie zu sprechen, aber ich glaube nicht, daß der Überfall etwas mit ihm zu tun hat - es sei denn, Sie haben Hinweise auf den Aufenthaltsort seiner Kinder gefunden, von denen wir nichts wissen... « Ich rutschte unruhig auf der Bahre herum. »Nein, ich habe nichts gefunden.« Ich dachte an Anton und Gary Charpentier, die auf der Home-Free-Baustelle auf mich geschossen hatten. Aber sie hätten schneller als der Blitz sein müssen, um vor mir in meiner Wohnung zu sein. Jasper Heccomb: Ich war in der vergangenen Nacht in sein Büro eingebrochen. Wahrscheinlich ahnte er, daß ich es gewesen war, weil ich lästige Fragen gestellt hatte. Aber ich hatte nichts mitgenommen, nicht einmal aus seiner Geldschublade. Ich wurde den Gedanken an Fabian nicht los, obwohl ich nicht so recht wußte, warum. Natürlich glaubte ich, daß er Deirdre getötet hatte, daran konnte ich mich noch erinnern, aber in welcher Verbindung stand er zu Heccomb? »Weiß Conrad, daß ich hier bin?«
    »Wir haben versucht, ihn zu erreichen. Er und Terry haben im Grant Park Ball gespielt, aber sie waren nicht mehr da, als wir jemanden rübergeschickt haben. Sie hören ihre Piepser offenbar nicht, aber wir haben überall in der Stadt Nachrichten für sie hinterlassen. Können Sie sich an irgend etwas erinnern, das jemand von Ihnen haben möchte?«
    Der Arzt kam, weil man ihm gesagt hatte, daß ich aufgewacht war. Der ernste junge Mann mit den blutunterlaufenen Augen scheuchte Mary Louise und den anderen Beamten aus dem Zimmer, um meine Reflexe zu prüfen. Es sollte noch ein EEG gemacht werden, um sicherzugehen, daß meine Gehirnströme in Ordnung waren, doch danach konnte ich nach Hause. Der Radiologe würde sich das EEG am Morgen ansehen und mich anrufen, wenn sich weitere Unregelmäßigkeiten ergaben, die am heutigen Nachmittag noch nicht festgestellt werden konnten.
    »Sie sollten heute nacht nicht allein bleiben«, warnte er mich. »Sie dürfen nicht zu viel schlafen - haben Sie jemanden, der Sie immer wieder aufwecken kann?«
    Conrad, wenn ich ihn aufspüren konnte. Ansonsten mußte ich Mr. Contreras bitten. Er würde sich freuen, mich pflegen zu dürfen, aber eigentlich war das zu anstrengend für einen alten Mann und auch zu gefährlich, wenn ein paar Schlägertypen glaubten, ich hätte etwas Interessantes zu verbergen.
    Als die Pfleger mich aus der Röntgenabteilung zurückschoben, warteten schon Lotty und Max auf mich. Sie waren schick gekleidet, Max im Abendanzug, Lotty im klassisch geschnittenen schwarzen Wollkleid. Ihr Stirnrunzeln wirkte genauso streng wie der Schnitt ihres Kleides.
    »Das Äolusquintett.« Ich erinnerte mich, daß sie in ein Konzert wollten, und sprach den Namen laut aus.
    Lottys Gesicht entspannte sich ein wenig. »Also funktioniert dein Gedächtnis doch. Der Arzt hat mir das zwar schon gesagt, aber so was soll man immer erst glauben, wenn man es selbst überprüft hat. Du kommst mit zu mir. Du mußt alle paar Stunden geweckt werden, und ich will sicher sein, daß das auch passiert.« Ich lehnte mich auf die Trage zurück und gab mich ganz dem angenehmen Gefühl hin, umsorgt zu werden. Lotty würde sich um mich kümmern und mir keine Vorwürfe machen, weil ich wieder mal in Schwierigkeiten geraten war. Endlich hatte sie mir wegen der Vorfälle im letzten Jahr vergeben. Bei der Erinnerung setzte ich mich wieder

Weitere Kostenlose Bücher