Engel im Schacht
Gebäudes getätschelt, um es meiner Sympathie zu versichern und zum Verbündeten bei meiner Suche zu machen.
Als ich bei Blakelys Büro anlangte, zog ich die Latexhandschuhe an. Die äußere Tür war verschlossen. Ich hatte vergessen, eine Taschenlampe mitzubringen, so daß ich länger an dem Schloß herumfummeln mußte, als ich eingeplant hatte. Wahrscheinlich würde der Wachmann mir nicht die Stufen hinauffolgen, aber vielleicht stand ihm ja ein Aufzug zur Verfügung, der über ein Notstromaggregat betrieben wurde. Als ich das Türschloß geknackt hatte, eröffnete sich mir der Blick auf den typischen Arbeitsbereich eines Managers: ein Vorzimmer mit einem Warteraum für Gäste, ein Sitzungszimmer, dessen Tür offenstand, und die Tür zum Allerheiligsten, die allerdings verschlossen war. Ich schenkte dem Schreibtisch von Blakelys Sekretärin und den Aktenschränken keine Beachtung, weil ich davon ausging, daß er die wirklich wichtigen Geheimnisse nicht mit ihr teilte. Seine Bürotür ließ sich mit den gleichen Dietrichen öffnen wie die Eingangstür.
Sobald ich in seinem Büro war, ging alles ziemlich schnell. Blakely hatte einen Schreibtisch mit einer Schublade in der Mitte und einen dazupassenden Aktenschrank in Mahagoni. Beide waren verschlossen, ließen sich aber leicht öffnen. Ich begann Akten herauszuziehen und die Aufschriften in dem Dämmerlicht zu entziffern. Zum Glück hatte Blakely ein Eckbüro, so daß durch zwei Fensterfronten Licht hereindrang. Leise durch die Zähne pfeifend, blätterte ich in Berichten über Kredite, Gewinne, Expansionsbestrebungen, ausländische Kunden, Firmenkunden - die laut dem Schreiben ganz vorne in der Akte ein Guthaben von mehr als hundert Millionen Dollar bei Gateway hatten; es waren insgesamt nur elf, unter ihnen Gant-Ag -, über Für und Wider von Bankgeschäften im Ausland, kleine Banken, die es sich vielleicht lohnte aufzukaufen, Personal, das direkt Blakely unterstand.
Die Einzelheiten der vertraulichen Berichte über das Personal interessierten mich nicht, deshalb steckte ich sie sofort wieder in die Schreibtischschublade zurück. Ich überflog die Akten über mögliche Übernahmeprojekte, konnte aber nichts über die Century Bank finden. Unter den ausländischen Kunden befand sich ein ansehnlicher Anteil aus dem Nahen Osten. Ich blätterte diese Akten hastig durch und wollte auch sie gerade wieder in die Schublade zurückstecken, als mir der Name »Gant-Ag« ins Auge sprang.
Nachdem ich einen feudalen Sessel zum Fenster hinübergeschoben hatte, schaute ich mir die Akten genauer an und fand schließlich den Eintrag zu Gant-Ag wieder. Er befand sich in einem Brief von einem Mann namens Manzoor Khalil, dessen Briefkopf ihn als Exporteur mit Niederlassungen in Karatschi und Amman auswies. Er bedankte sich bei Blakely für die Gelegenheit, Geschäfte mit Gateway und Gant-Ag machen zu können, und versicherte ihm, daß Gant-Ags Agrarprodukte ihren Bestimmungsort u nbeschädigt erreicht hatten.
Mein Kunde ist ausgesprochen zufrieden mit den Leistungen von Gant-Ag und hat die Zahlung wie vereinbart bei seiner eigenen Bank auf den Caymaninseln hinterlegt. Ich warte auf Ihre Anweisungen, wie das Geld von diesem Konto zu Ihrem Kunden gelangen soll.
Manzoor Khalil grüßte Donald Blakely zum Schluß noch als geschätzten Kollegen. Ich las den Brief dreimal und hielt ihn dann ein wenig schräg, als erhielte er dadurch mehr Sinn.
Wenn Gant-Ag Geschäfte mit dem Nahen Osten machte, warum wurde dann das Geld nicht einfach auf die eigenen Konten des Unternehmens überwiesen? Vermutlich hatte es Transferagenten auf der ganzen Welt. Selbst wenn es sich um ein Land handelte, in dem es riskant war, Geschäfte zu machen, konnten sie sich das Geld immer noch in Dollars auf eine Bank ihrer Wahl überweisen lassen. Warum dieser Umstand mit dem ausländischen Kundenkonto?
Plötzlich kam mir der Brief in den Sinn, den ich aus Fabian Messengers Schublade gefischt hatte. Senator Gantner dankte ihm darin für seinen Rat bezüglich der Boland-Novelle. Mir war das damals nicht aufgefallen, aber vermutlich arbeiteten Dutzende von Anwälten im Büro des Senators, die ihm Ratschläge zu den unterschiedlichsten Fragen des Bundesrechts gaben. Doch er hatte sich an Fabian gewandt, weil er in Washington niemanden mit der Nase darauf stoßen wollte, daß sein Familienunternehmen illegale Geschäfte tätigte.
Ich wußte nicht allzuviel über die Boland-Novelle. Meines Wissens hatte sie lediglich
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