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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Beamte vom Revier an, um die Nummer von Ruthie durchzugeben. Bevor Terry sie wählen konnte, bat ich ihn, mit Mr. Contreras sprechen zu können. »Er läßt dich ohne Durchsuchungsbefehl nicht in seine Wohnung, aber vielleicht hat er nichts dagegen, wenn ich mit ihm rede. Und je früher du endlich kapierst, daß Emily nicht hier ist, kannst du anfangen, dir Gedanken zu machen, wo sie wirklich steckt.« Fabian warf ein, ich könnte meinem Komplizen vielleicht geheime Signale durchs Telefon geben, also bot ich ihm an, über den Apparat im Schlafzimmer mitzuhören. Terry, der meinen Nachbarn schon kennengelernt hatte, stimmte mir zu. Fabian mußte sich trotz seiner Ungeduld Mr. Contreras' ausführlichen Bericht anhören über sein Leben im Vorort, über das Wohlergehen der Hunde - mit denen tollten jetzt seine Enkel herum, also brauchte ich mir keine Sorgen zu machen -, über die lästigen Spritzen gegen die Tollwut - das war aber nichts im Vergleich zu der Verletzung, die er bei Anzio erlitten hatte, weshalb ich mir wieder keine Gedanken machen mußte - und schließlich über seine S orge hinsichtlich des Verschwin dens von Emily. Fabian versuchte immer wieder, ihn zu unterbrechen, aber Mr. Contreras reagierte entrüstet. »Wieso belästigen Sie die ganze Zeit Vic, statt sich um Ihre Kinder zu kümmern? Wir haben sie schon am Montag für Sie aufgespürt. Wenn Sie gleich auf Vic gehört hätten, hätten Sie eine Wache vor Emilys Zimmer aufgestellt. Und jetzt haben Sie, verdammt noch mal, den Nerv - hoppla, Süße, ist mir so rausgerutscht, aber dieser Esel muß einfach Benimm lernen.«
    »Kann er sich also Ihre Wohnung anschauen?« fragte ich ihn. »Je schneller sie merken, daß Emily nicht hier ist, desto schneller können sie versuchen rauszufinden, wo sie wirklich steckt.«
    Nach einem weiteren Redeschwall stimmte er zu. Er wollte unbedingt wieder nach Hause zurück, doch als ich ihn fragte, ob er noch bis zum Samstag bei Ruthie bleiben könne, erklärte er sich wehmütig dazu bereit.
    »Aber Sie lassen mich nicht auf ewig hier draußen schmoren, oder?«
    »Bloß bis ich mich so weit beruhigt habe, daß ich da rausfahren kann, ohne jemanden umzumähen«, versprach ich ihm.
    Nachdem wir aufgelegt hatten, holte ich seine Ersatzschlüssel aus dem hinteren Fach meines Werkzeugkastens und gab sie Officer Galatea. Mittlerweile wußten alle, daß Emily sich nicht in diesem Gebäude aufhielt, aber trotzdem sahen sich Galatea und Fabian Mr. Contreras' Wohnung an. Ich begleitete sie, um sicherzustellen, daß sie nichts beschädigten - Fabian hätte ich es in seinem labilen Zustand zugetraut, daß er Möbel zerschlug, um seine Frustrationen loszuwerden.
    Terry entschuldigte sich nicht für seinen ungerechtfertigten Verdacht. »Bloß damit du's weißt, Vic: Ich lasse dich von einem Team beschatten, das dich nicht mehr aus den Augen läßt. Wenn du das Mädchen irgendwo versteckt hast, finden wir sie. Und dann geht's dir schlecht. Vergiß das nicht.« »Ganz meinerseits, Finchley. Und jetzt raus hier.«
    Sobald ich gesehen hatte, daß sein Wagen wegfuhr, hastete ich die Belmont Avenue hinauf in den Diner, um mir ein Essen zu genehmigen und Lotty anzurufen. Möglicherweise hatten sie mein Telefon ja schon angezapft.
    Ich wählte Lottys Nummer, während ich auf mein Brathähnchen wartete. »Tut mir leid, daß die Polizei dich heimgesucht hat.«
    »Das ist nicht so schlimm, Vic - wichtiger ist das arme Mädchen. Was ist mit ihr passiert? Glaubst du ... «
    Ich unterbrach sie. »Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, aber ich glaube, daß es ihr gutgeht.«
    Lotty knabberte eine Weile an dieser Information und meinte dann: »Du hast sie doch nicht irgendwo allein gelassen, oder? Oder sie bei deinem Nachbarn und den Hunden untergebracht?«
    »Ich habe überhaupt nichts mit ihr gemacht. Was dich und mich angeht: Wir haben nichts von ihr gehört. Ich sage dir das bloß, weil ich dich als einzigen Menschen auf der Welt nicht hinters Licht führen mag.«
    »Verstehe«, sagte Lotty in trockenem Tonfall. »Und du - alles in Ordnung? Oder möchtest du die Nacht gern hier verbringen?«
    »Ich glaube, ich möchte zur Abwechslung mal wieder in meinem eigenen Bett schlafen. Aber trotzdem danke, Lotty.«
    Als mein Abendessen serviert wurde, verschlang ich es hungrig, aber freudlos. Ich mochte Conrad wirklich. Aber ich mochte niemanden so sehr, daß ich mich so behandeln ließ. Und ganz bestimmt hatte ich kein schlechtes Gewissen, weil die

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