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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Es war zu dunkel, und außerdem hab' ich versucht, mich nicht von Ihnen sehen zu lassen.«
    »Wo bin ich dann hingefahren, Klein Marlowe?«
    »Warum nehmen Sie mich eigentlich nicht ernst? Ich stehe draußen in der Kälte rum, um Sie zu warnen, und Sie behandeln mich wie einen Zweijährigen.«
    »Sie sind mir nachgefahren, um sich selbst zu beweisen, wie clever Sie sind. Könnte ja sein, daß Sie das zum Spaß machen.« Ich lehnte mich gegen die Tastatur.
    Er war frustriert, aber nach einer Weile hatte er sich wieder im Griff. »Sie sind bei der Forty-seventh rausgefahren, stimmt's? Ich bin ziemlich weit hinter Ihnen geblieben, damit Sie mich nicht sehen, aber der andere Typ war direkt hinter Ihnen. Ich hab' Pech gehabt bei der Ampel an der Ausfahrt - Sie und er sind noch bei Gelb durch, aber ich hab' warten müssen. Als ich endlich Grün hatte, waren Sie verschwunden.«
    »Mal angenommen, Sie haben recht und es ist mir tatsächlich jemand gefolgt: Warum sind Sie dann hierhergekommen? Und wo steht überhaupt Ihr Wagen? Den hätte ic h mit Sicherheit nicht übersehen.«
    »Ich hab' ihn um die Ecke abgestellt. Ich dachte mir, wenn der Typ, der Ihnen gefolgt ist, merkt, daß ich ihn beobachte ...« Seine Stimme schweifte ab. »Ich wußte nicht so recht, was ich sonst machen sollte. Wenn der Typ Ihnen wirklich was tun wollte, hätte er ja vielleicht gewartet, bis Sie daheim waren.«
    »Sie waren also auf Heldenruhm aus? Aber warum? Was haben Sie davon, wenn Sie mir ständig nachtrotten?«
    »Ich mag Sie eben. Sie sind der einzige Mensch, der für Darraugh arbeitet und ihm nicht in den Arsch kriecht.«
    »Nun werden Sie mal nicht ungerecht: Ihr Vater hat mich bis jetzt auch nicht gefeuert, weil ich ihm zu unabhängig bin.«
    »War' schön, wenn er mir die Freiheit auch ließe«, murmelte Ken.
    »Eltern haben schreckliche Angst vor den Fehlern ihrer Kinder: Sie wissen, daß sie nicht ihr Leben lang auf sie aufpassen können, und deswegen flippen sie aus, wenn sie Dinge an ihren Kindern entdecken, die sie daran hindern könnten, später mal ein anständiges Leben zu führen.« Ich stand auf. »Wollen Sie immer noch einen Kaffee? Ich genehmige mir lieber einen Whisky.«
    Er lächelte mich an, dankbar, daß ich mich nicht mehr lustig über ihn machte. »Für mich bitte einen Kaffee. Das Trinken gehört nicht zu meinen Schwächen.«
    Er folgte mir in die Küche. »Wollen Sie denn nicht wissen, was passiert ist, als Sie nach Hause gekommen sind?« »Es ist noch mehr passiert?«
    »Ja. Jemand ist die Racine Avenue hinter Ihnen hergefahren. Er ist nicht stehengeblieben; wahrscheinlich wollte er sich nur vergewissern, daß Sie auch wirklich heimgehen.«
    Ich füllte Kaffeebohnen in die Mühle, wartete aber einen Augenblick, bevor ich sie anschaltete. »Ich hab' tatsächlich einen Wagen gesehen, der mir nach Süden gefolgt ist, aber ich weiß nicht, ob er seit Kenwood hinter mir war. Und wenn, ist's auch egal, weil wir ja beide das Nummernschild nicht gesehen haben.«
    Er lehnte sich gegen die Spüle und sah mir dabei zu, wie ich mit Kaffeebohnen und Wasserkessel hantierte. »Tja, in dem Wagen, der Ihnen wahrscheinlich gefolgt ist, waren zwei Leute drin. Ich bin mir ziemlich sicher, daß es zwei Männer waren. Die Marke des Wagens habe ich nicht erkennen können, aber jedenfalls war's ein Viertürer. Dunkel - blau oder grün. Vielleicht auch braun.«
    »Das grenzt die Zahl der verdächtigen Fahrzeuge auf wenige Hunderttausend ein.« Er lachte. »Wieso beobachtet Sie überhaupt jemand?«
    »Keine Ahnung, Junge - eigentlich sollten Sie diese Frage beantworten können, nicht ich.« Ich trug den Kaffee ins Wohnzimmer und nahm auch die Flasche Black Label mit. Als Ken im Wohnzimmer Kaffee trank, kam Mr. Contreras, getrieben von Eifersucht und Neugierde, herauf. Auch er wollte plötzlich einen Kaffee. Während die beiden sich unterhielten, ging ich ins Schlafzimmer, um zu telefonieren.
    Fabian hob beim ersten Klingeln ab, als erwarte er einen Anruf. Als er meine Stimme hörte, klang er weniger eifrig.
    »Du hast mir vorher gesagt, jemand hätte dich gewarnt, daß ich kommen würde. Wer war das, Fabian?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest, Warshawski.« Er log, und noch dazu schlecht. »Mach keine Sperenzchen, Fabian: Jemand verfolgt mich. Wen hast du auf mich angesetzt?«
    »Niemanden. Ich wiederhole: Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Wenn du meinst, du findest deine Tochter, indem du mich beschatten läßt, täuschst du

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